Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

26.06.2022, 07:30 Uhr

Wann endlich fordern die deutschen Apothekers mehr Honorar? (Foto: Alex Schelbert)

Wann endlich fordern die deutschen Apothekers mehr Honorar? (Foto: Alex Schelbert)


24. Juni 2022

Die kostenlosen Bürgertests kosten unseren Staat eine Menge Geld, von monatlich 1 Milliarde Euro ist da die Rede. Dem Bundesfinanzminister sind diese Kosten ein Dorn im Auge. Mein liebes Tagebuch, da leider kein „Sondervermögen“ für Tests zur Verfügung gestellt wird, musste Lauterbach handeln: Es gibt zwar weiterhin kostenlose Bürgertests, aber halt nicht mehr für alle. Ab Juli kann sich weiterhin jeder testen lassen, allerdings mit 3 Euro Eigenbeteiligung. Nur für vulnerable Personengruppen, Kinder bis 5 Jahren, Schwangere im ersten Trimenon, Besucherinnen und Besucher in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Haushaltsangehörige von Infizierten und Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, sind die Schnelltests noch kostenlos. Eine Reduktion bei der Vergütung müssen die Teststellen hinnehmen, also auch testende Apotheken: Ab Juli gibt es nur noch 7 Euro für den Abstrich und 2,50 Euro fürs Material. Bei den Testungen, die für die Bevölkerung nicht mehr kostenlos sind, geht der Eigenanteil von 3 Euro an die Teststelle, der Staat vergütet dann nur noch 4 Euro. Mein liebes Tagebuch, einerseits verständlich, dass der Staat sparen will, andererseits stellt sich die Frage, ob da an der richtigen Stelle gespart wird. Beim Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) kommen die neuen Regeln nicht gut an: Er prognostiziert, dass sich viele Menschen nun gar nicht mehr testen lassen. Aus Sicht des Infektionsschutzes sei diese Entscheidung nicht nachvollziehbar, lässt LAV-Chefin Tatjana Zambo wissen. Da kann man ihr nur zustimmen. Fraglich ist wohl auch, ob weiterhin so viele Apotheken die Tests anbieten werden und anbieten können: Die Vergütung wird reduziert, aber die Aufgaben steigen – Teststellen müssen dann nämlich prüfen, ob der zu Testende Anspruch auf einen kostenlosen Test hat oder 3 Euro Eigenanteil bezahlen muss. Wenn die Inanspruchnahme nachlässt, werden wohl nicht mehr alle testenden Apotheken den Aufwand für die Tests vorhalten. Und so schwinden auch die Testmöglichkeiten für die Bevölkerung. Mein liebes Tagebuch, während noch vor nicht allzu langer Zeit der Slogan „testen, testen, testen“, die Richtschnur war, so scheint unsere Regierung nun diesen Weg der Teststrategie zu verlassen. Aber wie Frau Zambo richtig hinzufügt: „Einer Virus-Pandemie kann man nicht fiskalisch entgegentreten.“ Wir werden sehen, was der nächste Herbst bringt.


Die Digitalisierung geht weiter, auch im Gesundheitswesen. Die Gesundheitsministerkonferenz hat dazu einige Beschlüsse gefasst, die auch die Pharmazie betreffen. So sind sich die Gesundheitsminister einig, dass „das erhebliche wirtschaftliche Nutzenpotenzial der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu heben ist“. Darunter fällt der Umgang mit Gesundheitsdaten, der Austausch mit Heilberuflern, die elektronische Patientenakte und anderes. Interessant ist der Beschluss, der Pharmaziestudierende betrifft: In der Approbationsordnung soll verankert werden, dass ein Teil der begleitenden Unterrichtsveranstaltungen künftig – regelhaft und unabhängig von einer pandemischen Lage – in Abstimmung mit der zuständigen Behörde in Online-Formaten durchgeführt wird. Da darf man gespannt sein, welche Veranstaltungen da  online stattfinden werden. Die Gesundheitsministerkonferenz befasste sich darüber hinaus mit der Forderung, den Einfluss von privaten Investoren bei der Gründung und dem Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) einzuschränken. Mein liebes Tagebuch, endlich, möchte man da ausrufen. Es wird höchste Zeit, dass hier der Gesetzgeber aktiv wird. Die Einflussnahme der Investoren auf MVZ wird immer dreister und dramatischer – die Unabhängigkeit einer ärztlichen Therapie ist gefährdet. Hoffen wir, dass sich da schnellstens etwas tut.



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

darf ich heute wieder langweilen zu eRezept?

von Karl Friedrich Müller am 26.06.2022 um 17:18 Uhr

vor ein paar Tagen habe ich dem LAV geschrieben und deren öffentliche Haltung zum eRezept kritisiert. Der gesammten Standesvertretung.
Als Antwort kam, dass man trotz der bekannten Mängel öffentlich keine Zweifel zeigen wolle, damit der Kunde nicht zu den Versendern abwandere. Man habe auch Bauchschmerzen.
Was ist denn das für eine Sicht? Wenn es in der Apotheke vot Ort nicht klappt, hat der Kunde noch viel mehr Grund, zum Versand abzuwandern, dann ist man auch noch inkompetent.
Es geh darum, das eRezept in seiner derzeitigen Form zu veerhindern. Das schafft man nicht mit JUBEL: Persönlich halte ich das Argument sowieso für vorgeschoben.
Dann lese ich in der DAZ 25, dass 2 Kollegen die Shop Apotheke erfolgreich verklagt haben. Sie haben das getan, weil ABDA und KAMMERN KEIN INTERESSE zeigten.
Jo - das verdeutlicht grell das Desinteresse der Standesvertretung an Vertretung Offensichtlich lebt man in einer eigenen Bubble. Da wird außer devotem Verhalten gegenüber KK und Politik nichts kommen. Schon gar nicht im Punkt Inflationsausgleich. Die fühlen sich nicht zuständig!
In DAZ 25 ist weiter ein Artikel zweier Nichtapotheker (aber mit VIEL Erfahrung), Mitarbeiter bei NOVENTI, Manager und Wirtschaftsinformatiker, Giermann und Thees, die Ratschläge zur Umsetzung zum Handling mit dem eRezept geben wollen.
Meine Fresse.
BOTENGANG!!!! Klar, manche Kollegen mögen auf dem Weg zur Digitalisierung schon sehr weit sein. Aber wie soll das praktisch gehen? Also der analoge Teil dabei? 1. ist das sauteuer, 2. brauchh ich noch mehr Personal und 3. total realitätsfremd. Botengang "aus Kundensicht zur rechten Zeit". LOL. Botendienst "aktiv bewerben", aber "nicht zu viel versprechen" und "kostendeckend". LOL
Ich verstehe den allgegenwärtigen Druck Richtung Botengang gar nicht. Im Moment sind die Kunden noch nicht soooo sehr darauf fokussiert. Hier wird eine Unmenge unnötiger Stress produziert. WAS soll das? Wozu habe ich Geschäftsräume? Darf ich die dann alleine bevölkern, während meine PTA alle unterwegs sind, Paracetamol für 1,86€ auszufahren?
Es ist nicht hilfreich, wenn Personen, die vom Betrieb eine Apotheke keine Ahnung haben, in dieser Weise zu Wort kommen, auch wenn sie sonst - in ihrem Aufgabengebiet - sehr kompetent sein mögen.
Und ja, ich bin ein alter Sack. Und ich bin hoffentlich bald weg.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: darf ich heute wieder langweilen zu

von Karl Friedrich Müller am 27.06.2022 um 6:55 Uhr

PS
Während man so tut, als wäre alles in Ordnung: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie viele Apotheken plötzlich zum Verkauf stehen? Die Meisten meckern nicht, sie gehen mehr oder weniger still und leise. Die Erosion hat begonnen. Ob es ein Erdrutsch wird?
Die deutschen Regierungen schleifen eine Infrastruktur nach der anderen. Und wie schon bei der verpassten Energiewende wird das Erwachen böse. Auch im Pflegebereich. In NRW streiken seit Wochen die Pflegekräfte. Das wird noch nicht mal veröffentlicht.

AW: darf ich heute wieder langweilen zu

von Jürgen Weinberg am 27.06.2022 um 16:52 Uhr

Lieber Kollege, Sie habe ja so recht! Bei mir sind es noch 5 Jahre...
Gott sei Dank!!!

Nachwuchs

von Dr. Radman am 26.06.2022 um 12:19 Uhr

Der Umgang der Kassen mit den Apothekern und deren industrialisiere Retax-Wahn lässt keinen Nachwuchs begeistern. Die Verbände und deren unterwürfigen Verhandlungen mit den Kassen erschrecken jeden jungen Apotheker vor Selbständigkeit ab. Zu Recht.

Ich schlage vor, dass die gewonnenen Summen aus der Retaxationen nicht den Kassen und deren beauftragten Firmen zugutekommen, sondern direkt dem Gesundheitsfond . Die KK haben eigentlich keinen Anspruch darauf. Aber wem sagen wir das? Die Verbände?
Mir wurde kein Rederecht auf dem DAT eingeräumt. Warum wohl?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs!

von Ulrich Ströh am 26.06.2022 um 9:09 Uhr

Wenn ungelernte , angelernte Sicherheitskräfte auf deutschen Flughäfen aktuell mehr verdienen als langjährige PTAs in unseren Apotheken…dann stellt sich die Frage.wie lange die PTAs in Offizinapotheken das noch mitmachen.

Ohne Geld, viel mehr Geld wird es nicht gehen.
Nach 18 Jahren.

Und dann sind wir beim Inflationsausgleich von Kai-Peter Siemsen. Bin gespannt ,was auf dem DAT draus wird.

Ein neuer Arbeitskreis hilft dabei nicht weiter.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs

von Dr.Diefenbach am 26.06.2022 um 10:07 Uhr

Herr Ströhs Blick in die Zukunft stimmt leider wieder mal.Die Forderungen des Kollegen Siemsen halte ich übrigens
für relativ konservativ formuliert ,ich befürchte allerdings, dass im Zuge der Aussichten der GKV-Finanzen(zuletzt ist von einem
Fehlbetrag von 25 Mrd. Euro die Rede)von anderen Seiten massiver Widerstand kommt.Gerecht gehts doch schon lange nicht mehr zu,
betrachte ich mir die Jahresgehälter der entsprechenden Vorstände, weiterhin deutlich jenseits der 3oo TE.Irgendwo muss DIESES Geld ja herkommen.Und die blinde Betrachtung der apothekerlichen Jahresergebnisse von 2020 und 2021 ist sicherlich ein Hemmnis für Forderungen.AUSSER man
geht ehrlich mit uns um!
Was mich persönlich irritiert ist die Tatsache, dass man -so auch im Tagebuch-nur noch selten etwas über Wissenschaft liest.Dies zeigt aber dann
halt auch,dass es -in Zukunft noch intensiver als im Augenblick-mehr denn je ums Geld geht.Und kann da die Apothekenstruktur von der Organisation
her gegen die Globalplayer auf Dauer Paroli bieten?Ich wünsche dass die ABDA Präsidentin da Pflöcke einschlagen kann...
Das Gutachten zur Strukturanalyse, ja gleich von einigen Funktionsträgern verdammt:DAS muss man genau betrachten.Ist der Ansatz nach QMS-Richtlinien entsprechend durchgeführt?Ist "humaner Widerstand" dem möglichen Postenverlust geschuldet??Ich sehe aber :In unendlich vielen Unternehmen wird rationalisiert:Bei der ABDA wird-das ist bekannt-auch in den nächsten Jahren jeweils ein höherer Haushalt vorgelegt werden-
irgendwann kommt das Problem auf den Tisch, dass bei weiter sinkender Zahl der Betriebe die Beitragsbelastung auch für grosse Einheiten nicht akzeptiert werden könnte.Und dann??Eine Neuausrichtung wie im Gutachten gefordert scheint unausweichlich! "Schlankere Strukturen" sind eben
kein Fremdwort.Übrigens stellt sich auch die Frage;WAS für Ergebnisse weist die ABDA bzgl. "Brüssel" auf?Das ist auch nicht gerade günstig, insofern interessiert mal ,wie die Kollegen aus der Berufsspitze da im Standesinteresse intervenieren?
Eine Diskussion über die zukünftige Ausrichtung des Studiums in den Delegiertenversammlungen ,dies noch am Rande, ist sicher auch notwendig,wobei ich dann wieder bei Herrn Ströh und seiner Zukunftsbetrachtung wäre.Schade wenn solche Wünsche von Delegierten dann
schnell einkassiert werden, damit es ja keine Kontroversen gibt....

AW: Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs

von Conny am 26.06.2022 um 11:07 Uhr

@Herrn Diefenbach : es geht nur ums Geld

Inflationsausgleich

von Torben Schreiner am 26.06.2022 um 8:16 Uhr

Ein Inflationsausgleich muss, neben moderner und steigenden Apothekenberufsausbildungen, das oberste Ziel der kommenden politischen Anstrengungen werden. Nicht nur Mitarbeiter und Inhaber, sondern auch die Apotheker von Morgen benötigen dringend neue finanzielle Anreize, gerade in Zeiten der permanenten Überarbeitung.
Das auf uns zurollende Spargesetz ist aus diesem Hintergrund ein blanker Hohn. Unsere Wertschätzung muss sich in der Vergütung widerspiegeln, in nichts anderem.

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