Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

07.08.2022, 07:30 Uhr

Das Sommertheater für Apothekers – wenig Spaß, kaum Spiel und viel Spannung. (Foto: Alex Schelbert)

Das Sommertheater für Apothekers – wenig Spaß, kaum Spiel und viel Spannung. (Foto: Alex Schelbert)


5. August 2022

Nur weil Ärztinnen und Ärzte die beiden antiviralen Mittel Paxlovid und Lagevrio, die sich zur Behandlung von Covid-19-Kranken als sehr wirksam erwiesen haben, arg zögerlich verordnen, rüttelt unser Bundesgesundheitsminister am Apothekenprivileg, dem alleinigen Dispensierrecht für Arzneimittel. Lauterbach will mit einer Änderung der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung den Hausarztpraxen erlauben, sich mit den beiden antiviralen Mitteln zu bevorraten und direkt an Covid-19-Erkrankte abzugeben. Mein liebes Tagebuch, welch ein Unding! Was soll das bringen? Was ist am Verordnen auf Rezept für die lieben Doctores so viel schwerer als Paxlovid dem Patienten direkt auszuhändigen. Wo steckt da der tiefere Sinn, der rechtfertigt, das Dispensierrecht einzuführen und den bewährten Vertriebsweg über die Apotheken zu verlassen? Patienten werden doch über Apotheken schnell, wenn es sein muss auch per Botendienst, versorgt, so dass sie unverzüglich mit der Therapie beginnen können. So stellt auch die ABDA in ihrer Stellungnahme zum Lauterbachschen Gesetzentwurf klar: Das Problem ist nicht die Verfügbarkeit und Abgabe der Arzneimittel, sondern „vielmehr die fehlende Bereitschaft der Ärzt*innen (aus welchen Gründen auch immer), diese Arzneimittel zu verschreiben“. So ist es. Mal ehrlich, mein liebes Tagebuch, eine Arzneimittelabgabe in Arztpraxen mit allem Pipapo (Bevorratung, Lagerung etc.) kann doch nur schlechter werden. Und sie kostet! Lauterbach will den Ärztinnen und Ärzten 15 Euro pro abgegebener Packung Paxlovid oder Lagevrio quasi als Aufwandsentschädigung überweisen. Der Hausärzteverband jubelt bereits ob diesen schrägen Vorstoßes aus dem Ministerium. Das sei ein Fortschritt, tönt er. Von wegen, mein liebes Tagebuch. So findet es die ABDA grundsätzlich bedenklich, den Ärztinnen und Ärzten direkte finanzielle Anreize zu einer Arzneimittelverordnung und -abgabe zu eröffnen. Mein liebes Tagebuch, ein Gesundheitsminister, der auch nur ein bisschen Ahnung hat über das Handling mit Arzneimitteln, würde das Apothekenprivileg nicht aushöhlen. Manche vermuten bereits, er will mit diesem Coup den nörgelnden Ärztefunktionären, die sich über die pharmazeutischen Dienstleistungen mockieren, entgegenkommen. Also, ist da Lauterbach noch zu überzeugen? Ich wünschte, es wäre so. Leider sind derzeit keine Anzeichen zu sehen, dass er von seinem sinnlosen Paxlovid-Dispensierrrecht-Deal abrückt.



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Gesundheitsökonomen

von ecke2 am 08.08.2022 um 9:23 Uhr

Wo uns diese Gesundheitsökonomen hinführen sehen wir in Amerika. Das teuerste Gesundheitssystem der Welt. Optimal für die Reichen. Mittelstand und Unterschicht bleiben maximal auf der ´Strecke. Das muß ganz deutlich klar gemacht werden was da auf die Leute zukommt. Diese Ökonomen müssen entzaubert werden.

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Mein liebes Tagebuch

von Bernd Haase am 07.08.2022 um 19:39 Uhr

Liebe DAZ Redaktion,

Wissen Sie welche Ziele die ABDA mit Ihrer Lobbyrbeit in den letzten 18 Jahren für die Anpassung der Vergütung der öffentlichen Apotheken entwickelt hat?

Zum Beispiel Inflationsausgleich von X% für jedes Jahr.

Gibt es dazu irgentwelche Pressemitteilungen oder andere Veröffentlichungen der ABDA ?

Wie wird die Lobbyarbeit der ABDA evaluiert ?

Wie Helmut Kohl das einmal so treffend formuliert hat

"entscheidend ist was hinten rauskommt"

Bernd Haase

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Als Minister hat er uns in der Hand

von Dr. Radman am 07.08.2022 um 10:58 Uhr

Herr Lauterbach hat uns in der Hand. Er will uns zeigen, wo der Hammer hängt. Als Minister kann er nun seinen tief sitzenden Hass und Groll gegenüber Apothekern in Gesetzen und Verordnungen gießen. Manche Kollegen sehen das als Amtsmissbrauch.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mein liebes Tagebuch

von Bernd Haase am 07.08.2022 um 8:56 Uhr

Liebe DAZ Redaktion,

Wissen Sie wer für die Verhandlungen mit dem Bund und den Krankenkassen über die apothekerliche Vergütung verantwortlich ist ?
Der ADA, der DAV, die BAK, die ABDA oder wird einfach gar nicht verhandelt ?

Bernd Haase

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AW: Mein liebes Tagebuch

von DAZ-Redaktion am 07.08.2022 um 15:07 Uhr

Lieber Herr Haase,

mit dem Bund wird nicht verhandelt. Die ABDA kann nur durch Lobbyarbeit versuchen, Einfluss auf die Gesetzgebung und somit aufs Honorar, soweit es gesetzlich geregelt ist, zu nehmen. Wir gehen mal davon aus, dass sie das tut. Die endgültigen Verträge handelt dann der DAV mit den Kassen aus, was die Verhandlungen umfassen, kann unterschiedlich sein. je nachdem wie der Auftrag an die Selbtsverwaltung ist. Bei PharmDL ging es zum Beispiel auch ums Honorar, beim Rahmenvertrag für die AM-Versorgung geht es um die Rahmenbedingungen, das Honorar ist gesetzlich geregelt.
Viele Grüße
Ihre Redaktion

Selbstbewusst oder schweigend?

von Ulrich Ströh am 07.08.2022 um 8:51 Uhr

…Selbstbewusstsein zeigen , ist die Parole…

Stimmt Herr Ditzel .

Was aber, wenn aus Berlin , auch zu diesem Thema von der Abteilung Pressearbeit der ABDA nichts kommt?

Beredtes Schweigen hilft nicht hier weiter..

Quo vadis, Dr. Kern?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

.

von Anita Peter am 07.08.2022 um 7:32 Uhr

https://www.handelsblatt.com/video/unternehmen/flugverkehr-lufthansa-und-verdi-einigen-sich-auf-lohnerhoehung-fuer-bodenpersonal/28578044.html

Verdi:
Maximale Forderung - Maximaler Druck - Maximales Ergebnis
ABDA:
Keine Forderung - Maximales Mimimi - Tritt in den Arsch

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