DAZ-Umfrage

Wie klappt es mit dem E-Rezept in den Apotheken?

Berlin - 09.09.2022, 07:00 Uhr

Hurra, ein E-Rezept – oder doch nicht? Die DAZ möchte wissen, welche Erfahrungen die Leserinnen und Leser bereits mit den elektronischen Verordnungen gesammelt haben. (s / Foto: picture alliance/dpa | David Inderlied)

Hurra, ein E-Rezept – oder doch nicht? Die DAZ möchte wissen, welche Erfahrungen die Leserinnen und Leser bereits mit den elektronischen Verordnungen gesammelt haben. (s / Foto: picture alliance/dpa | David Inderlied)


Laut TI-Dashboard der Gematik wurden inzwischen 217.371 E-Rezepte eingelöst, fast 12.000 Apotheken haben sich bundesweit als E-Rezept-ready markiert. Zeit, einmal nachzuhaken, wie die Umsetzung in den Offizinen läuft: Gibt es Probleme oder klappt die Belieferung und Abrechnung von elektronischen Verordnungen weitgehend reibungslos? Machen Sie mit bei unserer Umfrage!

Seit einer Woche läuft der E-Rezept-Rollout in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein. Der große Knall blieb zum Start allerdings aus – große Sprünge sind anhand der Zahlen im TI-Dashboard der Gematik zu den eingelösten E-Rezepten nicht zu erkennen. Zumindest in Schleswig-Holstein war das auch nicht zu erwarten, nachdem die Kassenärztliche Vereinigung im Norden sich kurz vor dem Stichtag aus dem Projekt zurückgezogen hatte.

Aus Westfalen-Lippe erreichte die Redaktion derweil eine E-Mail eines verzweifelten Kollegen, der zu Beginn des Rollouts mit massiven Problemen bei der Belieferung zu kämpfen hatte. Er habe seinen Betrieb in den vergangenen 24 Monaten „in der Art und Weise auf das E-Rezept vorbereitet, wie es mir irgendwie möglich war“, schreibt der Apotheker der Redaktion. „Wir haben seit vielen Monaten hier Konnektoren und Terminals stehen, die Heilberufsausweise sind jederzeit griffbereit und die Kostenseite läuft konstant, sodass sich meine EDV-Systemanbieter einen Ast freuen.“

Das erste E-Rezept – ein Erfahrungsbericht

Auf ein E-Rezept wartete er zunächst vergebens – doch dann kam der große Moment: Ein Patient stand mit drei ausgedruckten E-Rezept-Bögen im HV. „Voller Elan ging meine mutigste Mitarbeiterin an die Tat und scannte von Rezept eins den großen QR-Code – und es tat sich was. Nicht sofort, ehrlicherweise auch nicht nach ein paar Sekunden, aber immerhin nach drei bis vier Minuten konnte sie wirklich die ersten drei Medikamente in die Kasse übernehmen“, berichtet der Kollege. „So lange dauerte es, bis die Daten hinter dem QR-Code vom Gematik-Server bereitgestellt wurden. Dabei sitze ich zwar in einem Vorort, bin hier aber nicht in Wolkenkuckucksheim und habe Breitbandanschluss mit Glasfasernetz. An meiner Verbindung kann es nicht gelegen haben. Bis alle drei Rezepte bzw. sieben Medikamente in der Kasse waren, vergingen stolze zehn Minuten.“

Das ist aus Sicht des Apothekers in der Regelversorgung nicht tragbar. „Hochgerechnet auf eine Standardwoche benötige ich also zukünftig entweder fünf neue Kassenplätze nebst (in Zeiten von Fachkräftemangel nicht verfügbaren) Mitarbeitern, zwei neue Wochentage oder sechs Stunden mehr Öffnungszeit pro Tag, um alle E-Rezept-Patienten zu versorgen“, rechnet er vor. Doch die ganz große Ernüchterung folgte noch: Wie sich herausstellte, stimmten ausstellender und signierender Arzt nicht überein – „ich stehe jetzt hier mit unheilbaren nicht abrechenbaren ‚E-Rezepten‘, da in der Gemeinschaftspraxis Arzt A morgens seinen Heilberufsausweis ins Terminal gesteckt hat, Arzt B aber fleißig alle Rezepte des Tages signiert hat. Dass dieser Umstand zu Beginn des flächendeckenden Rollouts überhaupt möglich ist und dort keine Fehlermeldungen kommen, die das Ausstellen der Rezepte verhindern, ist für mich unbegreiflich.“

Haben auch viele andere Apotheken Probleme mit dem E-Rezept?

Mit seinem Ärger ist er nicht allein: In den sozialen Medien und gegenüber der DAZ berichten weitere Kolleginnen und Kollegen über Probleme beim Beliefern und/oder Abrechnen von elektronischen Verordnungen. Ist tatsächlich ein Großteil der Apotheken mit solchen Schwierigkeiten konfrontiert? Oder äußern sich vor allem diejenigen, bei denen es nicht gleich rund läuft? Lassen Sie uns wissen, welche Erfahrungen Sie gemacht haben und nehmen Sie an unserer Umfrage teil!


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Probleme mit dem E-Rzept

von H.A. am 09.09.2022 um 17:51 Uhr

Lieber Kollegen,
um es gleich vorweg zu schicken:
ich bin weder technik -noch digitalisierungsfeindlich eingestellt.
Aber jetzt sollten doch langsam mal alle Kollegen, angesichts schon einiger Erfahrungsberichte zum E-Rezept, verstanden haben, dass das System noch lange nicht ausgereift ist und zu vielfältigen Mehrbelastungen der Apotheken im Betriebsablauf führt.
Von der Haftungsfrage ( kriege ich denn auch mein Geld)
ganz zu schweigen.
Ich halte es im Moment für einen betriebswirtschaftlichen Blindflug.
Mit kollegialen Grüßen
H.A.

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Korrektur

von Christina Müller am 09.09.2022 um 10:05 Uhr

Arzt B stellt Rezepte mit dem HBA von Arzt A aus, muss es natürlich heißen.

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Probleme mit e-Rezept?

von Andreas Grünebaum am 09.09.2022 um 9:47 Uhr

1.) Ich gehe davon aus, dass es sich im oben genannten Beispiel um eine Ausnahme (Server der Gematik nicht erreichbar?) handelte. Wir haben in Hessen in unseren Apotheken e-Rezepte in etwa hoher zweistelliger bis niedriger dreistelliger Anzahl eingelöst. Dabei war die Bearbeitungsgeschwindigkeit nicht zu beanstanden. Die verordneten Arzneimittel standen unmittelbar in der Warenwirtschaft von ixos zur Bearbeitung zur Verfügung.
Sollte jedoch im Regelbetrieb die o.g. Ausnahme zur Regel werden, wäre das System praktisch eine Totgeburt.
2.) unterschiedliche Signaturen sollten in der Anfangsphase keinen Retaxgrund bieten, denn die Krankenkassen haben laut der Abda zugesichert, bis zu einer technischen Lösung im Fachdienst der Gematik bei technisch fehlerhaften E-Rezepten die Kosten für die Arzneimittel zu übernehmen. Bis zum Ende der Friedenspflicht muß die Gematik jedoch nachbessern, damit dies in der Praxissoftware bei Ausstellung erst gar nicht akzeptiert wird.

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AW: Probleme mit e-Rezept

von Christina Müller am 09.09.2022 um 10:00 Uhr

Hallo, Herr Grünebaum!

Vielen Dank für Ihren Beitrag. Bezüglich der Signaturen ist jedoch zu beachten, dass die vereinbarte Friedenspflicht nur dann gilt, wenn noch erkennbar ist, dass ausstellende und signierende Person dieselbe sind. Im oben genannten Beispiel ist das nicht der Fall (Arzt B stellt Rezepte mit dem HBA von Arzt B aus). So hat es zumindest eine DAV-Vertreterin vergangene Woche bei einer Infoveranstalung zum E-Rezept-Start erklärt:

Muss ich das Beliefern eines E-Rezepts ablehnen, wenn der Name des Arztes in der Verordnung und der Signatur nicht übereinstimmen?

Das kommt darauf an, ob erkennbar ist, dass die verordnende und die signierende Person dieselbe sind, erläuterte Szabo. Fehlt etwa der zweite Vorname in Verordnung oder Signatur, sei das kein Problem – in solchen Fällen habe der GKV-Spitzenverband zugesichert, dass es keine Retaxationen geben wird. Handelt es sich aber erkennbar um zwei verschiedene Personen, empfiehlt sie, um ein neues, korrekt ausgestelltes E-Rezept zu bitten. Künftig soll der E-Rezept-Fachdienst der Gematik auf solche Fehler prüfen und gegebenenfalls das Einstellen einer fehlerhaften elektronischen Verordnung unmöglich machen. Bis es so weit ist, müssen die Apotheken die Prüfung – mit Unterstützung ihrer Software – allerdings selbst vornehmen.

Die Textstelle finden Sie in folgendem Beitrag auf DAZ.online: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/09/01/diese-fragen-brennen-apothekern-zum-e-rezept-start-unter-den-naegeln

Beste Grüße,

Christina Müller

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