Pharmazie-Studium an Medizinischer Fakultät

Modellstudiengang rettet Pharmazie in Leipzig

Berlin - 04.11.2016, 09:50 Uhr

Die Apotheker-Ausbildung in Leipzig bleibt gesichert: Pharmazie wird künftig an der medizinischen Fakultät studiert. (Foto:Jan Woitas / Universität Leipzig) 

Die Apotheker-Ausbildung in Leipzig bleibt gesichert: Pharmazie wird künftig an der medizinischen Fakultät studiert. (Foto:Jan Woitas / Universität Leipzig) 


Die Universität Leipzig hat einen Weg gefunden, ihre Pharmazie-Ausbildung zu sichern: Es soll einen Modellstudiengang für Pharmazie innerhalb der Medizinischen Fakultät geben. Darauf haben sich die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD in dieser Woche verständigt.

Seit Jahren war die Zukunft des Pharmazie-Studiengangs ungewiss. 2011 hatte Sachsen seinen Hochschulen einen umfangreichen Stellenabbau auferlegt. Das traf auch die Uni Leipzig – und hier nicht zuletzt das Institut für Pharmazie. Es wurde lange um seinen Erhalt gerungen. Zuletzt war eine Kooperation mit der Uni Halle im Gespräch. Doch dies erwies sich als zu aufwendig. Am 3. November vermeldete die Universität eine andere Lösung: Ein Modellstudiengang innerhalb der Medizinischen Fakultät soll ermöglichen, dass in Leipzig auch weiter Apotheker ausgebildet werden können. Und zwar mehr als die derzeit 36 Studierenden. Darauf haben sich die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD verständigt.

Von Anfang an: Arzneimitteltherapie gemeinsam managen

Der Ansatz kling spannend: Denn in diesem Pharmaziestudiengang werden die Studierenden die verstärkte Kooperation zwischen Arzt und Apotheker für das Management von Arzneimitteltherapien bereits im Studium einüben können. Professor Beate Schücking, Rektorin der Uni Leipzig, erklärt: „Wir planen ein innovatives Studienmodell, das absoluten Modellcharakter haben kann und eine noch engere Verschränkung zwischen unseren lebenswissenschaftlichen Bereichen und der Medizinischen Fakultät ermöglicht“.

Auch Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) lobt das  beschlossene Modell. Sie ist überzeugt, dass es beispielgebend für andere Regionen in Deutschland sein wird. „Denn die Pharmazie profitiert unmittelbar von den neuesten Erkenntnissen der Medizinforschung. Wir gehen damit einerseits neue Wege in der Pharmazieausbildung und sichern gleichzeitig den Fachkräftebedarf der sächsischen Apotheken langfristig.“

Barbara Klepsch (CDU), Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, verwies auf das „Vorzeigeprojekt ARMIN", die sächsisch-thüringische Initiative für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit, mit der bereits Maßstäbe in der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern gesetzt woprden seien. „Dies kann nun noch stärker in der Ausbildung von Ärzten und Apothekern verankert und auch wissenschaftlich weiterentwickelt werden“, so KIepsch.

Land und Uni sorgen gemeinsam für Finanzierung

Rektorin Schücking zeigte sich hoch erfreut, dass es nach den langen Verhandlungen mit der Staatsregierung zu dieser Lösung gekommen ist – und dass der Freistaat einen beachtlichen finanziellen Beitrag leistet. Vorbehaltlich der noch ausstehenden Zustimmung des Landtags werden zunächst 1,5 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt fließen. Diese Summe soll ab 2018 auf jährlich zwei Millionen Euro erhöht werden. Die Uni-Rektorin dankte den an dieser Lösungsfindung beteiligten Ministerien und Abgeordneten.

Auch die Uni selbst leistet einen finanziellen Beitrag. Jährlich eine Million Euro Eigenmittel sollen investiert werden – in interne Umbauten. Und Schücking kann sich noch mehr Unterstützung vorstellen: „Aufgrund des einzigartigen, neuen Aufbaus des Studiengangs hoffen wir zudem auch auf Fördermöglichkeiten von Bundesseite“, sagte sie.

Konzept muss nun ausgearbeitet werden

Professor Michael Stumvoll, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, freut sich ebenfalls auf den neuen, bundesweit einzigartigen Modellstudiengang: „Nun gilt es, alle Partner und universitären Gremien an einen Tisch zu holen und die weiteren Schritte zu besprechen, damit ein in jeder Hinsicht tragfähiges Konzept erarbeitet werden kann.“ 

Der neue Studiengang könnte auch das 2015 von Universität und Universitätsklinikum etablierte Zentrum für Arzneimittelsicherheit (ZAMS) nutzen. Wichtige inhaltliche Bereiche werden die Steigerung der Therapiesicherheit und die Hinwendung zu personalisierter Medizin sein. Die spätere Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker soll gezielt über gemeinsame Lehrveranstaltungen gefördert werden.

Der zeitweilig angedachten Kooperation mit Halle will sich Schücking durch das neue Modell nicht verschließen. Man sehe hier weiterhin grundsätzliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die man nutzen wolle.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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