Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

26.09.2021, 07:30 Uhr

Covid-19-Auffrischimpfungen auch in Apotheken! Die Apotheker wollen, die Ärzte poltern. Schade, dass sie sich nicht helfen lassen wollen (Foto: Alex Schelbert)

Covid-19-Auffrischimpfungen auch in Apotheken! Die Apotheker wollen, die Ärzte poltern. Schade, dass sie sich nicht helfen lassen wollen (Foto: Alex Schelbert)


Während die FAZ von der approbierten Supermarkt-Verkäuferin träumt, tagt in Düsseldorf live und online der erste Deutsche Apothekertag – mit einer ABDA-Präsidentin an der Spitze. Standing Ovations! Aktiv und agil wünscht sie sich ihre ABDA – dumm nur, dass die Arbeitsgruppe Honorierung nach zehn Jahren Arbeit bis heute keine Vorschläge zustande brachte, wie unsere Apothekenvergütung dynamisiert werden könnte. Aber in Zukunft wollen wir auch gegen Covid-19 impfen, beschloss der Apothekertag, denn wir wollen uns doch nicht vor den Ärzten verstecken. Auch wenn die poltern – sollen sie doch! Auch wenn Spahn nicht mitzieht – der Kuschelfaktor zwischen ihm und der ABDA ist groß. Und dafür gab’s zwar keine Standing Ovations, aber einen rauschenden Beifall! Nein, Apothekers sind doch nicht nachtragend…

20. September 2021

„Viele Approbierte werden nach dem Studium von der Arbeit in der Offizin enttäuscht“ – schreibt Pharmaziestudent Volker Regner. Er ist Beauftragter für Public Health beim Bundeverband der Pharmazistudierenden in Deutschland (BPhD) in der aktuellen Kolumne des Verbands. Ja, mein liebes Tagebuch, noch nicht mal flügge und schon enttäuscht von der pharmazeutischen Welt? Nun ja, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Im Ernst, die Kolumne ist lesenswert. Und man kann den Pharmaziestudierenden in vielen Punkten nur zustimmen. Sie sehen z. B. in den Dienstleistungen eine sinnvolle Möglichkeit, patientenorientiert den Beruf der Apothekerin oder des Apothekers spannender und vielseitiger zu gestalten – aber bitte freiwillig, jede Apotheke soll selbst darüber entscheiden, ob sie Dienstleistungen anbieten will oder nicht. Ob allerdings die 150 Mio. Euro dafür reichen – das fragt sich auch der BPhD. Weitere Positionen: Impfen in der Apotheke – ja bitte. Und bitte auch mehr interprofessionelle Zusammenarbeit. Aber wo’s nach Ansicht des BPhD richtig klemmt: Die Approbationsordnung ist veraltet – „dabei legt ein modernes und zeitgemäßes Studium die Grundlage für ein erfülltes Berufsleben“, ist unser Nachwuchs überzeugt. Und Regner schreibt auch: „ Wenn vieles des im Studium Erlernten sinnlos erscheint und auf der anderen Seite das Gefühl entsteht, wichtige Inhalte nicht vermittelt zu bekommen, geht schnell die Freude an der Pharmazie verloren.“ Mein liebes Tagebuch, da mag nun der eine oder andere einwenden, dass man als Studierender den Lehrstoff nicht gänzlich einschätzen kann, inwieweit er sinnvoll oder sinnlos ist. Dennoch, bei einer Diskussion um eine neue Approbationsordnung sollte man die Vorstellungen der Pharmazistudierenden hören. Was sie auch fordern: Sie verlangen mehr Engagement der zurzeit praktizierenden Apothekerinnen und Apotheker. Für unsere Studierenden sind Vorbilder diejenigen, „die die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung verbessern wollen und dabei mit Hingabe faszinierende Arbeitsbereiche in Apotheken schaffen, auf die man im Studium motiviert hinarbeiten kann“. Mein liebes Tagebuch, da kann man nicht widersprechen.

21. September 2021

Ein honorierter Botendienst – seit Ende April 2020 können die Apotheken einen Zuschlag erheben und mit den Kassen abrechnen, Anfangs 5 Euro, mittlerweile 2,50 Euro. Die Pandemie hat den honorierten Bringdienst möglich gemacht – die Kontakte sollen in Pandemiezeiten deutlich verringert werden. Und seit Jahresbeginn wurde diese zunächst temporäre Regelung verstetigt. Mein liebes Tagebuch, da hat so manche Kasse dann ein strenges Auge auf diesen Dienst geworfen: Der Ersatzkassenverband meldet bereits massive Bedenken gegen die honorierten Botendienste und zeigt wenig Verständnis dafür in der Nach-Pandemiezeit. Die Befürchtung: Mit dem E-Rezept könnte sich die Zahl der Botendfenste weiter erhöhen. Mein liebes Tagebuch, wie eine Analyse der IQVIA zur Entwicklung der Botendienste zeigt, ist die Zahl der Botendienste bisher weitgehend stabil geblieben, so zwischen 2,3 und 2,9 Millionen Botendienste im Monat. Und ja, da kommen ein paar Euro zusammen, z. B. in den erste sieben Monaten 2021 fielen rund 52,7 Mio. Euro (inkl. MwSt.) an. Mittlerweile zeigt sich ein leichter Trend nach oben. Und was wird wohl ab 1. Januar 2022 passieren, wenn das E-Rezept flächendeckend  ausgerollt wird? Werden unsere Vor-Ort-Apotheken die Botendienste verstärken, um sich gegen die Versender zu behaupten? Mit same day delivery! Und wie reagieren unsere Patientinnen und Patienten, werden sie ihre E-Rezepte mehr und mehr online an uns schicken und die Zustellung durch Boten wünschen? Mein liebes Tagebuch, wir werden sehen.

22. September 2021

So ist’s recht: Noch bevor es so richtig losgeht mit der DocMorris-Plattform und den „Partnerapotheken“ vor Ort, die im Auftrag des EU-Versenders Arzneimittel ausfahren wollen und  dafür eine 399-Euro-Monatsgebühr berappen, will es die Apothekerkammer Nordrhein wissen: Ist das Geschäftsmodell, das DocMorris da vorhat, überhaupt rechtens? Verstößt es nicht gegen das Makelverbot, wenn diese Partnerapotheken die eigentlich an DocMorris übermittelten E-Rezepte zur Auslieferung erhalten? Und auch bei den Gebühren im Zusammenhang mit den nicht preisgebundenen Arzneimitteln könne nach Ansicht der AK Nordrhein ein Rechtsverstoß vorliegen. Mein liebes Tagebuch, spannende Fragen, die die AK Nordrhein da geklärt haben möchte, sie hat DocMorris schon mal eine Abmahnung ins Haus geschickt, um das Verfahren ins Rollen zu bringen. Vermutlich wird sich DocMorris davon erstmal wenig davon beeindrucken lassen. Letztlich geht es für DocMorris beim E-Rezept um alles oder nichts. Der Versender wird ums E-Rezept kämpfen wie eine Löwenmutter um ihr Junges. Umso besser, die Kammer Nordrhein das Verfahren ins Rollen gebracht hat.

 

Eine neue Corona-Testverordnung tritt am 11. Oktober in Kraft. Wie erwartet: Es kommt das Aus für die kostenlosen Bürgertests. Nur noch für bestimmte, vor allem impfunfähige Personen werden die Tests vom Staat bezahlt. Leistungserbringer, die diese Tests durchführen, zum Beispiel auch Apotheken, können dann auch künftig nur 8 Euro plus 3,50 Euro für Materialkosten abrechnen. Mein liebes Tagebuch, man wird sehen, wie viele Apotheken da auch weiterhin noch  Tests anbieten werden. Wichtig für testenden Apotheken: Wenn sie die Kosten zu Lasten des Staates abrechnen, müssen sie sich einen Nachweis vorlegen lassen, dass die zu testende Person auch anspruchsberechtigt ist. Ansonsten müssen die Testwilligen den Test selbst bezahlen. Mein liebes Tagebuch, Hintergedanke der Verordnung ist natürlich, dass sich auch bisher nicht Geimpfte zur Covid-19-Impfung durchringen.

 

Die neue Corona-Testverordnung sieht Apotheker Dr. Olaf Rose kritisch. In einem Gastkommentar  fragt er: Ist das nun das verordnete lang ersehnte Ende der Pandemie? Man könne es kaum anders verstehen, denn für die magere Vergütung von 11,50 Euro mache es weder Sinn, das Risiko in Kauf zu nehmen, noch die umfangreichen Dokumentation durchzuführen. Und die räumliche Trennung und die EDV-Ausstattung einer Teststelle lasse sich damit kaum vorhalten. Das Testen weniger Einzelfälle lässt sich nicht mit dem Apothekenbetrieb vereinbaren, meint er. Mein liebes Tagebuch, wie wahr. Sollte ein ernstgemeintes Testangebot seitens des Staates aufrechterhalten werden, müssten mindestens 25 Euro pro Test abgerechnet werden. Bürger werden das nicht bezahlen angesichts von Laientestpreisen von zwei Euro. Und so gesehen beschreibe diese Corona-Testverordnung dann doch vielleicht das Ende der Pandemie, sicher aber das Ende der Pandemie-Bekämpfung, meint Rose. Sein Fazit: „Man opfert eine wichtige Säule und gibt damit den Kampf gegen das Virus auf. Ob das dann letztlich billiger oder teurer für uns wird – das mag man spätestens im Dezember in der fünften Welle beurteilen, so Rose.

 

Passend zum diesjährigen Deutschen Apothekertag überrascht die FAZ mit einem kleinen  Kracher. Der kluge Kopf, der angeblich hinter diesem Blatt steckt, scheint irgendwie abhanden gekommen, abgefallen zu sein. Stattdessen dürfen in diesem Blatt auch Autoren schreiben wie z. B. der  FAZ-Autor Jonas Prenissl, der allen Ernstes meint, dass das Apothekenwesen einfach und kostengünstiger funktionieren würde, wenn Apotheken mit Arzneimittel verkaufenden Supermarkt- und Drogerieketten und Versandapotheken symbiotisch zusammenlebten. Schließlich könnten bestimmte Medikamente auch im Supermarkt und ohne Approbation abgegeben werden. Mein liebes Tagebuch, wie putzig ist das denn? Unter der Überschrift „Apotheken unter Druck“ lässt Prenissl seinen Hirngespinsten mal freien Lauf, wobei er sich heiße Anregungen beim Gesundheitsökonomie-Professor Konrad Obermann geholt hat. Mein liebes Tagebuch, die zwei, das ist so ein niedlich einfältiges Gespann. Prenissls neue Apothekenwunderwelt gipfelt darin, dass er künftig richtig Potenzial für Supermärkte und Drogerien sieht, wo „deutlich weniger qualifiziertes Personal“ das „Aushändigen“ von „bestimmten Medikamenten“ übernehmen könne. Mein liebes Tagebuch, Du kennst mich, ich bin wirklich kein bösartiger Mensch, aber manchmal habe ich in solchen Fällen schon mal den klammheimlichen Wunsch, dass solche Autoren

mal einem Traum erleben sollten, was es bedeutet, wenn sie in ihrem Supermarkt ihre Arzneimittel ausgehändigt bekämen – und die Supermarkt-400-Euro-Jobberin die Packungen leider verwechselt. Ach, mein liebes Tagebuch, was ist da mit Herrn Prenissl durchgegangen? Immerhin, so ein klitzekleiner vernünftiger Ansatz findet sich dann doch noch in seinem Apotheken-Geschreibsel: Er sieht, dass Apotheker ihrer Qualifikation entsprechend „anspruchsvoller“ eingesetzt werden könnten, um den „positiven gesamtgesellschaftlichen Effekt der Arzneiversorgung“ zu heben: Zum Beispiel könnten Apotheker doch als „zweite Kontrollinstanz nach dem Arzt fungieren“. Immerhin, so Prenissl, bei der Maskenabgabe seien die Apotheken „sinnvoll“ gewesen, aber auch nur „vom Grundsatz her“, meint der FAZ-Schreiberling. Mein liebes Tagebuch, früher hatte die FAZ mal profundere Beiträge.

 

Letztes Jahr traute sich die ABDA noch nicht zu, einen Apothekertag in Pandemiezeiten durchzuführen: zu unpersönlich, zu kompliziert, hieß es. Man ließ ihn ersatzlos ausfallen. Aber in diesem Jahr war’s dann wieder soweit: in Düsseldorf und weitgehend hybrid, online und vor Ort. Gut war’s er hat funktioniert, auch wenn er nur zwei Tage lang tagte. Die Pressekonferenz hatte wieder, wie schon seit einigen Jahren, ihr Herzensthema, den Apothekenklimaindex, also Umfrageergebnisse, wie wir Apothekers uns gerade fühlen, wie wir die Lage sehen, wo der Schuh drückt und ob wir in Personal und Laden investieren wollen. Plätscher, plätscher, immerhin musste sich die ABDA in der Fragerunde der Journalisten ein paar unbequeme Fragen gefallen lassen, die aber nicht wirklich zufriedenstellend beantwortet wurden, z. B. um welche konkreten Dienstleistungen eigentlich mit den Krankenkassen gestritten wurde und warum die Verhandlungen gescheitert sind. Zu laufenden Verhandlungen wolle man sich nicht äußern, tönte es von oben.

 

Die Eröffnungsrede zum Apothekertag, der Bericht zur Lage, war zugleich die Antrittsrede unserer neuen ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening – die anwesenden Delegierten quittierten ihre Rede mit Standing Ovations. Die stehende Beifallsbekundung zollte der Apothekertag übrigens auch Overwienings Vorgänger, Friedemann Schmidt. Ihm sei es verwehrt geblieben, sich im vergangenen Jahr auf einem Apothekertag als ABDA-Präsident verabschieden zu können, merkte Overwiening an: „Friedemann Schmidt war ein hervorragender ABDA-Präsident. Aber er war nicht perfekt, und ich?“ fragte Overwiening selbstreflektierend und gab die Antwort selbst: „Ich werde es auch nicht sein.“ Eine unfehlbare Führungsfigur gebe es im Diesseits nicht. In ihrer Rede stellte sie dann noch drei Kernpositionen vor, die man als gesundheitspolitische Leitplanken und Grundsätze im ABDA-Vorstand zur Bundestagswahl erarbeitet habe. Dann lässt sie wissen: „Wir brauchen auch eine stärkere externe Kommunikation und eine stärkere politische Kommunikation. Dazu wird die Stabstelle Kommunikation mit einem weiteren Mitarbeiter, einer weiteren Mitarbeiterin aufgestockt.“ Mein liebes Tagebuch, ob damit eine Kommunikationsverbesserung einhergeht, muss sich dann noch zeigen. Overwiening jedenfalls erwartet bei allen Herausforderungen „ein geschlossenes heilberufliches Miteinander in einer aktiven und einer agilen ABDA“. Ja, „agil“ sagte sie!

 

Das Antragsbuch des Deutschen Apothekertags war auch dieses Mal umfangreich. Hier nur ein paar Forderungen und Wünsche:

- Der Gesetzgeber möge in der nächsten Wahlperiode schnellstmöglich die Approbationsordnung für Apotheker novellieren, um die Ausbildung an das aktualisierte Berufsbild sowie den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt anzupassen. Mein liebes Tagebuch, unsere  Pharmaziestudierenden werden sich freuen.

- Das überraschte: Mit deutlicher Mehrheit wurde der Antrag angenommen, dass Auffrischimpfungen gegen Corona auch durch Apothekerinnen und Apotheker durchzuführen seien. Ob daraus etwas wird? Nach der Bundestagswahl?

- Auch überraschend: Es sollen Regelungen getroffen werden, dass Grippeschutzimpfungen in allen Apotheken als Regelleistung angeboten werden können. Mein liebes Tagebuch, wer hätte das noch vor zwei Jahren gedacht?

- Auch das lag den Delegierten sehr am Herzen: Die in der Corona-Krise erweiterten Handlungsspielräume der Apotheken, zum Beispiel durch erweiterte Aut-idem und Aut-simile-Regelungen bei der Arzneimittelabgabe und der Herstellung von Desinfektionsmitteln, sollen auch weiterhin gelten, nach der Pandemie.

- Einige Anträge drehten sich auch ums E-Rezept. Allein die Apothekerkammer Nordrhein hatte dazu vier Anträge eingebracht, die mögliche Regelungslücken rund um den Weg des E-Rezepts in die Apotheke aufgespürt hatten. Ein Anliegen war es auch, dass die EU-Versender die Patienten nicht auffordern dürften, den Token fürs E-Rezept an sie zu übermitteln, z. B. durch Abfotografieren. Mein liebes Tagebuch, klar, wäre schön, wenn sich das irgendwie verhindern ließe – aber allen ist auch genauso klar: Das ist leider nicht zu kontrollieren, und was der Patient mit dem QR-Code macht, bleibt ihm überlassen. Mein liebes Tagebuch, der ausgedruckte Token ist wohl sowas wie die Achilles-Ferse des E-Rezepts.

23. September 2021

Er war da, auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf: unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Viel Lob gab’s für die Apotheken, für ihre Arbeit in der Pandemie. Fast schon sentimental gab sich unser Gesundheitsminister: Er empfinde „Apotheke als ein Stück Heimat“. Und bei dem einen oder anderen Apothekerwunsch war der Minister sogar offen, vielleicht auch andere Wege zu probieren: z. B. für Abgabeerleichterungen bei Rabattverträgen. Auch bei der zu niedrigen Vergütung für die Verteilung der Covid-19-Impffstoffe eröffnete Spahn eine Perspektive, nämlich dann, wenn die Impfstoff-Distribution in die Regelversorgung übergeführt werde. Auf der Seite der Apotheker stehe er auch bei fragwürdigen Kooperationen zwischen Telemedizinanbietern und Versandhändlern und wenn es um die lückenhaften Kontrollen der EU-Versender gehe. Mein liebes Tagebuch, viel Harmonie mit hohem Kuschelfaktor waberte durch die Düsseldorfer Halle. Aber nicht immer: Wovon er nichts hält, sind Covid-19-Impfungen in Apotheken – aus Furcht vor dem Zorn der Ärzte (Spahn: „Es ist nicht an der Zeit, diesen Streit mit den Ärzten zu führen“’). Mein liebes Tagebuch, da hätte ich ihm mehr Courage zugetraut. Und wovon Spahn nach wie vor nichts hält: eine Erhöhung des Apothekenfixhonorars. Er ist überzeugt, dass mit der Erhöhung der Notdienstvergütung, der Etablierung eines Botendiensthonorars und der gesetzlichen Verankerung honorierter pharmazeutischer Dienstleistungen ein guter Anfang gemacht sei. Nun, mein liebes Tagebuch, da ist in naher Zukunft also wenig bis nichts zu erwarten. Solche Töne allerdings schienen die ABDA und die Delegierten geflissentlich zu überhören. Oder sie waren durch das anfängliche Spahnsche Lullaby so verzückt und besänftigt, dass sie ihm nichts nachtrugen: Unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn durfte in langanhaltendem Beifall baden, ja, es fehlten nur noch die gern geübten Standing Ovations des diesjährigen Apothekertags (siehe auch der Kommentar von Christian Rotta: „alles schon vergessen?“).

24. September 2021

Unser liebes Apothekenhonorar, unser Sorgenkind. Seit Jahren hat sich hier nichts bewegt, keine Anpassung, keine Dynamisierung in Sicht. Obwohl sie jährlich immer gefordert wurde. Eine „Arbeitsgruppe Honorierung“, die vor rund zehn (!) Jahren von unserer Berufsvertretung eingesetzt wurde und eigentlich Vorschläge zur Weiterentwicklung der Apothekenvergütung entwickeln sollte, hatte es in all den Jahren nicht geschafft, ein konkretes Konzept zu erarbeiten. Mein liebes Tagebuch, was sollen wir davon halten? Auf dem Apothekertag kam diese Misere auf den Tisch, einem Antrag der Apothekerkammer Nordrhein sei Dank. Mit diesem Antrag soll die Bundesregierung aufgefordert werden, unser Apothekenhonorar mit einer Dynamisierungskomponente weiterzuentwickeln. Der Antrag wurde nach einigen Diskussionen verabschiedet. Einerseits war das gut und sogar besser, als so einen Antrag im Orkus der Ausschüsse und weiteren AGs versickern zu lassen. Andererseits, das Ziel des Antrags ist zwar prinzipiell richtig, wir brauchen eine Erhöhung der Apothekenvergütung. Aber, mein liebes Tagebuch, ob der Weg der richtige, ist mehr als fraglich: Solch einen Antrag an die Bundesregierung zu richten, ist doch der falsche Ansatz, wie auch der Chef des Deutschen Apothekerverbands, Thomas Dittrich, warnte. Vorschläge für eine Weiterentwicklung müssten von uns Apothekers selbst kommen. Genauso ist es. Dazu hat uns im Übrigen schon seit Jahren unser Bundesgesundheitsminister aufgefordert – aber es kam nichts von den Apothekers, siehe die ergebnislose Arbeit der AG Honorierung. Tja, und nun? Wir haben doch in unseren Kreisen und in Kreisen von Ökonomen, die uns nahestehen, fähige Köpfe und Vordenker – da wird es doch möglich sein, Vorschläge auszuarbeiten, wie unser Honorar weiterentwickelt werden kann. Da fordert uns die Politik schon seit Jahren auf – und wir liefern nicht! Unglaublich!

 

Gut so: Der Deutsche Apothekertag spricht sich dafür aus, Auffrischimpfungen gegen Covid-19 in den Apotheken anbieten zu dürfen, eine Initiative, die auf einen Antrag des Berliner Apothekervereins zurückgeht. Unsere ABDA-Präsidentin hatte bekanntlich auch schon mehrfach und forsch der Politik signalisiert, das wir Apothekers bereitstünden, in die Impfung gegen Covid-19 einzusteigen. Doch nicht alle Delegierte waren für das Impf-Engagement der Apotheken in Sachen Covid. Man wolle den schwelenden Konflikt mit der Ärzteschaft zum Thema Impfen in der Apotheke nicht weiter befeuern, zumal solche Impfungen uns wirtschaftlich auch nichts brächten, so der Thüringer Apothekerverbands-Chef Stefan Fink. Ups, mein liebes Tagebuch, hier geht es doch um die nationale Volksgesundheit, um das Ende der Pandemie – und nicht um unsere wirtschaftlichen Pfründe. Und was die Ärzte betrifft: Sorry, da müssen wir durch. Wir haben mit den Grippeschutzimpfungen begonnen, wir sollten da nicht auf halbem Weg stehenbleiben. Mein liebes Tagebuch, da schließen wir uns Göran Donner von der Sächsischen Landesapothekerkammer an: „Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken, auch nicht vor den Ärzten.“


Kaum hatte sich der Apotheker für die apothekerliche Unterstützung beim Impfen gegen Covid-19 ausgesprochen, folgte, wie erwartet, die Retourkutsche der Ärzte: Impfen sollte den Ärztinnen und Ärzten vorbehalten bleiben. Der Chef der Kassenärztliche Bundesvereinigung, Andreas Gassen, ließ wissen: „Das Impfen in den Arztpraxen ist ein Garant dafür, dass mittlerweile deutlich über 60 Prozent der Bevölkerung einen vollständigen Impfschutz gegen das Coronavirus genießen.“ Mein liebes Tagebuch, da können wir nur hinzufügen: Und wenn in den Apotheken mit ihrem niedrigschwelligen Zugang schon längst gegen Covid-19 geimpft werden dürfte, hätten wir vielleicht schon über 70 oder über 80 Prozent. Keine Sorge, ihr lieben Ärzte, die Apotheken wollen und können euch nur unterstützen, wir nehmen euch nichts weg. Mein liebes Tagebuch, leider ist Jens Spahn hier nicht auf Seiten von uns Apothekers. Aber warten wir mal die Bundestagswahl ab…



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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