Nahrungsergänzungsmittel

Was steckt hinter „RubaXX Cannabis“?

Stuttgart - 26.11.2019, 07:00 Uhr

„RubaXX Cannabis“ wird als Nahrungsergänzungsmittel in Apotheken vertrieben und in der Presse groß beworben. (s / Foto: DAZ.online)

„RubaXX Cannabis“ wird als Nahrungsergänzungsmittel in Apotheken vertrieben und in der Presse groß beworben. (s / Foto: DAZ.online)


„RubaXX Cannabis“ wird als Nahrungsergänzungsmittel in Apotheken vertrieben und groß beworben. Laut Hersteller handelt es sich dabei um ein „hochwertiges Cannabissamenöl“, für das auch ein stolzer Preis aufgerufen wird. Weitere Angaben zu Inhaltsstoffen sucht man allerdings vergeblich. Was unterscheidet RubaXX Cannabis nun aber von CBD-Ölen einerseits und von Hanfsamenölen für den Salat, wie es sie im Supermarkt gibt, andererseits?

Cannabisprodukte boomen. Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel sind überall zu haben, auch in Apotheken. Insbesondere um die Nahrungsergänzungsmittel (NEM), die den nicht berauschenden Inhaltsstoff CBD (Cannabidiol) enthalten, entwickelt sich ein wahrer Hype. Auch in Apotheken kommen Hersteller immer wieder mit neuen Produkten um die Ecke – und das obwohl der rechtliche Status nach wie vor ungeklärt ist. 

Ein weiteres Produkt, das aktuell massiv beworben wird, ist „RubaXX® Cannabis“. Hier gibt es allerdings im Gegensatz zu vielen anderen Produkten keine Angabe zum CBD-Gehalt oder anderen Inhaltsstoffen. Man findet lediglich die Information, dass es sich um 100 Prozent Cannabissamenöl handelt. Es ist also aus einem ganz anderen Teil der Cannabispflanze hergestellt als die meisten CBD-Öle. Für die Gewinnung von CBD werden primär nämlich die Hanfblüten und Blätter aus weiblichem Nutzhanf genutzt. Dieser zeichnet sich durch einen geringen THC- und hohen CBD-Gehalt aus. Bei industrieller Fertigung kommt meist das CO2-Extraktionsverfahren zum Einsatz. Für die weitere Anreicherung von CBD-Öl wird dann oft Hanfsamenöl, Olivenöl oder auch Kokosnussöl verwendet.

RubaXX Cannabis enthält Öl aus Hanfsamen

RubaXX® Cannabis hingegen enthält ausschließlich Öl aus Hanfsamen, zudem laut Hersteller „einen natürlichen Cannabisaromaextrakt, welcher 5 Prozent CBD enthält“. Zu weiteren Inhaltsstoffen hält der Hersteller sich auf Nachfrage bedeckt, ebenso dazu, wie viel CBD im Endprodukt enthalten ist. In der Fachinformation findet sich lediglich die Angabe, dass die Zusammensetzung pro Tagesportion (3 x 5 Tropfen) 500 mg Cannabissamenöl enthält. Auch zu potenziellen gesundheitlichen Benefits dieses Nahrungsergänzungsmittels findet man nichts – kann man auch gar nicht, denn zugelassene Health Claims gibt es nicht.

Was unterscheidet RubaXX Cannabis von Salatöl?

Somit bleibt auch die Frage offen, was RubaXX® Cannabis, abgesehen von dem zugesetzten Cannabisaroma, von Hanfsamenölen, wie sie in Supermärkten und Reformhäusern angeboten werden, unterscheidet. So findet man beispielsweise beim Produkt des Müsliherstellers Seitenbacher die Angabe, dass sein Hanföl durch die ausgewogene Fettsäurezusammensetzung besonders wertvoll sei. Es sei reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Alpha-Linolensäure komme nur in sehr wenigen Speiseölen in solchen Mengenanteilen vor, heißt es. Laut Nährwertangaben sind pro 100 ml 78,6 g mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten, davon 60,5 g Linolsäure (Omega-6) und 17 g Linolensäure (Omega-3).

Damit sind die Angaben dort deutlich detaillierter als beim Apothekenprodukt RubaXX® Cannabis. Ganz deutlich hebt sich RubaXX® allerdings von den Supermarktölen beim Preis ab. Laut Lauer Taxe kosten 10 ml 39,39 Euro. Dafür lässt sich eine vielfache Menge Hanföl im Supermarkt kaufen.

Mehr zum Thema

Vermutlich Omega-Fettsäuren

Was bringt also RubaXX® Cannabis? Aufgrund des hohen Gehalts der Hanfsamen an Omega-Fettsäuren, ist davon auszugehen, dass auch RubaXX® diese Fettsäuren enthält. Angaben macht der Hersteller dazu allerdings keine. Diese haben ohne Frage gesundheitsfördernde Wirkung, den gleichen Zweck erfüllt aber auch ein hochwertiges Salatöl. Von Cannabis- beziehungsweise CBD-spezifischen Wirkungen ist bei RubaXX® Cannabis allerdings nicht auszugehen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Superfood – Beratungswissen Teil 7

Hanfsamen

Dürftige Produktinformation

Was steckt hinter RubaXX Cannabis?

Was muss bei der Abgabe von Blüten und Zubereitungen beachtet werden?

Regulatorisches Dickicht um Cannabis und CBD

Hersteller verspricht Rechtssicherheit

CBD als Medizinprodukt – die Lösung der Statusprobleme?

Was bei CBD- und THC-haltigen Produkten erlaubt ist

Prüfpflichten des Apothekers

Apothekenrecht-Tag bei der Interpharm

CBD als Novel Food könnte einen neuen Hype auslösen

7 Kommentare

Hanfsamenöl-Nepp

von Walter Amann am 02.12.2019 um 4:24 Uhr

Der Beschiss in dieser Branche kennt keine Grenzen und erreicht täglich neue Dimensionen. Dieser „Salatöl-Trick“ ist nicht mal illegal, weil ja keiner behauptet, es wäre ein CBD-Öl. Und dass in Hanfsamen und somit auch im Hanfsamenöl kein CBD drin ist (höchstens 0,00001%), wer weiß das schon?
Verwunderlich nur, dass die Apotheken diesen Nepp mitmachen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Hanfsamenöl-Nepp

von Maximilian Müller am 13.12.2019 um 14:09 Uhr

Apotheken sind letztlich auch am Gewinn orientiert arbeitende Wirtschaftsunternehmen. Genauso wie andere Unternehmen vertreiben sie mit ihrer Handelsspanne versehene auch frei verkäufliche Produkte wie z. B. Hustenbonbons, Cremes, Shampoos usw.
Es ist doch jedem selbst überlassen, ob und welche Produkte er/sie dort kauft!
Auf diese leidige und oft ahnungslose oberflächliche Diskussion von Gesunden über Cannabisprodukte lasse ich mich hier nicht ein!

Danke für die Unterstützung!

von Thorsten Kersting am 27.11.2019 um 19:49 Uhr

Ich danke für die klaren Worte und ihr Statement. Das Thema bewegt !!! Zigtausend mal wurde das Facebook-Video dazu bereits angesehen in dem ich mich über genau dieses Thema ironisch ausgelassen habe, da hier Menschen mit System betrogen werden. 250ml Hanfsamenöl kosten in BioQualität ca. 9,- Euro. Bedeutet: ein 100-fach teureres (10ml 39,- € / 10ml 0,36 €) Salatöl ist nach meinem Verständnis Wucher und Betrug. Sowohl die Verbraucherzentrale als auch Foodwatch habe ich meine Fragen zu diesem Thema gestellt und warte auf Antwort.
Mich würde jetzt mal von Ihnen als Spezialisten interessieren, wie die Apotheken damit umgehen, dass ihr Ruf damit regelrecht mit in den Dreck gezogen wird.
Zumal Sie schildern, dass die Erfahrungen mit dem Unternehmen nicht neu sind.

Freue mich auf Feedback der Redaktion

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Cannabis

von Michael am 14.12.2019 um 13:50 Uhr

Ich finds einfach geil, habe in Cannabis Aktien investiert und lass sie einfach liegen...... Der boom kann kommen.
Fazit : kauft Rubaxx!!!

in Deutschland hergestellt

von norbert brand am 27.11.2019 um 8:56 Uhr

da fällt mir spontan eine Kampagne ein, die unser Kollege Gregor Huesmann mal ins Leben rief: "Scheiß des Monats". Leider wird in D fast nur noch Plunder in unerträglicher Vielfalt hergestellt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Überraschung?

von Stefan Haydn am 26.11.2019 um 9:22 Uhr

Ist das mit dem Preis und dem Produkt und der Werbung bei dieser Firma eine Überraschung?
Übliches Abzockverhalten halt, in der Hoffnung, dass niemand aufklärt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Herrlich

von Karl Friedrich Müller am 26.11.2019 um 9:02 Uhr

Salatöl für viel Geld. LOL. Auf die Idee muss man erst mal kommen.
Es ist schon erstaunlich, was in diesem Staat so geht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.