Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

29.05.2022, 07:59 Uhr

Noch immer unkorrekte Datensätze beim E-Rezept – und am 1. September soll's starten? (Foto: Alex Schelbert)

Noch immer unkorrekte Datensätze beim E-Rezept – und am 1. September soll's starten? (Foto: Alex Schelbert)


Und, schon Vorfreude aufs E-Rezept? Sie könnte einem vergehen, wenn man hört, wie insuffizient noch der eine oder andere Datensatz des E-Rezepts ist. Denn die eine oder andere verdammte Daten-Schwachstelle könnte die Retaxmaschinerie der Kassen jauchzen lassen. Und dabei hatte man uns doch immer wieder versprochen, dass das E-Rezept Formfehler praktisch unmöglich mache. Nein, da kommt keine Freude auf. Genauso wenig wie bei den Energiekostenzuschlägen und „Konditionensicherungsausgleichen“ der Pharmahändler, die ihre gestiegenen Spritkosten auf die Apotheken abwälzen. Und auch der angekündigte Einstieg von Douglas/Disapo in den Rx-Versandmarkt beflügelt unsere Freude an der Apothekerei so gar nicht.

23. Mai 2022

Mal ehrlich, mein liebes Tagebuch, so haben wir uns das nicht vorgestellt: Jede Woche eine neue Stolperfalle beim E-Rezept, die den Krankenkassen einen Retaxgrund liefern kann. Und dabei hatte man uns doch von Anfang an versprochen, dass die Kassen beim E-Rezept im Prinzip zumindest formell nichts mehr beanstanden können. Das E-Rezept mache Formfehler praktisch unmöglich, heißt es doch immer wieder. Von wegen. Vor Kurzem haben wir gehört, dass Ärzte E-Rezepte ohne Dosierungsangaben ausstellen können – rutscht so ein Rezept in der Apotheke durch: Nullretax. Jetzt hören wir, dass Krankenkassen auch die Chargennummer eines Arzneimittels im Datensatz, der an sie weitergeleitet wird, sehen wollen. Das bedeutet: Wird aus welchem Grund auch immer die Chargennummer beim Scannen nicht erfasst, könnte dies  Sanktionen seitens der Kassen nach sich ziehen. Mit anderen Worten: Aus der digitalen Darstellung der Daten können sich neue Fragen und damit auch Möglichkeiten für Retaxationen ergeben, die es bei Papierrezepten so nicht gibt. Nein, so nicht, nicht mit uns! Wir Apothekers können doch nicht für die digitale Darstellung der Daten verantwortlich gemacht werden – oder müssen wir jetzt erst noch einen Programmierkurs absolvieren? Kinners, so macht das keinen Spaß, da kommt keine Freude auf. Es muss doch irgendwann einmal möglich sein, diese unsägliche Geldbeschaffungsmaschine der Krankenkassen namens Retaxierung stillzulegen, zumindest wenn es sich um formelle Retaxgründe handelt. Dass dieses Thema noch viel heikler und tiefgründiger ist, zeigt ein Schreiben von Dr. Jörn Graue, Chef des Hamburger Apothekervereins und Vorstandsvorsitzender des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums (NARZ). In diesem Schreiben macht er auf einige eklatante Schwachstellen beim E-Rezept aufmerksam, die uns die Krankenkassen um die Ohren hauen könnten. So sieht Graue ein großes Problem bei der sogenannten Quittungssignatur des E-Rezepts – es sei fraglich, ob die Kassen diese anerkennen. Er listet zudem mehrere weitere Ungereimtheiten auf, die zu Schwierigkeiten bei der Abrechnung mit den Krankenkassen führen könnten. Graue sieht hier noch Bedarf für Prüfungen und schlägt vor, nach Lösungen in Form von detaillierten Vereinbarungen mit den Krankenkassen zu suchen. Mein liebes Tagebuch, wenn man sich das alles vor Augen hält, glaubt man wirklich, dass man im Wald steht. Jetzt Ende Mai immer noch so viele Ungereimtheiten und ab 1. September soll es starten? 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Ärzte sind schlau und mutig, die ABDA "Wir sind bereit"

von Martin Straulino am 29.05.2022 um 12:24 Uhr

Auch wenn ich mich in meinen Kommentaren wiederhole, ich muss es rinfach nochmal sagen:
Die ABDA mit ihrem ständigen "Wir sind immer zu allem bereit" begibt sich damit wie immer bzw immer mehr in die Rolle eines Duckmäusers, mit dem man immer alles machen kann.
Die Ärzte sehen beim E-Rezept (zum 01.09.) aus gutem Grund eine Gefährdung der Patientenversorgung und laufen dagegen Sturm ... so geht Standespolitik!!!!

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Kein überzeugendes Argument

von Daniela Hänel am 29.05.2022 um 9:36 Uhr

bis heute für die Einführung und Umsetzung des e-Rezeptes für mich gefunden.

Wenn man sieht, dass tagelang keine Bezahlung mittels „Plastegeld“ möglich ist, kann beim Zusammenbruch der TI sogar Menschenleben in Gefahr sein. Ab Herbst sollen alle Daten der ca. 73 Millionen GKV-Versicherten verpflichtend digitalisiert werden, ohne Möglichkeit des Widerspruchsrecht. Wenn da nicht zeitnah das System gehakt wird…

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Herr Ditzel

von Conny am 29.05.2022 um 9:20 Uhr

Herr Ditzel freute sich bis zum heutigen Artikel immer auf das E-Rezept !

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