DAZ-Adventsrätsel – Tag 2

Kleine Bohne, großer Duft

Stuttgart - 02.12.2021, 06:57 Uhr

Auf diesem Bild finden sich auch die am heutigen Tag gesuchten süßlich duftenden bohnenförmigen Samen. (Foto: nadin_lebedeva / AdobeStock)

Auf diesem Bild finden sich auch die am heutigen Tag gesuchten süßlich duftenden bohnenförmigen Samen. (Foto: nadin_lebedeva / AdobeStock)


Ein neuer Tag, ein neues Rätsel und ein neues Gewürz, das erraten werden will. Heute geht es um eine exotische Bohne mit süßlich-markantem Duft. Ihre toxikologische Einordnung ist umstritten, einige Behörden verbieten sogar den Einsatz in Lebensmitteln. Der Inhaltsstoff, der ihr das Aroma verleiht, diente als Grundgerüst für prominente Arzneistoffe. Lesen Sie ein paar mehr Hinweise im Artikel und lösen Sie das heutige Adventsrätsel.

In Südamerika ist ein Baum beheimatet, um dessen Samen sich die heutige Frage in unserem Adventsrätsel drehen soll. Schon Alexander von Humboldt schwärmte in seinen Tagebüchern, wie wunderbar aromatisch die Wäsche der Venezolanerinnen riecht, die die Bohnen zwischen ihre Wäsche legten. Der süßlich-vanilleartige Geschmack und Geruch prädestiniert die dunkelbraun bis schwarzen Bohnen dazu, Süßspeisen zu verfeinern. Kenner schreiben dem Duft eine hypnotische, gar aphrodisierende Wirkung zu.

Die Bezeichnung brasilianischer Ureinwohner für diesen Baum, auf dem die ovalen, circa 10 cm langen Früchte mit ihren aromatischen 3 bis 6 cm großen Samen wachsen, ist Namensgeber für eine Klasse chemischer Verbindungen, die durch das gleiche Grundgerüst charakterisiert werden. Die Leitsubstanz dieser Strukturklasse ist in der gesuchten Bohne zu 1 bis 2 Prozent enthalten. Sie verleiht dem Gewürz seinen Duft. Die Verbindung ist auch in Zimt enthalten und steuert Lebkuchen und Co. sein Aroma bei.

Das Problem: Die Substanz ist toxikologisch umstritten. In sehr großen Mengen eingenommen soll sie zum Atemstillstand führen können. Tierversuche wiesen auf eine krebserregende Wirkung hin, doch der Verdacht erhärtete sich für den Menschen nicht. Trotzdem verbietet die amerikanische „Food and Drug Administration“, die Samen in Lebensmitteln einzusetzen. Hierzulande sind je nach Speise Höchstmengen von 5 bis 50 mg/kg einzuhalten.

Wird in den Hauptinhaltsstoff der aromatischen Samen eine Hydroxy-Gruppe eingeführt, entsteht eine Verbindung, die bei Säugetieren ein fettlösliches Vitamin antagonisiert. Diese Wirkung macht man sich pharmakologisch seit über 80 Jahren zunutze. Auch wenn neuere Arzneistoffe die alten Vertreter nach und nach verdrängen, ist mindestens ein Vertreter der Wirkstoffklasse in jeder Apotheke vertreten.

Frage: Welche aromatische Bohne suchen wir?

Die Antwort lautet:

Das gesuchte Gewürz ist die Tonkabohne. Der geruchs- bzw. geschmacksbildende Inhaltsstoff Cumarin leitet sich von der Bezeichnung cumarú ab, die die brasilianischen Tupi für den Tonkabohnen-Baum Dipteryx odorata verwenden. 4-Hydroxycumarine werden auch als Vitamin-K-Antagonisten bezeichnet. In Deutschland ist der Wirkstoff Phenprocoumon verbreitet.


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