AkdÄ rät zur Überwachung von Risikopatienten

Bei Polyneuropathie unter Metformin-Therapie an Vitamin B12 denken!

Stuttgart - 29.08.2022, 11:00 Uhr

Bei Menschen mit Diabetes unter Metformin-Therapie sollte man auch an einen möglichen Vitamin-B12-Mangel denken. (x / Foto: merklicht.de / AdobeStock)

Bei Menschen mit Diabetes unter Metformin-Therapie sollte man auch an einen möglichen Vitamin-B12-Mangel denken. (x / Foto: merklicht.de / AdobeStock)


PPI-Einnahme oder vegetarische/vegane Ernährung erhöhen bekanntermaßen das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel. Dass auch das Antidiabetikum Metformin den Vitamin-B12-Spiegel beeinflusst, wird schon länger diskutiert. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft weist in diesem Zusammenhang nun auf die Ähnlichkeit einer durch Vitamin-B12-Mangel ausgelösten Neuropathie zu einer diabetischen Neuropathie hin. Diese sollten nicht verwechselt und Risikopatient:innen auf einen Vitamin-B12-Mangel überwacht werden.

Wie die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vergangenen Donnerstag berichtete, informiert die britische Arzneimittelbehörde derzeit „über das Risiko verminderter Vitamin-B12-Spiegel oder eines Vitamin-B12-Mangels im Zusammenhang mit dem Antidiabetikum Metformin“. Risikopatient:innen sollen entsprechend überwacht werden.

Auch wenn diese Hinweise nicht wirklich neu sind – in der Praxis erfahren sie offenbar noch nicht genügend Aufmerksamkeit. „In den deutschsprachigen Fachinformationen wird das Risiko nicht einheitlich adressiert“, erklärt die AkdÄ dazu.

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Bei Metformin an Vitamin B12 denken?

Die DAZ hatte erst im Mai dieses Jahres über eine Studie berichtet, welche die Aufmerksamkeit auf Vitamin-B12-Spiegel unter Metformin-Therapie lenkte. Darin wurde vor allem auf die Ähnlichkeit einer durch Vitamin-B12-Mangel ausgelösten Neuropathie zu einer diabetischen Neuropathie hingewiesen. „Ob Vitamin B 12 eine kausale Rolle für die Entwicklung einer Neuropathie spielt, war zwar unklar, doch schienen niedrige Vitamin-B-12-Spiegel mit einer Neuropathie assoziiert“, hieß es.

Das sagen Fachinformationen zu Metformin und vermindertem Vitamin-B12-Spiegel

  • Das Risiko steigt mit zunehmender Dosis, Behandlungsdauer und bei Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel*.
  • Wird ein Vitamin-B12-Mangel vermutet (z. B. bei Anämie oder Neuropathie), sollte der Vitamin-B12-Spiegel im Serum überwacht werden.
  • Bei Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel könnte eine regelmäßige Überwachung erforderlich sein.
  • Ein Ausgleich sollte ggf. gemäß aktuellen Leitlinien erfolgen (1;2).

(Quelle: AkdÄ)

Auch die AkdÄ erklärt nun, dass neuropsychiatrische Verschlechterung wie Neuropathie Symptome eines Vitamin-B12-Mangels sein können – neben makrozytärer Anämie oder Glossitis. Und deshalb möchte die AkdÄ „zum Risiko einer verminderten Vitamin-B12-Aufnahme bei Anwendung von Metformin informieren – insbesondere weil einige klinische Symptome eines Vitamin-B12-Mangels in dieser Patientengruppe als Diabetes- oder altersbedingt fehlinterpretiert werden könnten (z. B. Polyneuropathie)“, erklärt sie.

  • Höheres Alter,
  • vegetarische/vegane Ernährung,
  • Komedikation mit Protonenpumpeninhibitoren sowie
  • bestimmte gatrointestinale Erkrankungen (z.B. Morbus Crohn und andere entzündliche Darmerkrankungen, Gastrektomie)

sollten als Risikofaktoren besonders aufmerksam machen. Solche Patient:innen sollen laut AkdÄ überwacht werden. Denn wie die AkdÄ erklärt, können Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel neben verminderter Aufnahme und verstärktem Verbrauch auch verschiedene Formen der Malabsorption sein: Die atrophische Autoimmungastritis könne beispielsweise zur Hypochlorhydrie und so zu Vitamin-B12-Malabsorption führen. Die atrophische Autoimmungastritis sei mit zunehmendem Alter häufiger. Eine weitere Ursache für die Entstehung einer Hypochlorhydrie ist Apotheker:innen gut bekannt: die Anwendung von Protonenpumpenhemmern wie Pantoprazol.

Praxiswissen zu Wirkungen, Nebenwirkungen und Interaktionen

PPI – wie war das noch?

Wie Metformin den Vitamin-B12-Spiegel genau beeinflusst, ist derzeit auch laut der britischen Arzneimittelbehörde noch nicht geklärt: Man gehe von einem multifaktoriellen Mechanismus aus, wobei eine veränderte Darmmotilität, die bakterielle Besiedlung und eine verminderte Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm eine Rolle spielen könnten.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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