Um das Tempo zu erhöhen

Grünes Licht für COVID-19-Impfungen in Italiens Apotheken

Remagen - 18.05.2021, 16:45 Uhr

Damit die COVID-19-Vakzinen schnell unter die Leute kommen, sollen nun auch die Apotheker in Italien mitimpfen. (x / Foto: IMAGO / Peter Endig)

Damit die COVID-19-Vakzinen schnell unter die Leute kommen, sollen nun auch die Apotheker in Italien mitimpfen. (x / Foto: IMAGO / Peter Endig)


Auch in Italien hat die Corona-Impfkampagne deutlich an Fahrt aufgenommen. Für Mai werden 17 Millionen und für Juni 25 Millionen Durchstechflaschen erwartet. Damit die Vakzine schnell unter die Leute kommen, sollen nun auch die Apotheker mitimpfen.

Nachdem die italienische Impfkampagne gegen COVID-19 die besonders gefährdete Altersgruppe der Über-65-Jährigen erreicht hat, bereitet das Land breite Massenimpfungen vor. Um das hohe Aufkommen zu bewältigen, sollen sich neben mehr Ärztegruppen nun auch die Apotheken an der Kampagne beteiligen. „Wir müssen Allgemeinmediziner und Apotheken stärker einbeziehen, damit die Intervention vom derzeitigen Notfallregime in eine strukturiertere Phase übergeht“, erklärt Francesco Paolo Figliuolo in einem Interview mit der Zeitung „La Stampa“. 

Der General des italienischen Armeekorpses wurde Anfang März 2021 von Premierminister Mario Draghi zum außerordentlichen Kommissar für die Umsetzung von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ernannt und mit der Leitung der Impfkampagne betraut. „Wir haben schon viel getan, aber wir müssen das Tempo erhöhen“, sagt Figliuolo. „Mein Ziel ist es, bis Juni 500.000 Dosen pro Tag zu überschreiten.“ 

Schulung erforderlich, aber keine ärztliche Aufsicht

Nach dem Willen der Politik sollen die Apotheker Impfungen gegen COVID-19 ohne ärztliche Aufsicht nach den festgelegten Prioritäten ausführen dürfen. Näheres bestimmt eine Rahmenvereinbarung zwischen der Regierung, den autonomen Regionen und Provinzen sowie den Berufsverbänden Federfarma und Assofarma. Apotheken, die sich der Impfkampagne anschließen wollen, müssen dies mitteilen. Wer impfen will, vorher ein spezifisches Ausbildungsprogramm absolvieren, das vom Institut für Gesundheitsversorgung organisiert wird. 

Mindestanforderungen an die Räumlichkeiten

Die Impfungen können gemäß der Rahmenvereinbarung sowohl in Pavillons im Außen- als auch im Innenbereich der Apotheke stattfinden. Im Innenbereich muss der Impfbetrieb allerdings räumlich getrennt vom normalen Apothekenbetrieb ablaufen. Auch außerhalb der Öffnungszeiten soll in den Apothekenräumen geimpft werden dürfen. Der Ort muss eine angemessene Größe haben, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können. Am Eingang müssen klare Anweisungen über die Zugangsmodalitäten und die maximale Anzahl von Personen, die Zugang haben, sowie die Verhaltensmaßregeln zum Schutz vor Ansteckung bereitstehen. 

Zudem müssen Desinfektionsgele vorhanden und ein ausreichender Luftaustausch gewährleistet sein. Weiterhin muss die Apotheke sicherstellen, dass der Bereich, in dem der Impfstoff verabreicht wird, nur wenige hochfrequente Kontaktflächen hat, die schnell desinfiziert werden können. Jeder an der Impfung beteiligte Mensch soll eine FFP2-Maske tragen. Für die Wartezeit von mindestens 15 Minuten zur Überwachung der geimpften Person sollen gegebenenfalls getrennte Räume im Freien genutzt werden können. Für Notfälle müssen Vorkehrungen getroffen werden, damit der ärztliche Notdienst rasch zur Stelle ist. Die Impfstoffe müssen in Gefrierkühlschränken aufbewahrt werden, die ausschließlich zur Lagerung von Arzneimitteln mit ständiger Temperaturüberwachung bestimmt sind. Die Apotheken bekommen für die Dienstleistung eine Vergütung von 6 Euro pro Impfung.

Jeden Tag zwischen 20 und 30 Impfungen

„Wir sind stolz darauf, unseren Beitrag zu den Impfungen zu leisten“, bekräftigt der Präsident von Federfarma Nazionale, Marco Cossolo, in einem Interview mit dem Corriere della Sera. „Rund 11.400, das heißt mehr als die Hälfte unserer Mitglieder, wollen bereits mitmachen und über 25.000 Kollegen haben die Schulung abgeschlossen.“ Die Impfstoffe sollen voraussichtlich über die Großhändler an die Apotheken geliefert werden. Gerechnet wird mit den Präparaten von AstraZeneca und Johnson & Johnson, die aus logistischer Sicht einfacher zu handhaben sind als die mRNA-Impfstoffe.

Alle Bürger im Alter von 18 bis 60 Jahren könnten die Impfung erhalten, fügt Cossolo hinzu, und zwar auf individuellen Wunsch. „Wer sich impfen lassen möchte, kann sich direkt an seinen Apotheker wenden und einen Termin vereinbaren", erklärt der Verbandspräsident. Cossolo schätzt, dass in jeder Apotheke pro Tag zwischen 20 und 30 Impfungen verabreicht werden können. Der große Erfolg mit den Abstrichen für Corona-Schnelltests macht ihn sicher, dass die Apotheker auch diese Aufgabe professionell erledigen können. 

Start im Aosta-Tal

Anfang der vergangenen Woche starteten Apotheken im Aosta-Tal mit den COVID-19-Impfungen. „Wir haben mit der Altersgruppe von 60 bis 79 Jahren begonnen, an die wir AstraZenecas Vaxzevria verabreichen“, berichtet Alessandro Detragiache, Präsident von Federfarma Valle D'Aosta. „Aber es besteht auch eine große Nachfrage seitens der jüngeren Bevölkerung im Alter von 30 bis 50 Jahren, die so schnell wie möglich und mit jedem verfügbaren Impfstoff geimpft werden möchte.“  

Noch müssen allerhand Probleme im Zusammenhang mit der Lieferlogistik bewältigt werden. Federfarma-Generalsekretär Roberto Tobia ist jedoch zuversichtlich, dass es bis Mitte Juni möglich sein wird, in allen italienischen Apotheken gegen Corona zu impfen.  



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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