Firmenporträt

Amapharm – die Könige der Vitamin-Gummibärchen

Düsseldorf - 29.07.2022, 16:45 Uhr

(a / Screenshot: amapharm.de / DAZ)

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Mitten im Saarland, in Neunkirchen, hat der Weltmarktführer für vitaminisierte Gummibärchen seinen Sitz. Amapharm hat mit der süßen Nahrungsmittelergänzung unter eigenen Marken und im Auftrag anderer Unternehmen seit mehr als 25 Jahren mittlerweile in mehr als 90 Ländern Erfolg. Wir stellen das Unternehmen vor und haben mit Co-Geschäftsführerin Andrea Marks über Innovationen, Krisen und Perspektiven gesprochen.

47.000 Einwohner hat die Stadt Neunkirchen im Saarland und ist damit hinter Saarbrücken die zweitgrößte Stadt des kleinsten deutschen Bundeslandes (außer den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg natürlich). Unmittelbar würde man hier vielleicht kein Unternehmen vermuten, das laut Weltmarktführerindex der Universität St. Gallen mit einem Umsatz von rund 59,7 Millionen Euro (Stand 2019) eine weltweite Spitzenposition innehat. Mit Amapharm hat die Stadt aber genau das zu bieten – den Weltmarktführer und Erfinder in Sachen vitaminisierte Gummibärchen, Kaubonbons und Jelly Beans.

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Damit im Branchen-Grenzbereich zwischen Lebensmittel und Pharmazie gelegen, beliefert das Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern mittlerweile mehr als 90 Länder weltweit mit Nahrungsergänzungsmitteln.

Der Name Amapharm ist dabei eine Zusammensetzung aus „Apotheker“, dem Familiennamen „Marks“ und „Pharma“. Der aus Nordrhein-Westfalen stammende Firmengründer Wolfgang Marks ist studierter Pharmazeut und Apotheker und gab im Jahr 1977 seiner damals noch reinen Beratungsfirma diesen Namen. Heute ist er gemeinsam mit Ehefrau Andrea Marks Geschäftsführer des mittelständischen familiengeführten Unternehmens.

YaYa-Bären als eigene Marke in Apotheken

Ende der 1990er-Jahre, so berichtet es die „Brand-Story“ des Unternehmens, habe Wolfgang Marks als Berater im Auftrag eines Pharmaunternehmens eine „angenehme Darreichungsform für ein problematisches Arzneimittel“ ersinnen sollen. Gummibärchen waren seine Idee – und weitergedacht die vitaminisierten Gummibärchen, die heute den Kern des Geschäfts von Amapharm ausmachen. Im Jahr 1996 ging man damit auf den Markt. Unter dem Markennamen YaYa-Bären vertreibt die GmbH aus dem Saarland die Bären ausschließlich in Apotheken.

Der deutsche Markt macht allerdings nur einen geringen einstelligen Prozentteil des Geschäfts aus. Erfolgreicher ist man etwa auf dem amerikanischen Markt sowie in den mehr als 90 Ländern weltweit, in die das Unternehmen exportiert. Täglich verpackt man in den erst vor rund zehn Jahren vergrößerten Werkshallen im Neunkirchener Ortsteil Wellesweiler mehr als 100.000 Dosen mit Gummibärchen.

Ein Großteil davon trägt allerdings andere Markennamen – denn zum Konzept des Unternehmens gehört es, „Private-Label-Produkte“ im Auftrag zu produzieren: „Qualitativ hochwertige und von einem erfahrenen Apothekerteam ausgewählte sowie geprüfte Vitamin Gummibärchen, Jelly Beans und Kaubonbons mit Ihrer eigenen Formulierung und eigenem Layout“, wie Amapharm etwa in seinem Web-Auftritt anpreist.

Das Portfolio reicht dabei mittlerweile vom Vitamin-Gummibärchen bis zum veganen Anti-Stress-Fruchtgummi. Es gibt verschiedene Formen, Farben und Zusätze von verschiedenen Vitaminen über „Hair-Skin-Nail Collagen“ und Kalzium bis hin zu Melatonin – und das mittlerweile auch als Jelly Beans oder Kaubonbons. Auch eigene Formulierungen lassen sich etwa per Mail-Formular bestellen.

Dabei taucht der Name Amapharm oft gar nicht auf den Verpackungen auf. „Amapharm genießt und schweigt: Auf die Diskretion des Hidden Champions können sich alle Auftraggeber verlassen“, beschreibt es das Unternehmen selbst.

Pharmastandards wo möglich bei allen Zutaten und Produkten

An alle Zutaten und Produkte lege man wo möglich hohe Pharmastandards und könne sich so von Mitbewerbern abheben, sagt Andrea Marks. Etliche internationale Zertifizierungen, deren Standards das Unternehmen einhält, unterstreichen diesen Anspruch wohl.

Ein Standard sei auch, nicht auf „viel hilft viel“ zu setzen, was gerade bei Vitaminzusätzen in Nahrungsergänzungsmitteln nicht selten geschieht. Unter anderem mit kindersicheren Verpackungen und exakten, nicht zu hohen Dosierungen will man mit seinem Produkt eine gute Nahrungsergänzung anbieten: „Nicht zu viel Vitamine, nicht zu viel Naschen“, heißt es im Amapharm-Webauftritt.

Hervorheben kann man auch das Engagement der Saarländer. So sei man „stolzer Partner“ der internationalen Hilfsorganisation Vitamin Angels, die sich dafür einsetzt, Kindern und Frauen weltweit Zugang zu ausreichender Nährstoff-Versorgung zu geben. Außerdem unterstütze man aus Überzeugung etwa die Ziele der Vereinten Nationen der Corporate-Responsibility-Initiative des UN Global Compact und ihre Grundsätze in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung, sagt Andrea Marks. Seit 2020 setzt sich das Unternehmen dafür ein.

Auch national und regional engagiert man sich, etwa in der „Wissensfabrik“ und in regionalen Kindertagestätten. Außerdem setzt sich Andrea Marks auch als Mentorin für Start-up-Unternehmen ein.

Co-Geschäftsführerin Andrea Marks im Interview

Im Interview erzählte uns die Amapharm-Co-Geschäftsführerin mehr über Innovationen, Bewältigung der aktuellen Krisen und Perspektiven des Unternehmens.

DAZ: Ihr Unternehmen ist Weltmarktführer in Sachen vitaminisierte Gummibärchen. Wie entstand die Idee für dieses Produkt und wie schwierig war damals der Weg zum ersten präsentierbaren Ergebnis?

Andrea Marks: Mein Mann Wolfgang Marks kam Anfang der Neunzigerjahre, damals noch als Berater für die Pharmaindustrie, über den Auftrag, eine angenehme Darreichungsform für ein problematisches Arzneimittel zu finden, auf die Idee, Gummibärchen zu nutzen. Weitergedacht kam ihm die Idee, Vitamine in dieser Form lecker zu verpacken, womit die Vitamin-Gummibärchen geboren waren. Für die Firma Amapharm vollzog sich damit ab 1996 der Wandel vom reinen Beratungsunternehmen hin zum gut beratenden Herstellerunternehmen.

Im Heimatmarkt Deutschland mussten wir allerdings anfangs lernen, dass die Verbreitung einer guten Idee auch viel mit Mentalität zu tun hat. Der internationale Durchbruch gelang dann schließlich in den Vereinigten Staaten – und heute vertreiben wir als Weltmarktführer Nahrungsergänzungsmittel in mehr als 90 Ländern weltweit.

Die Palette Ihrer Produkte reicht mittlerweile vom Multivitamin-Gummibärchen bis zum Besser-Einschlafen-Kaubonbon. Welche Entwicklungsmöglichkeiten für neue Produkte sehen Sie noch für die Zukunft? Und wären auch andere Arzneimittel außer Nahrungsergänzungsmittel in Gummibärchen- oder ähnlicher Form für Sie eine denkbare Produktsparte?

Unser R&D-Team (Research and Development, Forschung und Entwicklung) arbeitet kontinuierlich an Innovationen, um auch in den kommenden Jahren innovative Nahrungsergänzungsmittel anbieten zu können. Um Arzneimittel in Fruchtgummiform vermarkten zu können, müsste sich das regulatorische Umfeld ändern.

Ihr Unternehmen ist recht fokussiert auf die Produktlinien der angereicherten Gummibärchen und Bonbons. Wie schaffen Sie es, sich da als Weltmarktführer aus dem Saarland zu behaupten und gegen möglicherweise günstigere Konkurrenz eventuell aus Asien zu bestehen?

Wir legen so weit als möglich Pharmastandards an unsere Produkte an und können uns daher über die Produktqualität von den Mitbewerbern abheben. Neben der Qualität sind auch die Flexibilität und die Schnelligkeit ein entscheidender Wettbewerbsvorteil der Amapharm.

Die aktuellen Krisen wie der Ukraine-Krieg sorgen für Verteuerung von Rohstoffen und Energie, COVID-19 für Lieferketten-Unterbrechungen. Wie sehr macht dies auch Ihrem Unternehmen zu schaffen?

Die aktuellen Krisen sind eine große Belastung und stellen uns täglich vor neue Herausforderungen, da zahlreiche Komponenten aus unterschiedlichen Kategorien fehlen und so Bestellungen nicht pünktlich ausgeliefert werden können. Die Preissteigerungen können nur begrenzt an die Kunden weitergegeben werden.

Sie engagieren sich mit Amapharm in mehreren Initiativen, NGOs und Programmen der Vereinten Nationen. Was bedeutet dieses Engagement für Sie?

Wir sehen soziales Engagement als unsere gesellschaftliche Verantwortung an. Da wir davon überzeugt sind, dass Bildung essenziell für die Zukunft der Wirtschaft in Deutschland ist, engagieren wir uns zum Beispiel in der Wissensfabrik. Die Ziele der Vereinten Nationen unterstützen wir aus Überzeugung.

Wie blicken Sie perspektivisch für Ihr Unternehmen in die Zukunft?

Wir sehen die Zukunft unseres Unternehmens als günstig an, da die Wachstumschancen der Darreichungsform „functional confecionary products“ auch in den kommenden Jahren sehr vielversprechend sind. Außerdem sehen wir weiteres Wachstumspotenzial durch globale Expansion.

Frau Marks, vielen Dank für das Gespräch!


Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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