Vitamine

Drei Fragen zu Vitamin B12

Münchingen - 04.05.2022, 07:00 Uhr

Eine bedarfsdeckende Vitamin-B12-Versorgung nur über pflanzliche Lebensmittel ist nicht möglich. Personen, die sich vegan ernähren, sollten daher dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen. (c / Foto: bit24/AdobeStock)

Eine bedarfsdeckende Vitamin-B12-Versorgung nur über pflanzliche Lebensmittel ist nicht möglich. Personen, die sich vegan ernähren, sollten daher dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen. (c / Foto: bit24/AdobeStock)


Wie sind Nahrungsergänzungsmittel zu bewerten, die als Tagesdosis 500 Mikrogramm Vitamin B12 enthalten?

Lange galt die Ansicht, dass sich die wasserlöslichen B-Vitamine nicht überdosieren lassen, weil ein Überschuss einfach ausgeschieden wird. Inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt. In Fachkreisen bestand schon länger die Vermutung, dass vor allem für Raucher und Ex-Raucher zu hohe Dosen an Vitamin B12 (und anderen B-Vitaminen) gefährlich werden könnten. Ergebnisse aus methodisch guten Studien und Analysen bestätigen diesen Verdacht: Die Auswertung aller Daten belegt einen konzentrationsabhängigen, kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin-B12-Zufuhr und Lungenkrebsrisiko. Besonders betroffen waren Männer – vor allem Raucher bzw. Ex-Raucher. Das Deutsche Krebsforschungszentrum weist auf seiner Internetseite ebenfalls auf diese mögliche Gefahr hin und empfiehlt, sich bei einer erwünschten Supplementierung an die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu halten. Die DGE gibt seit 2018 als Schätzwert für eine angemessene Zufuhr 4 Mikrogramm für Erwachsene an.

Die unspezifische, dauerhafte Einnahme hoch dosierter Vitamin-B12-Supplemente, wie sie in unzähligen frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) enthalten sind, ist aufgrund der aktuellen Studienlage eher kritisch zu sehen. Schaut man sich die Gebrauchsinformation eines NEM mit 500 Mikrogramm Vitamin B12 als Tagesportion an, so entspricht diese Menge immerhin 20.000 (zwanzigtausend!) Prozent des in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung festgelegten Referenzwertes von 2,5 Mikrogramm für Vitamin B12.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt unter Berücksichtigung verschiedener Sicherheitsfaktoren 25 Mikrogramm Vitamin B12 pro Tagesverzehrsmenge eines NEM. 

Gibt es auch pflanzliche Vitamin-B12-Quellen?

Vitamin B12 kann ausschließlich von Mikroorganismen synthetisiert werden. Tierische und pflanzliche Organismen sind dazu nicht in der Lage. Tiere sind nur deshalb Lieferanten, weil die Synthese von Vitamin B12 innerhalb ihres Körpers stattfindet. Milchsauer vergorene pflanzliche Produkte wie z. B. Sauerkraut enthalten Spuren von Vitamin B12.  Auch bestimmte Algen, Produkte mit Cyanobakterien und Shiitake-Pilze werden als pflanzliche Vitamin-B12-Lieferanten gepriesen. Allerdings sind die in diesen pflanzlichen Produkten enthaltenen Vitamin-B12-Analoga für den Menschen nur unklar bioverfügbar. Nach heutigen Erkenntnissen ist eine bedarfsdeckende Vitamin-B12-Versorgung über pflanzliche Lebensmittel nicht möglich. Personen, die sich vegan ernähren, sollten daher dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen. Vitamin B12, wie es in Supplementen und zur Anreicherung von Lebensmitteln zum Einsatz kommt, wird synthetisch hergestellt und ist daher für Veganer unproblematisch.

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Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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