Sanacorp Vertreterversammlung

Sonderdividende zum 100. Jubiläum im Jahr 2024

München - 27.06.2022, 10:44 Uhr

Sanacorp-Chef Dr. Herbert Lang stellte bei der Mitgliederversammlung vergangenen Samstag in München die Zahlen vor. . (s / Foto: Sanacorp)

Sanacorp-Chef Dr. Herbert Lang stellte bei der Mitgliederversammlung vergangenen Samstag in München die Zahlen vor. . (s / Foto: Sanacorp)


Die Mitglieder des genossenschaftlichen Pharmagroßhändlers Sanacorp, die sich vergangenen Freitag zu ihrer jährlichen Versammlung trafen, erhalten nicht nur für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividende von bis zu 14 Prozent, sondern können im Jahr 2024 zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens zudem mit einer Sonderdividende rechnen. Trotz Zuwächsen bei Umsatz und Vorsteuerergebnis, zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Herbert Lang mit der Umsatzrendite allerdings nicht zufrieden. Eine große Herausforderung stellen für den Pharmahändler die stark gestiegenen Energiekosten dar.  

Die Mitglieder der Planegger Großhandelsgenossenschaft Sanacorp können sich über üppige Dividendenzahlungen freuen: Nicht nur, dass die Genossen für das abgelaufene Geschäftsjahr mit einer gegenüber 2020 unveränderten Dividende von bis zu 14 Prozent rechnen können – neben der Basisdividende von 3,2 Prozent winkt allen Mitgliedern, die 2021 bei einem der Sanacorp-Tochterunternehmen mehr als 600.000 Umsatz gemacht haben, eine Förderdividende von 10,8 Prozent. 

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Darüber hinaus steht den Anteilseignern für das Jubiläumsjahr 2024, wenn Sanacorp seinen 100. Geburtstag feiert, eine Sonderdividende zu. Die soll 0,1 Prozent je Mitgliedsjahr betragen. Hinzu kommt ein sogenannter „Dividendenbooster“ von einmalig 0,5 Prozent für jene Apotheker, die im Zeitraum 2012 bis 2023 mindestens einmal die jährliche Umsatzschwelle von 600.000 Euro erreicht haben. Der Weg dafür wurde auf der diesjährigen Vertreterversammlung in München, der ersten Präsenzveranstaltung seit drei Jahren, durch eine Satzungsänderung geebnet.

Positive wirtschaftliche Entwicklung mit Schattenseiten

Möglich machen diese Auszahlungen die grundsätzlich positive wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens, die nach den Ausführungen des Vorstandsvorsitzenden Herbert Lang allerdings auch ihre Schattenseiten hat. So legte der Umsatz des Sanacorp-Konzerns von 4,75 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 5,26 Milliarden Euro im Jahr 2021 zu. Das Ergebnis vor Steuern kletterte in dieser Zeit von 30,6 Millionen Euro auf 45,7 Millionen Euro. Nach oben ging es erstmals seit Jahren auch wieder mit den Mitgliederzahlen: Diese lag 2021 bei 7437, das sind 82 mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2010 hatte Sanacorp noch über 8100 Mitglieder.

Weniger zufrieden zeigte sich Lang mit der Umsatzrendite von 0,4 Prozent. Eine Ursache sei, dass die Genossenschaft aufgrund der Margendeckelung zu wenig an hochpreisigen Arzneimitteln verdiene. Lang: „Wir brauchen endlich eine Anpassung unseres Vergütungssystems.“

Eine große Herausforderung sieht der Sanacorp-Chef auch in den stark steigenden Energiepreisen. Das Unternehmen sei gezwungen, diese „explodierenden Mehrkosten“ gestaffelt und abhängig von den tatsächlich entstehenden Kosten an die Apotheken weiterzugeben.

Digitalisierung und Botendienste

Als „Baustelle“, die für die Zukunft der Branche allerdings von erheblicher Bedeutung sei, bezeichnete Lang die Digitalisierung. Diese sei mehr als ein Modetrend und biete den Apothekern erhebliche Chancen. Sanacorp arbeite weiter daran, den Mitgliedern die entsprechende digitale Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Lang wörtlich: „Wir haben ein Interesse daran, dass auch sie digital gut aufgestellt sind“. 

Konkret nannte er das Portal Gesund.de und die Kooperation Meine Apotheke (mea) mit mittlerweile über 3000 teilnehmenden Apotheken. Darüber hinaus arbeite Sanacorp weiter daran, „wirklich umfassende E-Commerce Dienste anzubieten“. So sei man dabei, Apothekenwarenwirtschaftssysteme anzubinden. Mit der App Meine Apotheke sei zudem ein neuer Kanal geschaffen worden. „Damit hat der Kunde seine Apotheke quasi immer dabei“, so Lang. Wichtig sei, dass die Vor-Ort-Apotheken im „Haifischbecken der Digitalisierung“ ihre Stärke zeigten.

Auch die Kooperation mit dem Botendienst Aponia soll weiter ausgebaut werden. Bis Ende des Jahres wolle man damit in mindestens zwölf Städten vertreten sein. Während andere Unternehmen versuchten, „das Lieferando des Apothekenmarktes zu werden“, stehe bei Aponia die Vor-Ort-Apotheke im Vordergrund. Die Apotheker würden rechtlich die Hoheit behalten; Ziel sei es, eine nachhaltige individuelle Kundenbindung aufzubauen. Generell rechnet Lang bei Einführung des E-Rezeptes mit einem starken Anstieg der Botendienstlieferungen auch im Apothekenbereich.

Langsamdreher in Neuenstein

Die im vergangenen Jahr übernommene Fiebig Gruppe wird nach den Worten Langs derzeit an Sanacorp angebunden. Mit der Niederlassung in Rheinstetten werde die Verfügbarkeit an Arzneimitteln weiter steigen.

Die 19. Niederlassung des Unternehmens in Neuenstein ist nach den Angaben Langs „erfolgreich ans Netz“ gegangen und habe die Lieferfähigkeit des Konzerns nochmal verbessert. Über Neuenstein würden bis zu 40.000 „Langsamdreher“ beziehungsweise „Exoten“ vertrieben, die im Bedarfsfall in einer Nacht an alle anderen Niederlassungen in Deutschland geliefert werden könnten. Der Umbau der Niederlassung Düsseldorf kommt nach seinen Worten ebenfalls gut voran, wenngleich die Sanierung teurer als geplant werde. Die Arbeiten sollen bis Ende 2025 termingerecht abgeschlossen sein.

Kritik an Gesundheitspolitik

Mehrere Seitenhiebe teilte Lang in Richtung Politik aus. So kritisierte er immer wieder auftretende Lieferengpässe bei wichtigen Arzneimitteln. Dies seien vielfach hausgemachte Probleme; oftmals lohne sich die Wirkstoffproduktion in Deutschland nicht und der Preis sei meist das alleinige Auswahlkriterium. Damit blieben hierzulande oft nur wenige Anbieter übrig. Seit Jahren steuere der Arzneimittelmarkt getrieben von dirigistischen Maßnahmen auf den Abgrund zu. Die Politik, so Lang, müsse wieder mehr über eine nachhaltige Arzneimittelversorgung nachdenken: „Unabhängigkeit, Qualität und Versorgungssicherheit gibt es nicht zum Nulltarif.“


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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