Personalwechsel

DocMorris-Chef Hess löst Oberhänsli als CEO bei Zur Rose ab

Grafing - 21.10.2021, 13:45 Uhr

Walter Oberhänsli (links) will auf der Generalversammlung die Führungsposition an den derzeitigen Deutschlandchef und CEO von DocMorris, Walter Hess, übergeben. (c / Foto: Zur Rose)

Walter Oberhänsli (links) will auf der Generalversammlung die Führungsposition an den derzeitigen Deutschlandchef und CEO von DocMorris, Walter Hess, übergeben. (c / Foto: Zur Rose)


Bei der Schweizer Online-Apotheke Zur Rose steht ein umfassender Personalwechsel an: Der Mitgründer und langjährige Vorstandschef (CEO) Walter Oberhänsli will auf der Generalversammlung am 28. April 2022 die Führungsposition an den derzeitigen Deutschlandchef und CEO der Zur Rose-Tochter DocMorris, Walter Hess, übergeben. Oberhänsli wird sich auf die Position des Verwaltungsratspräsidenten zurückziehen. Zeitgleich mit der Personalie gab das Unternehmen bekannt, dass der Umsatz im laufenden Jahr aufgrund der Schwäche im OTC-Geschäft niedriger als geplant ausfallen wird. Die Börse reagierte verschnupft.

Mit dem Personalwechsel an der Spitze von Zur Rose stellt der Schweizer Arzneimittel-Versandhändler die Weichen für die kommenden Jahre: Mit Walter Hess, seit einem Jahr Head Germany und CEO von DocMorris, rückt im April 2022 voraussichtlich ein Manager an die Spitze des Konzerns, der konsequent aufgebaut worden ist und in jüngerer Zeit auch in Gesprächen mit Analysten und bei Präsentationen sichtbarer wurde. Wie Zur Rose am Donnerstag in einer Presseerklärung mitteilte, war Hess vor seinem Wechsel nach Deutschland sechs Jahre Head Switzerland und davor zwei Jahre Geschäftsführer der deutschen Tochter Zur Rose Pharma GmbH in Halle (Saale). Zuvor war er seit 2008 als Betriebswirt für die Zur Rose-Gruppe in Deutschland als externer Berater tätig. Die Ernennung des Nachfolgers von Hess in Deutschland solle zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Alexander Thiel, Analyst der der US-Investmentbank Jefferies, sieht in Hess einen soliden und vom Markt geschätzten Manager. Der gebürtige Schweizer sei jünger als Oberhänsli und dynamisch, er bringe Detailerfahrung vom wichtigen deutschen Markt mit, kenne aber auch das Schweizer Geschäft sehr gut.

Oberhänsli soll Verwaltungsratspräsident werden

Der Unternehmensmitteilung zufolge soll Oberhänsli, Mitgründer von Zur Rose und Delegierter des Verwaltungsrats, auf der Generalversammlung am 28. April 2022 zur Wahl als Präsident vorgeschlagen werden. Der Verwaltungsrat hat vor allem bei der strategischen Ausrichtung von Unternehmen ein deutliches Mitspracherecht. Verwaltungsratspräsident Stefan Feuerstein soll das Amt des Vizepräsidenten übernehmen. Gleichzeitig stünden die beiden Verwaltungsräte Thomas Schneider (Vizepräsident) nach 27 Jahren und Volker Amelung nach zwölf Jahren nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung.

Umsatzentwicklung 2021

Zeitgleich mit den personellen Veränderungen kommunizierte Zur Rose die Umsatzentwicklung für die ersten neun Monate 2021. Zwar legte der sogenannte Außenumsatz (Umsatz von Zur Rose plus Versandhandelsumsätze von belieferten Apotheken) in einem „herausfordernden Marktumfeld“ gegenüber der Vorjahreszeit um 17,7 Prozent in Lokalwährung beziehungsweise um 19,7 Prozent in Schweizer Franken auf 1,48 Milliarden zu. In Deutschland steigerte die Zur Rose-Gruppe in den ersten neun Monaten den Außenumsatz um 24,9 Prozent in Lokalwährung. Die Zunahme sei hauptsächlich auf das Onlinegeschäft mit rezeptfreien Medikamenten und Gesundheitsprodukten zurückzuführen, das den leichten Umsatzrückgang von verschreibungspflichtigen Medikamenten überkompensierte.

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Auf wenig Begeisterung stieß bei den Investoren allerdings die Tatsache, dass Zur Rose die prognostizierte Umsatzsteigerung für das Gesamtjahr 2021 von bislang 19 bis 21 Prozent auf nun „über 15 Prozent“ reduzierte. Die Zur Rose-Aktie knickte daraufhin in einer ersten Reaktion um rund sechs Prozent ein. Als wesentlichen Grund für die Anpassung führte Zur Rose die pandemiebedingte OTC-Nachfrageschwäche an. Nach Angaben von Jefferies-Analyst Thiel hätten sich viele Kunden bereits im Jahr 2021 mit OTC-Produkten eingedeckt. Vielfach seien noch Vorräte vorhanden, der Bedarf an OTC-Produkten sei bei vielen Kunden daher aktuell gering. Hinzu komme, dass es aufgrund der Pandemie im Jahr 2021 bislang kaum Erkältungen gegeben habe. Das könnte sich aber im aktuellen vierten Quartal ändern.

Hinter der Rücknahme der Umsatzprognose für 2021 steckt laut Thiel möglicherweise auch Kalkül: Das Unternehmen nimmt jetzt die Erwartungen zurück, um sie in der Jahresbilanz unter Umständen doch noch zu übertreffen. Vor allem angesichts der bevorstehenden Einführung des E-Rezeptes könnte die Überraschung dann deutlicher ausfallen als erwartet.

Die weiteren kommunizierten wirtschaftlichen Ziele beließ Zur Rose dagegen unverändert. So gehe das Management davon aus, dass die Online-Durchdringung von rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland durch die verpflichtende Einführung des elektronischen Rezepts über einen Zeithorizont von drei bis fünf Jahren ein Niveau von rund zehn Prozent erreichen könne. Zur Rose erwarte, „schon zu Beginn dieses mittelfristigen Zeithorizonts“ die Umsatzschwelle von vier Milliarden Franken aus organischem Wachstum zu überschreiten.

DocMorris-Plattform: Express-Lieferung möglich 

Für die DocMorris-Gesundheitsplattform in Deutschland verkündete Zur Rose einen „nächsten Entwicklungsschritt“. Durch die Integration des Marktplatzes DocMorris Express mit seinem Netzwerk an Partnerapotheken stehe den Kunden der Plattform neben dem Versandweg nun auch die Option einer taggleichen Express-Lieferung durch lokale Partnerapotheken zur Verfügung.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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