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- DAZ 29/2012
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Prisma
Ein bisschen an der Uhr drehen
An der Regulation des Blutzuckerspiegels ist unter anderem auch die Leber beteiligt. Bei Nahrungskarenz sorgt sie über die Gluconeogenese dafür, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu weit absinkt, so dass das Gehirn kontinuierlich mit Glucose versorgt werden kann. Vorwiegend findet die Gluconeogenese nachts statt, tagsüber ist sie bei regelmäßiger Nahrungsaufnahme dagegen ausgeschaltet. Kalifornische Wissenschaftler hatten bereits vor zwei Jahren gezeigt, dass der zirkadiane Rhythmus bei der An- und Abschaltung der Gluconeogenese mitmischt: Zwei Moleküle, Cryptochrom 1 und 2, die am zirkadianen Rhythmus beteiligt sind, werden unter anderem in der Leber exprimiert und hemmen dort die Gluconeogenese. Nun haben die Wissenschaftler herausgefunden, wie die Cryptochrome die Gluconeogenese beeinflussen. Sie verhindern, dass Glucagon die Enzyme aktiviert, die für die Synthese von Glucose aus Aminosäuren benötigt werden. Weiterhin haben die Forscher um Steve Kay ein Molekül gefunden, das den Abbau von Cryptochrom 1 und 2 blockiert. Das KL001 genannte Molekül bewirkt darüber eine Verminderung der Gluconeogenese und ist somit in der Lage, den Blutzuckerspiegel zu senken. Der Zusammenhang zwischen Gluconeogenese und zirkadianem Rhythmus ist ein möglicher Erklärungsansatz dafür, dass Schichtarbeiter häufiger an Typ-2-Diabetes erkranken. Ob KL001 ein geeigneter Kandidat für die Behandlung des Typ-2-Diabetes ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht abgeschätzt werden. Bislang wurde das Molekül nur in der Zellkultur getestet. Unter anderem muss untersucht werden, wie fein sich der Einfluss auf die Gluconeogenese über KL001 regulieren lässt. Eine zu starke nächtliche Absenkung des Blutzuckerspiegels muss in jedem Fall vermieden werden.
ral
Quelle: Hirota, T. et al.: Science, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1126/science.1223710
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