Tarif im Realitätscheck

So viel verdienen Apotheker, PTA und PKA im Mittel

Berlin - 23.07.2024, 13:45 Uhr

(Foto: DAZ/Schelbert)

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Das mittlere Einkommen in Deutschland lag im Jahr 2023 bei monatlich 3.796 Euro brutto für eine Vollzeitstelle. Akademiker erzielten im Median 5.688 Euro. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Bundesagentur für Arbeit. Wie schlagen sich im Verhältnis dazu die Apothekenberufe – und wie nahe liegen die Entgelte für Apothekenangestellte am kürzlich neu ausgehandelten Tarif?

Der jüngste Tarifabschluss zwischen der Apothekengewerkschaft Adexa und dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheker (ADA) hat hohe Wellen geschlagen. Angestellte kritisieren das Gehaltsplus als zu gering, um den Arbeitsplatz Apotheke im Vergleich zu anderen Tätigkeitsfeldern attraktiv zu halten. Inhaberinnen und Inhaber hingegen verweisen einerseits auf die angespannte wirtschaftliche Situation der Apotheken, andererseits auf die gängige Praxis, ohnehin übertariflich zu bezahlen.

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Was Angestellte in Deutschland berufsgruppenübergreifend verdienen und wie sich im Verhältnis dazu die Apothekenberufe positionieren, zeigt jetzt eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit. Demnach lag im Jahr 2023 das mittlere Einkommen in Deutschland bei einer Vollzeitstelle bei 3.796 Euro brutto. Gegenüber dem Jahr 2022 seien die Löhne und Gehälter somit um 150 Euro oder 4,1 Prozent gestiegen, schreibt die Bundesagentur in einer Pressemitteilung vom gestrigen Montag. Arbeitnehmer mit anerkanntem Berufsabschluss bekamen den Angaben zufolge im Median 3.685 Euro, Akademikerinnen und Akademiker 5.688 Euro.

Methodische Hinweise

Die Statistik der BA weist Medianentgelt und keine „Durchschnittsgehälter“ im engeren Sinne aus. Zudem werden nur Vollzeitbeschäftigte berücksichtigt. Die Daten basieren auf der Meldung der Arbeitgeber zur Sozialversicherung. Da Löhne und Gehälter nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung gemeldet werden, die im vergangenen Jahr bei 7.300 Euro in Westdeutschland und 7.100 Euro in Ostdeutschland lag, ist nicht für alle Beschäftigten bekannt, wie hoch das tatsächlich erzielte Entgelt war. Die Statistik der BA weist deswegen das Medianentgelt aus, das heißt, die eine Hälfte der Beschäftigten erzielt ein Entgelt, das unter diesem Medianentgelt liegt, die andere Hälfte liegt darüber. Die BA erhebt die Entgelte immer zum Stichtag 31. Dezember für alle Vollzeitbeschäftigten. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Im Vergleich zum medianen Akademikergehalt ist der Blick in die Gehaltstariftabelle für Apothekerinnen und Apotheker ernüchternd: Im ersten Berufsjahr bekamen sie nach Tarif 3.895 Euro, in der höchsten Gehaltsstufe ab dem elften Berufsjahr waren es 4.697 Euro. Auch nach Inkrafttreten des neuen Tarifs wird die tarifliche Vergütung der Approbierten den Akademikergehältern hinterherhinken: Ab Januar 2026 sind in der höchsten Gehaltsstufe gerade einmal 4.922 Euro vorgesehen.

Eine realistische Idee davon, wie hoch die Gehälter für einzelne Berufsgruppen sind, verspricht der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit, der auf denselben Angaben beruht wie die jüngste Auswertung. Dieser Statistik nach beträgt das mittlere Gehalt für Apothekerinnen und Apotheker 5.126 Euro. Ein Viertel der Approbierten verdient demnach 4.234 Euro oder weniger, ein Viertel 6.002 Euro oder mehr. Übrigens macht der sogenannte Gender-Pay-Gap, also die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen, auch vor den Apotheken nicht Halt: Laut Entgeltatlas bekommen Apotheker im Median 5.593 Euro brutto bei einer Vollzeitstelle, Apothekerinnen hingegen nur 4.955 Euro.

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Was Apothekerinnen jetzt verdienen

Der mittlere Verdienst der Approbierten bleibt also hinter dem von Akademikern allgemein zurück. In den Assistenzberufen sieht es ähnlich aus: Nach bisherigem Tarif bekamen PTA je nach Berufsjahr zwischen 2.419 Euro und 3.072 Euro. Dem Entgeltrechner zufolge waren es im Median 3.091 Euro. Der neue Tarif sieht ab dem Jahr 2026 einen maximalen Verdienst (ab dem 15. Berufsjahr) von 3.267 Euro vor. Der Tarif für PKA lag bisher abhängig von der Berufserfahrung bei 2.156 Euro bis 2.587 Euro. Gemäß Entgeltrechner erhielten sie tatsächlich im Median 2.969 Euro. Ab Januar 2026 gibt es nach Tarif bis zu 2.768 Euro ab dem 14. Berufsjahr.

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Vergleichsweise gute Verdienstmöglichkeiten bieten sich Approbierten, wenn sie bereit sind, eine Apotheke zu leiten. Dann springt für sie laut Entgeltrechner deutlich mehr heraus als ein mittleres Akademikergehalt – wie viel mehr, lässt sich jedoch nicht beziffern. Im Median sind es mehr als 7.100 Euro brutto pro Monat bei einer Vollzeitstelle. Da die Daten auf der Meldung der Arbeitgeber zur Sozialversicherung beruhen und die Beitragsbemessungsgrenze bei 7.100 Euro im Osten und 7.300 Euro im Westen liegt, sind Gehälter oberhalb von 7.100 Euro in dieser Statistik nicht erfassbar.

Den Entgeltrechner der Bundesagentur für Arbeit finden Sie hier.


Christina Grünberg (gbg), Apothekerin, Betriebswirtin (IWW), DAZ-Redakteurin
cgruenberg@daz.online


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3 Kommentare

Apothekengehälter

von Christa Aggensteiner am 24.07.2024 um 12:35 Uhr

Die Gehälter für PtAs sind eine Schande.
Zum Glück bin ich PTA Rentnerin mit
erschreckend kleiner Rente.wenn man bedenkt,
dass die Ausbildung selbst bezahlt werden muss,
Und doch anspruchsvoll ist. Auch die Verantwortung ist groß , oder glauben Sie, daß
Der Apotheker immer daneben steht?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Aldi bietet da mehr

von Mette am 23.07.2024 um 23:03 Uhr

Die Löhne in den Apotheken sind zu niedrig.
Als Hilfsarbeiter bekommt man schon bei Aldi 17 Euro die Stunde. Macht 2700 Brutto im Monat.
Die Löhne werden in den Apotheken knapp über Mindestlohn angehoben.
Eine Schande

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Aldi bietet da mehr

von Christel Herrmann am 27.07.2024 um 14:06 Uhr

Da kann ich Ihnen nur Recht geben. .ich war ( jetzt Rentner) Pharmazieingenieur, die Sachbearbeiter der Krankenkassen hätten sich über mein Gehalt kaputt gelacht.
Das macht sich nach 46,5 Arbeitsjahren bei der Rente bemerkbar

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