Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.09.2022, 07:30 Uhr

Es gibt Geld für die ersten pharmazeutischen Dienstleistungen... (Foto: Alex Schelbert)

Es gibt Geld für die ersten pharmazeutischen Dienstleistungen... (Foto: Alex Schelbert)


22. September 2022

Die Gesundheitskioske, eine Herzensangelegenheit von Karl Lauterbach. Er möchte bekanntlich  bundesweit 1000 Gesundheitskioske einrichten. Sie sollen eine unbürokratische und niedrigschwellige Einrichtung sein, in der Pflegekräfte z. B. zu Gesundheitsfragen beraten. In Hamburg gibt es bereits drei solcher Vorzeigekioske. Die Ersatzkassen haben allerdings den Versorgungsvertrag mit dem Gesundheitskiosk in Billstedt-Horn, Hamburg, gekündigt. Der Grund: zum einen das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, zum anderen die Pläne aus dem BMG, Gesundheitskioske bundesweit zu etablieren. So schnell kann’s gehen, mein liebes Tagebuch, vor kurzem wurden die Kioske noch gefeiert, heute sind sie schon auf der Abschussliste der Kassen. Lauterbachs Spargesetz steht seinem eigenen Herzensprojekt im Weg. Vielleicht nimmt er die Anregung vom Deutschen Apothekertag mit, statt Gesundheitskioske übers Land zu verteilen, lieber die vorhandenen Strukturen besser zu nutzen und stärken – z. B. die Vor-Ort-Apotheken. Apothekers könnten auch Gesundheitslotsen werden…

 

Herbstanfang, die Grippesaison steht vor der Tür und die Apothekers stehen mit aufgezogenen Grippespritzen bereit: Sie würden gerne mitimpfen. Denn eigentlich soll es ab diesen Herbst die Grippeschutzimpfung in Apotheken als Regelleistung geben, für alle Versicherten. Und für alle Apotheken, die sich fürs Impfen qualifiziert haben. Das können sie nun nicht, denn der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband haben sich noch nicht auf die Vergütung fürs Impfen geeinigt, was sie allerdings bis Ende August hätten tun sollen. Aber, wie fast immer, wenn diese beiden am Verhandlungstisch sitzen, ist dieser Termin geplatzt. Jetzt ist die Schiedsstelle am Zug, die bis Ende September eine Einigung herbeiführen soll. Wird langsam eng, mein liebes Tagebuch, wird wohl Oktober werden. Und bis dahin können nur die Apotheken, die bisher schon an Modellprojekten teilnehmen, die Grippeimpfung im Rahmen des jeweiligen Modellprojekts verabreichen oder in ein solches einsteigen. Und für alle anderen Apotheken ohne Modellprojekt heißt es nun warten, bis die Schiedsstelle ihre magische Zahl gefunden hat, wie hoch die Apothekervergütung für eine Grippeschutzimpfung sein darf.
Und da muss die Frage gestellt werden: Verdient die Selbstverwaltung noch ihren Namen? Wenn sich die Vertragsparteien kaum noch einigen können und es fast schon zur Routine geworden ist, die Schiedsstelle anzurufen, kann das wahrlich nicht im Sinne des Erfinders sein, so DAZ.online-Chefredakteurin Julia Borsch. Auch der Gesetzgeber hat bereits mitbekommen, dass es gefühlt unendlich lang dauert, bis selbst die Schiedsstelle zu Potte kommt, und daher sogar der Schiedsstelle Fristen gesetzt – die sie allerdings nicht einhält. Denn leider hat der Gesetzgeber  vergessen, Sanktionen bei Überschreiten der Fristen festzulegen. Und da muss man sich letztlich fragen, ob das noch der richtige Weg ist. Ein Blick ins Ärztelager zeigt: Dort schafft man es, meist ziemlich geräuschlos, eine jährliche Honorarerhöhung herauszuschlagen, ganz ohne Schiedsstelle. Warum können die, was unser DAV nicht fertigbringt?

 

Hinten Rennrad, vorne Rollerrad – mit diesem witzigen Bild eines verunstalteten Fahrrads unter der Überschrift: „Am falschen Ende gespart“ weist die ABDA in Zeitungsanzeigen auf die Nöte der Apotheken mit dem geplanten Lauterbachschen Spargesetz hin. Vor allem die Abgeordneten sollen durch diese Anzeigen sensibilisiert werden, dass Apotheken und Patienten unter einer Erhöhung des Kassenabschlags auf zwei Euro leiden werden: „Wer die 18.000 Apotheken schwächt, trifft vor allem die Patientinnen und Patienten.“ Mein liebes Tagebuch, nette Kampagne. Wenn’s hülfe, wär’s toll.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

NEUES aus der KV Hessen

von Dr.Diefenbach am 25.09.2022 um 14:18 Uhr

Lieber Herr Ditzel,sondieren Sie bitte fürs nächste Tagebuch die neuerlichen Pöbeleien des offensichtlich im Amt (vielleicht auch im Leben??)überforderten KV Hessen Vorsitzenden Herrn Dastych-so kann das ja nicht weitergehen.Dieser immerhin mal gewählte Mandatsträger übt ein rhetorisches Primitivum über uns Pharmazeuten aus,
("würden Sie sich von so jemand ein Arzneimittel verordnen lassen")derart fand ich das im Text bei der Konkurrenz, dass ich darum bitte diesem Zeitgeist doch ein Buch aus dem hauseigenen Verlag bzgl. des korrekten Umgangs miteinander zukommen zu lassen.Wie sollen Pharmazeuten UND Mediziner je eine "Einheit" bilden, wenn
derartige Frechheiten(auch Herr DOKTOR Starke war nicht zimperlich)als Leidpoller solche Thesen über unseren Beruf platzieren.Hier würde ich allerdings auch erwarten dass sich in Hessen Vorstände deutlich zu Wort melden und NICHT vornehme Zurückhaltung an den Tag legen.LAK und HAV sollten das nicht durchgehen lassen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: NEUES aus der KV Hessen

von Michael Reinhold am 25.09.2022 um 15:49 Uhr

Auch ich bin der Ansicht, dass sich die KV Hessen bei uns Apothekern zeitnah für ihre Äußerungen entschuldigen sollte.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Homepage der KV Hessen: https://www.kvhessen.de/
Macht die KV Hessen dort doch Werbung für die Aktion "Hessen gegen Hetze". Ziel der Aktion ist es, Hasskomentare und extremistische Internetinhalte möglichst schnell per Meldesystem zu erfassen und den Betroffenen Unterstützung zu gewährleisten.

Das, was Herr Dastych und seine Vereinigung gegenüber uns Apothekern betreibt, ist definitiv Hetze übelster Form. Ich bin gerade am Überlegen, die KV Hessen dort zu melden.

AW: NEUES aus der KV Hessen

von Torben Schreiner am 25.09.2022 um 16:24 Uhr

https://www.deutschlandfunk.de/hintergrund-arzt-oder-apotheke-100.html

Hier nochmal der gesamte Beitrag zum Anhören

Außer Rand und Band ..

von Reinhard Herzog am 25.09.2022 um 12:37 Uhr

Wer hier immer noch seinen Blick auf den Kassenabschlag und die Dienstleistungen fixiert, droht die Kontrolle über sein (wirtschaftliches) Leben zu verlieren.

Das ist doch was für die Portokasse, gemessen an der Kostenlawine, die sich gerade erst in Bewegung setzt. Allein bei den künftigen Angeboten für den Strom werden die meisten hoffentlich gut sitzen, wenn die ins Haus flattern.

Mit den vereinbarten 3% Tarif-Lohnplus zum 1.1. wird die Mehrheit in 2023 auch nicht hinkommen. Da wird man wohl ganz kräftig mit Sonderzahlungen (3.000 € ja möglich) ins Obligo gehen müssen.
Und dass viele Vorlieferanten aller Art gerade anfangen, an der Preisschraube zu drehen, sieht jeder jeden Tag ...
Zinsen werden für einige ebenfalls wieder auf den Schirm kommen.

Wer hier nicht selbst gegensteuert, wird das ganz empfindlich spüren. Auf die Politik sollte man besser nicht bauen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Außer Rand und Band

von Reinhard Rodiger am 25.09.2022 um 14:39 Uhr

Es geht doch nicht nur um privatwirtschaftliche Interessen.
Sagen Sie es doch direkt: die Hälfte wird dem Druck nicht gewachsen sein. Vorher stellt sich die eigentliche Frage: wieviel Dienstleistung ist notwendig, um gravierende Notsituationen zu vermeiden.Wieviel Verlust wird toleriert? Das ist kein privater Weg.Strukturelle Unterfinanzierung ist privatwirtschaftlich nicht zu überwinden.Lagebedingte Sonderfälle ändern daran nichts.
Ich vermisse fundierte Debatte über den „gemeinsamen“
politischen Kurs.Eine verkorkste Verhandlungsstrategie spricht genauso Bände wie die politische Abstinenz, die Versorgungsnotwendigkeiten zu erkennen.Da fehlt natürlich die Nachvollziehbarkeit.
In der Tat, die Reissleine ist individuell sicher empfehlenswert bis zwingend.Doch das ist eine Pseudolösung .Besonders,da die Konsequenzen allseitig ausgeblendet werden.Die Opposition hat Recht: Destabilisierung.Da ist Aufgeben zuwenig.Wenigstens die Verlustliste ist. diskursfähig zu machen.Das liefert die Antwort.

Effizienzreserven

von K. Stülcken am 25.09.2022 um 11:13 Uhr

Ein anderer Gesundheitsminister wäre eine Effizienzreserve gewesen. Was der in seiner Panik an Geld versenkt hat mit seinen völlig überzogenen Bestellmengen an Corona-Impfstoff und Medikamenten incl. Abgabebelohnungshonorar, hätte er besser den Krankenkassen zur Verfügung gestellt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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