Apothekenatmosphäre für zu Hause

Alltagsgegenstände im Apothekendesign

Wien - 17.01.2022, 07:00 Uhr

Apotheken sollen schon immer einen großen Reiz auf Menschen ausgeübt haben, meint Barbara Poenighaus-Matuella vom Weltmuseum Wien – nicht zuletzt wegen des handwerklich erstklassigen Ordnungssystems mit geheimnisvoll beschrifteten Gefäßen. (Foto: Blickfang / AdobeStock)

Apotheken sollen schon immer einen großen Reiz auf Menschen ausgeübt haben, meint Barbara Poenighaus-Matuella vom Weltmuseum Wien – nicht zuletzt wegen des handwerklich erstklassigen Ordnungssystems mit geheimnisvoll beschrifteten Gefäßen. (Foto: Blickfang / AdobeStock)


Apotheken als Designinspiration

Der Apothekenstil hat auch ins Grafikdesign Einzug gehalten, wie die Designberaterin Laura Busche in ihrem „Trend Report Apothecary Style“ beschreibt. Charakteristika sind gedeckte Farben wie Amber, Sepia, blasse Grüntöne und Lavendel, also Farben, die sich auf alten Medizinflaschen finden oder von den arzneilich genutzten Pflanzen und Blüten stammen. Auch die Formen lehnen sich an die alter Arzneigefäße an. Dazu kommen Vintagedarstellungen von Pflanzen, Blumen und anderen Naturformen in Tinte und Wasserfarben. Die Schrift selbst ist von handgeschriebenen Etiketten und Aufschriften beeinflusst. Für möglichste Authentizität werden aber auch Flecken, Kratzspuren, umgeknickte oder verbrannte Ecken und Verblassungen übernommen.

Mitunter von der wahren Apothekenatmosphäre etwas entfernt sind Schminkspiegel … (Screenshot: www.deco-direct.de)
… Feuerzeuge … (Screenshot: www.deco-direct.de)
… Käseschneidbretter … (Screenshot: www.deco-direct.de)
… oder Cappuccino-Schablonen – alles mit typischen Apothekensymbolen geschmückt und als „ausgefallene Geschenkideen“ gekennzeichnet. (Screenshot: www.deco-direct.de)

Apothekensymbole und -elemente begegnen uns scheinbar überall. Tatsächlich gibt es aber noch Fehlstellen: Wer sein Kind im Apothekerkostüm zu einem Kindergeburtstag schicken will, wird zumindest online nicht fündig und muss selbst kreativ werden. Neuentdeckte Tiere oder Pflanzen werden heutzutage nach Prominenten benannt – etwa der getupfte Frosch Hyloscirtus princecharlesi nach Prinz Charles, ein Käfer nach dem Rockmusiker Roy Orbison oder eine Spinne nach seinem Musikerkollegen Neil Young – aber Apothekerinnen und Apotheker gehen leer aus. Auch hinsichtlich Statuen und Denkmälern besteht noch Luft nach oben. 

Apotheken werden beliebter

Doch vielleicht kommt das bald, denn Apothekerinnen und Apotheker holen imagemäßig auf – gerade jetzt, wie etwa eine repräsentative Umfrage in Tirol im Vorjahr gezeigt hat: Nach nur zehn Tagen im ersten Lockdown katapultierten die Österreicher die Berufsgruppe der Apotheker im Vertrauensindex auf Platz eins. Man konnte darauf vertrauen, dass sie – wie immer – offen haben und dass die Arzneimittel – wie immer – vorrätig sind.

Damit geht Restauratorin Matuella-Pönighaus konform, wenn sie sagt: „Ein tiefenpsychologisches Motiv für die Nachfrage ist vielleicht der im Apothekengeruch abrufbare frühkindliche Erinnerungswust.“ „Im Gegensatz zur Krankheitsassoziation, die mit dem Spital verbunden ist, vermittelt die Apotheke ein Gesundheitsgefühl“ sucht auch der Wiener Architekt Hutter nach einer Erklärung für die Vielzahl positiver Eindrücke, die den Markt für Apothekenutensilien und -einrichtungsgegenstände nähren. Speziell geht er auch auf den Geruch ein: „Eine Apotheke riecht schön – wiederum im Gegensatz zum Krankenhaus, dessen Geruch eher Angst macht.“ Das beschrieb auch schon Tucholsky in seiner Apothekenbetrachtung: „Es kann einem nichts geschehen, weil sie ja hier gegen alle Krankheiten und für alle Menschen ihre Mittel haben.“ 



Dr. phil. Susanne Krejsa MacManus, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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