Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

26.06.2022, 07:30 Uhr

Wann endlich fordern die deutschen Apothekers mehr Honorar? (Foto: Alex Schelbert)

Wann endlich fordern die deutschen Apothekers mehr Honorar? (Foto: Alex Schelbert)


Das E-Rezept und sein kommender Rollout – vergesst es, so wird’s nichts. Das meint zumindest ein Informatiker, der selbst in dieser Branche tätig ist. Ob’s so kommt? Die Digitalisierung jedenfalls ist nicht mehr wegzudenken, wir sollten sie mehr nutzen – sagen die Gesundheitsminister auf ihrer Konferenz. Und die Bayerische Apothekerkammer wird sich in einem Ausschuss um Telepharmazie und digital vernetzte Arzneiformen kümmern. Gut so! Weniger gut: Schnelltests gibt’s nicht mehr für alle kostenlos und die Teststellen bekommen weniger pro Test. Vielleicht hilft das Wort zum Sonntag aus Hamburg: „Die Apotheken brauchen einen Inflationsausgleich beim Festzuschlag.“ Endlich! 

20. Juni 2022

Über Personalmangel klagen die Apotheken schon lange, gefühlt schon weit länger als zehn Jahre. Zwar wurde das Problem immer wieder mal auf Kammerversammlungen und Apothekertagen angesprochen. Ab und an hat auch mal die eine oder andere Kammer eine kleine Aktion zur Nachwuchsgewinnung durchgeführt und ein paar Plakate gedruckt. Auch so manche Apothekenkooperation versuchte junge Menschen für die Apotheke zu begeistern, vor Speeddatings machte man keinen Halt. Und sogar im Ausland ging man auf Suche, mit wechselndem Erfolg, um den Personalbedarf für deutsche Apotheken zu decken. Nicht zuletzt hat der Apothekertag beschlossen, dass ein Nachwuchskonzept erarbeitet werden soll – aber beschlossen heißt eben noch lange nicht gemacht. Also kurzum, mein liebes Tagebuch, so ein richtig spritziges Konzept, um den Nachwuchs für die Apothekenberufe zu begeistern, ist sichtlich noch nicht um die Ecke gekommen – der Personalmangel wird Jahr für Jahr schlimmer. 10.000 Fachkräfte werden in absehbarer Zeit fehlen, so die Prognose. Immerhin, auf Kammerversammlungen in den letzten Wochen spitzten so einige neue Gedanken zur Nachwuchsgewinnung um die Ecke, insbesondere für den PTA-Beruf. Aber unmittelbar auf den Weg gebracht ist auch da noch nichts. Jetzt meldet sich der Nachwuchs, der Bundesverband der Pharmaziestudierenden Deutschland (BPhD) zu Wort. Sein Hilfsangebot und Vorschlag: Nachwuchsförderung für und mit denen, die es betrifft. Also, warum nicht diejenigen in die Ideensuche miteinbeziehen, die es betrifft! Der BPhD: „Wir sind hier und stehen bereit!“ Den Studierenden ist natürlich klar, dass sie auch nur eine Idee davon haben, wie das Leben nach der Approbation tatsächlich aussieht. Aber, wie sie selbst sagen, haben sie eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie ihr Einstieg in und die Vorbereitung (Ausbildung) auf das Leben als approbierte Kraft aussieht und besser aussehen könnte. Mein liebes Tagebuch, wie wahr! Vielleicht sollte man auf welcher Ebene auch immer eine Art Task Force bilden mit dem BPhD, die den Auftrag hat, rasch nach Lösungen zur Nachwuchsgewinnung zu suchen. Hand in Hand mit dem Nachwuchs.

 

Desaströs, Karren im Sumpf, veraltete technologische Basis, gravierende technische Mängel utopische Fantasieziele, alles einreißen und neu bauen – das sind Worte von Jochen Brüggemann über – ja, mein liebes Tagebuch, richtig geraten – über das E-Rezept und seine bevorstehende Einführung. Ja, und wer ist Herr Brüggemann, dass er sich das zu sagen traut? Dass er sogar ein komplettes Scheitern der E-Rezept-Einführung für nicht ausgeschlossen hält? Brüggemann ist Informatiker, hat bei verschiedenen E-Health-Unternehmen gearbeitet. Und er ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Red Medical Systems (das ist das Unternehmen mit der Konnektorenfarm). Im DAZ.online-Interview hält er mit seiner Meinung übers E-Rezept und der Digitalisierungs-Euphorie nicht hinterm Berg und lässt wenig bis nichts Gutes am E-Rezept-Status quo. Man könnte seine Prognose auch so zusammenfassen: So wie das E-Rezept und sein Rollout geplant sind, wird’s nichts. Denn bei vielen Beteiligten, die mit dem E-Rezept arbeiten müssen (Ärzte, Apotheker), fehlt es nach Brüggemann an drei Formen von Anreizen: Geld, Geld und nochmals Geld. Auch was die Telematik-Infrastruktur und die in der Tat zum Teil bereits überholte Technik betrifft, dürfte er so falsch nicht liegen. Man kann ihm also sicher bei einigen Argumenten und Prognosen durchaus zustimmen. Und dass vielleicht im Hintergrund auch ein klein bisschen das Wohl und das Know how seiner Firma der Vater seiner vernichtenden E-Rezept-Prognose sein mag – möglich. Ob aber das Risiko besteht, dass die Einführung von E-Rezept, elektronische Patientenakte & Co komplett scheitert? Oder anders gefragt: Wer glaubt, dass wir im Juni 2023 noch immer zu mehr als 50 Prozent mit dem rosa Rezept auf Papier arbeiten?

 

Bei der Bekanntheit und Nutzung von Bestellplattformen für Arzneimittel gibt’s noch ein Menge Luft nach oben, wie eine aufschlussreiche Umfrage des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) zeigt. Gefragt wurde beispielsweise nach der Bekanntheit und Nutzung von Plattformen wir ihreapotheke.de, gesund.de, mein-apothekenmanager.de, außerdem nach den Lieferdienst-Plattformen First A, Mayd und anderen. Ergebnis: Übermäßig bekannt sind die Plattformen noch lange nicht: 20% der online Befragten geben an, Bestellplattformen für Arzneimittel zu kennen und zu nutzen, 30% kennen diese Möglichkeiten, haben sie aber noch nicht genutzt. Und knapp jeder Vierte kennt diese Plattformen nicht, würde sie in Zukunft gerne nutzen und ein Fünftel kennt sie nicht und will sie auch nicht nutzen.

Wie aus der Umfrage auch hervorgeht, ist die Plattform ihreapotheken.de vom Zukunftspakt Apotheke (bei der u.a. die Noweda und der Burda-Verlag vertreten sind) am bekanntesten, gefolgt von gesund.de (von Phoenix und Noventi). Die Plattform des Deutschen Apothekerverbands mein-apothekenmanager.de steht erst auf Platz drei. Die Arzneimittellieferdienste sind dagegen weniger bekannt und werden auch nur von wenigen Menschen genutzt. Unterschiede gibt es allerdings auch in den Altersgruppen. So ist beispielsweise das Potenzial bei den 30- bis 39-jährigen besonders groß: 40 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe kennen die Bestellplattformen und nutzen diese. Was die Umfrage auch zeigt: Mit zunehmendem Alter der Befragten sinkt die Bekanntheit der Plattformen – mit einer Ausnahme: In der Gruppe der 60-Jährigen ist ihreapotheken.de erstaunlich gut bekannt, 41% dieser Altersgruppe gaben an, diese Arzneimittel-Bestellplattform zu kennen. Vermutlich ist dies darauf zurückzuführen, dass diese Plattform über ihre eigene Apotheken-Kundenzeitschrift „My Life“ beworben wird und das Angebot somit über die Apotheke präsent ist. Mein liebes Tagebuch, man wird diesen Markt beobachten müssen, da kann sich noch viel bewegen – in beide Richtungen.

Übrigens, die BAH-Umfrage hatte auch nach dem Interesse von pharmazeutischen Dienstleistungen gefragt. Die Umfrage, die im März (also noch vor Bekanntwerden der offiziellen Dienstleistungsangebote) stattfand, ergab ein relativ großes Interesse an Messungen (z. B. Blutdruck), an einer Beratung beim Arzneimittelkauf, an Gesundheits- und Pflegetipps und an einer Medikationsanalyse. Mein liebes Tagebuch, man wird sehen, wie die nun ausgehandelten pharmazeutische Dienstleistungen, wenn sie denn angeboten werden, wahrgenommen werden. Interesse in der Bevölkerung ist wohl da.

21. Juni 2022

Es gibt mehrere dieser Arzneimittellieferdienste, die ihren Nutzern versprechen, in nur kurzer Zeit  Arzneimittelbestellungen von einer Apotheke nach Hause zu liefern, z. B. Mayd, First A, Kurando und Cure. Als Start-ups gegründet bemühen sie sich, zunächst in Großstädten Fuß zu fassen. Mein liebes Tagebuch, diese Unternehmen zum Laufen zu bringen, scheint allerdings nicht so einfach zu sein, wie sich die Jungunternehmer das anfangs vorgestellt haben. Da gibt es noch ungeklärte rechtliche Fragen, z. B. ob mit dem provisionsbasierten Preismodell gegen apothekenrechtliche Normen verstoßen wird. Auch das Interesse an diesen Diensten in der Bevölkerung ist, sagen wir mal, nicht unbedingt überwältigend. Und wenn dann noch die Investoren schwächeln und nicht ausreichend Kapital für den Start zur Verfügung zu stellen, kann’s eng werden. So zum Beispiel beim Berliner Lieferdienst Kurando, der bereits ein Insolvenzverfahren einleiten musste.

 

Endlich sagt’s mal einer laut und deutlich: Die Apotheken brauchen einen Inflationsausgleich beim Festzuschlag. Das fordert Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg. Sein Credo: „Wer nichts fordert, wird auch nichts erhalten.“ Mein liebes Tagebuch, wie recht er hat. Und so hat seine Kammerversammlung gleich einen entsprechenden Antrag zum kommenden Deutschen Apothekertag beschlossen: Man wolle für die Zeit ab 2004 einen Inflationsausgleich fordern. Hintergrund: Überall würden die Preise massiv steigen, nur nicht in den Apotheken. Die Hauptertragsquelle der Apotheke liege seit zwei Jahrzehnten auf gleichem Niveau. Mein liebes Tagebuch, es ist wirklich erstaunlich, dass unsere Berufsvertretung dieses Thema nicht viel vehementer angegangen ist – für Ärzte wäre es ein Unding, wenn sich ihre Berufsvertretung noch mit dem Honorarniveau von vor zwanzig Jahren zufrieden geben würde. Aber unsere Standesvertreter zeigten sich immer verständnisvoll, immer habe es Gründe und Ausflüchte gegeben, so Siemsen, warum Honorarforderungen gerade nicht passend seien. Mein liebes Tagebuch, das Thema Honoraranpassung verlangt dringend nach höchster Priorität – da sollten sich unsere Funktionäre auch nicht davon einlullen lassen, dass wir doch immer wieder mit Zusatzvergütungen wie dem Nachtdienstfonds, den Maskenverkäufen oder nun den pharmazeutischen Dienstleistungen kleine Zubrote erhalten. Unsere Basis, das Apothekenhonorar auf Basis der Packungsabgaben ist nicht mehr zeitgemäß! Letztlich müssen Apotheken ihren Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern ein zeitgemäßes Gehalt bezahlen können – mit dem jetzigen Apothekenhonorar wird das eng, sehr eng. Und letztlich wirkt sich das auch auf den Personalmangel in den Apotheken aus: Es hat sich herumgesprochen, dass andere Betriebe (z. B. die Industrie) zeitgemäßere Gehälter zahlen als die Apotheken.

22. Juni 2022

Mit der Beschaffung der Corona-Schutzmasken während der Hochphase der Pandemie haben sich so einige eine goldene Nase verdient. Es geht dabei um die mutmaßliche Vorteilsnahme von Politikern sowie Bereicherung von Unternehmern und PR-Leuten. Das zeigt ein Überblick über den derzeitigen Stand der Aufarbeitung. FFP-2-Masken, die in der Herstellung Centbeträge kosten, wurden zu weit überzogenen Preisen von über fünf Euro pro Stück vom damaligen Bundesgesundheitsminister Spahn eingekauft. Nutznießer dieser Deals waren Jungunternehmer. Aber da wird sich nicht nur Spahn unangenehme Fragen gefallen lassen müssen, auch so einige Gesundheitspolitiker haben sich da ordentlich bereichert durch Verquickung von Abgeordnetenmandat und wirtschaftlichen Interessen. Äußerst aufschlussreich ist auch die Antwort der Bundesregierung von Anfang Juni 2022 auf eine Kleine Anfrage der Partei Die Linke. Hier werden u. a. weitere Maskenbeschaffungen des Bundes und deren jeweilige Kosten dargestellt. Gut verdient haben im Umfeld der Maskenaffäre nicht zuletzt auch Rechtsberater. Mein liebes Tagebuch, irre, wie unverfroren und maßlos hier Millionen gefordert und bezahlt wurden. Jeder wollte damals Masken, jetzt und sofort, egal was es kostet, ohne Maß und Verstand.

23. Juni 2022

Beim Umgang mit Sponsoren will er sich nichts nachsagen lassen, der Seeheimer Kreis, der eher konservative Flügel der SPD: alles transparent, alles öffentlich. Da werden genau geführte Listen veröffentlicht, wie viel ein Sponsor bezahlt und was er dafür bekommen hat. Mit den Sponsorengeldern werden dann wunderschöne Seeheimer Gartenfeste ausgerichtet oder die. berühmten Seeheimer Spargelessen. Und jeder Teilnehmer zahlt auch noch 50 Euro selbst – man will sich da nichts nachsagen lassen. So hat beispielsweise vor Kurzem die Spargelfahrt 2022 auf dem Berliner Wannsee stattgefunden – mit Hilfe der Sponsoren, die diese Gelegenheit für Lobby-Gespräche gerne nutzten. In einer offiziell veröffentlichten „Preisliste für Lobbyisten“ lässt sich nachlesen, dass Interessenten unter vier Sponsoring-Paketen auswählen konnten zu Kosten zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Beim Paket 3 für 10.000 Euro durfte man z. B. das Firmen-Logo auf der Sponsorenwand präsentieren, außerdem eine ganzseitige Anzeige in der Bordbroschüre schalten, Flyer mit Sponsorenlogos ausgeben, man bekam eine Fotodokumentation sowie fünf Bordkarten. Lobbyisten der Sponsoring-Unternehmen shippern dann in lauschiger Atmosphäre bei leckeren Spargelessen auf einem netten Kahn über den Wannsee und tauschen sich mit SPD-Politprominenz aus. DocMorris durfte da nicht fehlen, das Versandunternehmen hatte sich mit 10.000 Euro Sponsoring-Beitrag Zugang zum Spargel-Event des Seeheimer Kreises verschafft. Mein liebes Tagebuch, so läuft das halt mit dem Lobbying und dem Sponsoring in unserer Republik. Über Geld verschafft man sich einen direkteren, persönlicheren Zugang zu Politikern. Welche Sponsoring-Aktivitäten stehen eigentlich bei unserer Standesvertretung auf der Liste?

 

Digitalisierung und Innovation der pharmazeutischen Berufsausübung wird bei der Bayerischen Landesapothekerkammer ganz großgeschrieben. Delegierte konnten mit einem Antrag erreichen, dass ein neuer Ausschuss gegründet wird, der sich genau mit diesen Themen befasst: Telepharmazie, die Herstellung personalisierter Darreichungsformen mittels 3D-Druck oder digital vernetzte Arzneiformen. Bestens, mein liebes Tagebuch, dass nun endlich eine Kammer hier verstärkt aktiv werden muss – auf Bundesebene ist zu diesen Themen gelinde gesagt nicht allzu viel zu vernehmen. Dabei sollte man doch vor allem die Telepharmazie nicht aus den Augen verlieren. Denn es ist gut möglich, dass hier EU-Versender in Zukunft verstärkt tätig werden. Dabei haben doch gerade die Telepharmazie und die telepharmazeutische Beratung für Vor-Ort-Apotheken enormes Potenzial: Das Netz der Apotheken dünnt sich Jahr für Jahr aus, die Wege der Bevölkerung zur Apotheke werden länger – da lässt sich manche Frage zum Arzneimittel durchaus einfacher auf telepharmazeutischem Weg klären. Das Thema hat Zukunft, genauso wie das Thema der digital vernetzten Arzneiformen, bei dem sich derzeit sogar schon Ärzte als Ansprechpartner anbieten, oder auch die personalisierte Arzneimittelherstellung über den 3D-Druck. Mein liebes Tagebuch, da wird sich mit Sicherheit in naher Zukunft einiges tun. Die Apotheke darf diese Entwicklung auf keinen Fall verschlafen oder aus der Hand geben. Schön, dass die Bayern sich dieses Themas angenommen haben.

24. Juni 2022

Die kostenlosen Bürgertests kosten unseren Staat eine Menge Geld, von monatlich 1 Milliarde Euro ist da die Rede. Dem Bundesfinanzminister sind diese Kosten ein Dorn im Auge. Mein liebes Tagebuch, da leider kein „Sondervermögen“ für Tests zur Verfügung gestellt wird, musste Lauterbach handeln: Es gibt zwar weiterhin kostenlose Bürgertests, aber halt nicht mehr für alle. Ab Juli kann sich weiterhin jeder testen lassen, allerdings mit 3 Euro Eigenbeteiligung. Nur für vulnerable Personengruppen, Kinder bis 5 Jahren, Schwangere im ersten Trimenon, Besucherinnen und Besucher in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Haushaltsangehörige von Infizierten und Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, sind die Schnelltests noch kostenlos. Eine Reduktion bei der Vergütung müssen die Teststellen hinnehmen, also auch testende Apotheken: Ab Juli gibt es nur noch 7 Euro für den Abstrich und 2,50 Euro fürs Material. Bei den Testungen, die für die Bevölkerung nicht mehr kostenlos sind, geht der Eigenanteil von 3 Euro an die Teststelle, der Staat vergütet dann nur noch 4 Euro. Mein liebes Tagebuch, einerseits verständlich, dass der Staat sparen will, andererseits stellt sich die Frage, ob da an der richtigen Stelle gespart wird. Beim Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) kommen die neuen Regeln nicht gut an: Er prognostiziert, dass sich viele Menschen nun gar nicht mehr testen lassen. Aus Sicht des Infektionsschutzes sei diese Entscheidung nicht nachvollziehbar, lässt LAV-Chefin Tatjana Zambo wissen. Da kann man ihr nur zustimmen. Fraglich ist wohl auch, ob weiterhin so viele Apotheken die Tests anbieten werden und anbieten können: Die Vergütung wird reduziert, aber die Aufgaben steigen – Teststellen müssen dann nämlich prüfen, ob der zu Testende Anspruch auf einen kostenlosen Test hat oder 3 Euro Eigenanteil bezahlen muss. Wenn die Inanspruchnahme nachlässt, werden wohl nicht mehr alle testenden Apotheken den Aufwand für die Tests vorhalten. Und so schwinden auch die Testmöglichkeiten für die Bevölkerung. Mein liebes Tagebuch, während noch vor nicht allzu langer Zeit der Slogan „testen, testen, testen“, die Richtschnur war, so scheint unsere Regierung nun diesen Weg der Teststrategie zu verlassen. Aber wie Frau Zambo richtig hinzufügt: „Einer Virus-Pandemie kann man nicht fiskalisch entgegentreten.“ Wir werden sehen, was der nächste Herbst bringt.


Die Digitalisierung geht weiter, auch im Gesundheitswesen. Die Gesundheitsministerkonferenz hat dazu einige Beschlüsse gefasst, die auch die Pharmazie betreffen. So sind sich die Gesundheitsminister einig, dass „das erhebliche wirtschaftliche Nutzenpotenzial der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu heben ist“. Darunter fällt der Umgang mit Gesundheitsdaten, der Austausch mit Heilberuflern, die elektronische Patientenakte und anderes. Interessant ist der Beschluss, der Pharmaziestudierende betrifft: In der Approbationsordnung soll verankert werden, dass ein Teil der begleitenden Unterrichtsveranstaltungen künftig – regelhaft und unabhängig von einer pandemischen Lage – in Abstimmung mit der zuständigen Behörde in Online-Formaten durchgeführt wird. Da darf man gespannt sein, welche Veranstaltungen da  online stattfinden werden. Die Gesundheitsministerkonferenz befasste sich darüber hinaus mit der Forderung, den Einfluss von privaten Investoren bei der Gründung und dem Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) einzuschränken. Mein liebes Tagebuch, endlich, möchte man da ausrufen. Es wird höchste Zeit, dass hier der Gesetzgeber aktiv wird. Die Einflussnahme der Investoren auf MVZ wird immer dreister und dramatischer – die Unabhängigkeit einer ärztlichen Therapie ist gefährdet. Hoffen wir, dass sich da schnellstens etwas tut.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

darf ich heute wieder langweilen zu eRezept?

von Karl Friedrich Müller am 26.06.2022 um 17:18 Uhr

vor ein paar Tagen habe ich dem LAV geschrieben und deren öffentliche Haltung zum eRezept kritisiert. Der gesammten Standesvertretung.
Als Antwort kam, dass man trotz der bekannten Mängel öffentlich keine Zweifel zeigen wolle, damit der Kunde nicht zu den Versendern abwandere. Man habe auch Bauchschmerzen.
Was ist denn das für eine Sicht? Wenn es in der Apotheke vot Ort nicht klappt, hat der Kunde noch viel mehr Grund, zum Versand abzuwandern, dann ist man auch noch inkompetent.
Es geh darum, das eRezept in seiner derzeitigen Form zu veerhindern. Das schafft man nicht mit JUBEL: Persönlich halte ich das Argument sowieso für vorgeschoben.
Dann lese ich in der DAZ 25, dass 2 Kollegen die Shop Apotheke erfolgreich verklagt haben. Sie haben das getan, weil ABDA und KAMMERN KEIN INTERESSE zeigten.
Jo - das verdeutlicht grell das Desinteresse der Standesvertretung an Vertretung Offensichtlich lebt man in einer eigenen Bubble. Da wird außer devotem Verhalten gegenüber KK und Politik nichts kommen. Schon gar nicht im Punkt Inflationsausgleich. Die fühlen sich nicht zuständig!
In DAZ 25 ist weiter ein Artikel zweier Nichtapotheker (aber mit VIEL Erfahrung), Mitarbeiter bei NOVENTI, Manager und Wirtschaftsinformatiker, Giermann und Thees, die Ratschläge zur Umsetzung zum Handling mit dem eRezept geben wollen.
Meine Fresse.
BOTENGANG!!!! Klar, manche Kollegen mögen auf dem Weg zur Digitalisierung schon sehr weit sein. Aber wie soll das praktisch gehen? Also der analoge Teil dabei? 1. ist das sauteuer, 2. brauchh ich noch mehr Personal und 3. total realitätsfremd. Botengang "aus Kundensicht zur rechten Zeit". LOL. Botendienst "aktiv bewerben", aber "nicht zu viel versprechen" und "kostendeckend". LOL
Ich verstehe den allgegenwärtigen Druck Richtung Botengang gar nicht. Im Moment sind die Kunden noch nicht soooo sehr darauf fokussiert. Hier wird eine Unmenge unnötiger Stress produziert. WAS soll das? Wozu habe ich Geschäftsräume? Darf ich die dann alleine bevölkern, während meine PTA alle unterwegs sind, Paracetamol für 1,86€ auszufahren?
Es ist nicht hilfreich, wenn Personen, die vom Betrieb eine Apotheke keine Ahnung haben, in dieser Weise zu Wort kommen, auch wenn sie sonst - in ihrem Aufgabengebiet - sehr kompetent sein mögen.
Und ja, ich bin ein alter Sack. Und ich bin hoffentlich bald weg.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: darf ich heute wieder langweilen zu

von Karl Friedrich Müller am 27.06.2022 um 6:55 Uhr

PS
Während man so tut, als wäre alles in Ordnung: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie viele Apotheken plötzlich zum Verkauf stehen? Die Meisten meckern nicht, sie gehen mehr oder weniger still und leise. Die Erosion hat begonnen. Ob es ein Erdrutsch wird?
Die deutschen Regierungen schleifen eine Infrastruktur nach der anderen. Und wie schon bei der verpassten Energiewende wird das Erwachen böse. Auch im Pflegebereich. In NRW streiken seit Wochen die Pflegekräfte. Das wird noch nicht mal veröffentlicht.

AW: darf ich heute wieder langweilen zu

von Jürgen Weinberg am 27.06.2022 um 16:52 Uhr

Lieber Kollege, Sie habe ja so recht! Bei mir sind es noch 5 Jahre...
Gott sei Dank!!!

Nachwuchs

von Dr. Radman am 26.06.2022 um 12:19 Uhr

Der Umgang der Kassen mit den Apothekern und deren industrialisiere Retax-Wahn lässt keinen Nachwuchs begeistern. Die Verbände und deren unterwürfigen Verhandlungen mit den Kassen erschrecken jeden jungen Apotheker vor Selbständigkeit ab. Zu Recht.

Ich schlage vor, dass die gewonnenen Summen aus der Retaxationen nicht den Kassen und deren beauftragten Firmen zugutekommen, sondern direkt dem Gesundheitsfond . Die KK haben eigentlich keinen Anspruch darauf. Aber wem sagen wir das? Die Verbände?
Mir wurde kein Rederecht auf dem DAT eingeräumt. Warum wohl?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs!

von Ulrich Ströh am 26.06.2022 um 9:09 Uhr

Wenn ungelernte , angelernte Sicherheitskräfte auf deutschen Flughäfen aktuell mehr verdienen als langjährige PTAs in unseren Apotheken…dann stellt sich die Frage.wie lange die PTAs in Offizinapotheken das noch mitmachen.

Ohne Geld, viel mehr Geld wird es nicht gehen.
Nach 18 Jahren.

Und dann sind wir beim Inflationsausgleich von Kai-Peter Siemsen. Bin gespannt ,was auf dem DAT draus wird.

Ein neuer Arbeitskreis hilft dabei nicht weiter.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs

von Dr.Diefenbach am 26.06.2022 um 10:07 Uhr

Herr Ströhs Blick in die Zukunft stimmt leider wieder mal.Die Forderungen des Kollegen Siemsen halte ich übrigens
für relativ konservativ formuliert ,ich befürchte allerdings, dass im Zuge der Aussichten der GKV-Finanzen(zuletzt ist von einem
Fehlbetrag von 25 Mrd. Euro die Rede)von anderen Seiten massiver Widerstand kommt.Gerecht gehts doch schon lange nicht mehr zu,
betrachte ich mir die Jahresgehälter der entsprechenden Vorstände, weiterhin deutlich jenseits der 3oo TE.Irgendwo muss DIESES Geld ja herkommen.Und die blinde Betrachtung der apothekerlichen Jahresergebnisse von 2020 und 2021 ist sicherlich ein Hemmnis für Forderungen.AUSSER man
geht ehrlich mit uns um!
Was mich persönlich irritiert ist die Tatsache, dass man -so auch im Tagebuch-nur noch selten etwas über Wissenschaft liest.Dies zeigt aber dann
halt auch,dass es -in Zukunft noch intensiver als im Augenblick-mehr denn je ums Geld geht.Und kann da die Apothekenstruktur von der Organisation
her gegen die Globalplayer auf Dauer Paroli bieten?Ich wünsche dass die ABDA Präsidentin da Pflöcke einschlagen kann...
Das Gutachten zur Strukturanalyse, ja gleich von einigen Funktionsträgern verdammt:DAS muss man genau betrachten.Ist der Ansatz nach QMS-Richtlinien entsprechend durchgeführt?Ist "humaner Widerstand" dem möglichen Postenverlust geschuldet??Ich sehe aber :In unendlich vielen Unternehmen wird rationalisiert:Bei der ABDA wird-das ist bekannt-auch in den nächsten Jahren jeweils ein höherer Haushalt vorgelegt werden-
irgendwann kommt das Problem auf den Tisch, dass bei weiter sinkender Zahl der Betriebe die Beitragsbelastung auch für grosse Einheiten nicht akzeptiert werden könnte.Und dann??Eine Neuausrichtung wie im Gutachten gefordert scheint unausweichlich! "Schlankere Strukturen" sind eben
kein Fremdwort.Übrigens stellt sich auch die Frage;WAS für Ergebnisse weist die ABDA bzgl. "Brüssel" auf?Das ist auch nicht gerade günstig, insofern interessiert mal ,wie die Kollegen aus der Berufsspitze da im Standesinteresse intervenieren?
Eine Diskussion über die zukünftige Ausrichtung des Studiums in den Delegiertenversammlungen ,dies noch am Rande, ist sicher auch notwendig,wobei ich dann wieder bei Herrn Ströh und seiner Zukunftsbetrachtung wäre.Schade wenn solche Wünsche von Delegierten dann
schnell einkassiert werden, damit es ja keine Kontroversen gibt....

AW: Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs

von Conny am 26.06.2022 um 11:07 Uhr

@Herrn Diefenbach : es geht nur ums Geld

Inflationsausgleich

von Torben Schreiner am 26.06.2022 um 8:16 Uhr

Ein Inflationsausgleich muss, neben moderner und steigenden Apothekenberufsausbildungen, das oberste Ziel der kommenden politischen Anstrengungen werden. Nicht nur Mitarbeiter und Inhaber, sondern auch die Apotheker von Morgen benötigen dringend neue finanzielle Anreize, gerade in Zeiten der permanenten Überarbeitung.
Das auf uns zurollende Spargesetz ist aus diesem Hintergrund ein blanker Hohn. Unsere Wertschätzung muss sich in der Vergütung widerspiegeln, in nichts anderem.

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