Alzheimertherapie

Alzheimer-Antikörper Lecanemab von der FDA zugelassen

Stuttgart - 09.01.2023, 16:15 Uhr

US-Patient:innen mit Alzheimer im Frühstadium können ab sofort mit einem neuen Antikörper behandelt werden. Die Behandlungskosten betragen circa 26.500 US$ pro Jahr. (Quelle: Eisai Co.)

US-Patient:innen mit Alzheimer im Frühstadium können ab sofort mit einem neuen Antikörper behandelt werden. Die Behandlungskosten betragen circa 26.500 US$ pro Jahr. (Quelle: Eisai Co.)


Unter dem Handelsname Leqembi darf die japanische Firma Eisai R&D Management jetzt das Alzheimer-Mittel Lecanemab in den USA vertreiben: In einem beschleunigten Zulassungsverfahren ließ die dortige Zulassungsbehörde FDA den neuen Antikörper zu. Damit steht Patient:innen im Frühstadium der Erkrankung eine neue Therapieoption zur Verfügung.

10mg/kg Körpergewicht, zweiwöchentlich per Infusion verabreicht: Wenngleich die Art der Anwendung nicht gerade anwenderfreundlich ist, so dürfte der nun zugelassene Antikörper Lecanemab dennoch bei einigen Alzheimer-Patient:innen und deren Angehörigen für Hoffnung sorgen. Denn eine kausale Therapie der Erkrankung gibt es bislang nicht. Dadurch, dass Lecanemab an Beta-Amyloid-Ablagerungen bindet und somit für deren Abbau sorgt, ist zumindest der eingeschlagene Wirkmechanismus kurativer Natur.

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Der Zulassung zugrunde liegt eine doppelblinde, placebokontrollierte Phase-2-Studie, in deren Rahmen 856 Alzheimerpatient:innen im Frühstadium über 79 Wochen hin untersucht wurden. Einschlusskriterium war hierbei der Nachweis von Amyloid-Ablagerungen in den Gehirnen der Studienteilnehmenden. Es konnte eine signifikante dosis- sowie zeitabhängige Reduktion dieser Ablagerungen bei den Patient:innen der Verumgruppe gezeigt werden. Dies ordnet die FDA als plausiblen Surrogat-Endpunkt ein, der auf einen therapeutischen Nutzen des Antikörpers schließen lässt. Dass zu Lecanemab mittlerweile auch Ergebnisse einer klinischen Phase-3-Studie publiziert wurden, wertete die FDA positiv. Da die der Studie zugrunde liegenden Daten der Behörde noch nicht vorgelegt wurden, konnten diese jedoch noch nicht in die Bewertung einbezogen werden.

Beschleunigtes Zulassungsverfahren der FDA

Im sogenannten beschleunigten Zulassungsverfahren prüft die FDA Arzneistoffe gegen schwere, bis dato nicht ausreichend behandelbare Erkrankungen. Anders als im regulären Zulassungsverfahren, können im beschleunigten Verfahren Studien berücksichtigt werden, die mittels sinnvoller Surrogat-Endpunkte oder intermediärer klinischer Endpunkte einen klinischen Vorteil und therapeutischen Effekt des untersuchten Arzneimittels plausibel nahelegen. Da Studien mit solchen Endpunkten schneller durchführbar sind, als solche, die tatsächliche klinische Endpunkte messen, soll so die Zeit von der Wirkstofffindung bis zur Zulassung verkürzt werden.

Entsprechend der Einschlusskriterien der Phase-2-Studie, ist Lecanemab nur für Alzheimer-Patient:innen im Frühstadium vorgesehen. Weiterhin wird auf mögliche Nebenwirkungen durch das neue Medikament hingewiesen, im Wesentlichen Reaktionen auf die Infusion, wie sie für viele Monoklonale Antikörper bekannt sind sowie als ARIA (amyloid-related imaging abnormalities) bezeichnete Schwellungen mancher Hirnareale. Letztere sind zeitlich begrenzt und verlaufen bei den meisten Behandelten symptomfrei, bei einigen Patient:innen kann es jedoch zu Kopfschmerzen, Schwindel oder Krampfanfällen kommen. Ob ein Zusammenhang zwischen dem Tod von drei Studienteilnehmer:innen der Phase-3-Studie und dem Medikament besteht, wird derzeit noch geprüft.

Ein Zulassungsantrag bei der EMA könnte noch in diesem Jahr eingehen. Nach Einschätzungen der Alzheimer Forschung Initiative e.V. dürften die Chancen auf eine Zulassung in Europa aufgrund der positiven Phase-3-Ergebnisse deutlich gestiegen sein. Ob sich die Reduktion der Ablagerungen im Alltag der Patient:innen spürbar bemerkbar macht, ist für die Initiative noch zu klären.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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