Umfrage der Apobank

Aktienboom ohne Apotheker

Stuttgart - 07.09.2021, 07:00 Uhr

Nur eine Minderheit der Befragten ist bereit, für die private Altersvorsorge Risiken einzugehen: 74 Prozent der Heilberufler setzen auf Sicherheit; besonders ausgeprägt ist dieser Wert der Apobank zufolge mit knapp 80 Prozent bei den Apothekern. (s / Foto: peterschreiber.media / AdobeStock) 

Nur eine Minderheit der Befragten ist bereit, für die private Altersvorsorge Risiken einzugehen: 74 Prozent der Heilberufler setzen auf Sicherheit; besonders ausgeprägt ist dieser Wert der Apobank zufolge mit knapp 80 Prozent bei den Apothekern. (s / Foto: peterschreiber.media / AdobeStock) 


Auf dem Sparbuch lässt sich derzeit kein Geld vermehren, vielmehr muss man froh  sein, wenn die Bank einem noch keine Negativzinsen berechnet und es sich noch bezahlen lässt, dass man das Geld bei ihr parkt. Wo also hin mit dem Geld? Der Aktienmarkt war in den letzten Jahren nicht die schlechteste Adresse – doch Apotheker nutzen die Börse wohl kaum. Das zeigt eine Umfrage der Apobank.

Der Deutsche Aktienindex DAX hat zugelegt, und zwar zum einen bei seinen repräsentierten Konzernen, zum anderen beim Kurs. Seit Anfang repräsentieren nun 40 statt 30 Konzerne die deutsche Wirtschaft, und seit Jahresbeginn stieg der DAX-Kurs um 15 Prozent. Die Fünf-Jahres-Rendite liegt trotz Corona-Delle bei etwa 50 Prozent, erklärt die Apobank. Doch profitiert haben von diesem Boom die Heilberufler:innen wohl unterdurchschnittlich bis gar nicht. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage der Apobank, die diese gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut DocCheck Research unter 600 Standesangehörigen durchgeführt hat.

Wo steckt die private Vorsorge der Heilberufler?

Den Ergebnissen der Umfrage zufolge, fließt die private Altersvorsorge im Schnitt nur zu 29 Prozent in Aktien, Fonds oder andere Wertpapiere. Spitzenreiter seien Immobilien mit 34 Prozent, auf dem Bankkonto landen immerhin noch 20 Prozent. „Insbesondere die immer noch vergleichsweise hohe Bedeutung des Bankkontos für die private Altersvorsorge ist bedenklich“, sagt Maik Budke, Leiter Private Banking der Apobank. „Wer in der anhaltenden Niedrig- beziehungsweise Nullzinsphase Geld auf dem Bankkonto spart, macht real Verluste.“

Apotheker sind auf Sicherheit aus

Nun scheint die Börse nicht jedes Apothekers und jeder Apothekerin Sache zu sein, schließlich können die Kurse zwar steigen und man Gewinne einfahren, worüber sich stets auch das Finanzamt mit 25 Prozent freut. Doch ist es natürlich auch möglich, dass die Kurse fallen und das angelegte Geld bei Realisation weniger ist. Dieses Szenario fürchten die Heilberufler:innen wohl: Nur eine Minderheit der Befragten ist bereit, für die private Altersvorsorge Risiken einzugehen: 74 Prozent der Heilberufler:innen setzen auf Sicherheit; besonders ausgeprägt ist dieser Wert der Apobank zufolge mit knapp 80 Prozent bei den Apotheker:innen. „Die Angst vor Kursverlusten lähmt viele und blockiert den Blick darauf, dass selbst bei temporären Verlusten eine Anlage in Wertpapiere langfristig besser abschneidet als das Bankkonto“, so Budke.

Langfristig denken

Die Apobank rechnet anhand von zwei Beispiele, was möglich wäre. Wenn ein Anleger vor zehn Jahren 10.000 Euro in einen Aktienfonds investiert hätte, der durchschnittlich 10 Prozent pro Jahr an Rendite eingebracht hätte, lägen 25.937 Euro vor. Selbst durch die abgstürzten Börsenkurse im März 2002 wegen Corona und angenommenen Verlusten von 30 Prozent, blieben dem Anleger nach Rechnung der Apobank noch 18.156 Euro. Bei einer Anlage auf dem Konto von 2 Prozent, was derzeit auch eher optimistisch anmutete, hätte er 12.190 Euro gemacht. Budke: „Das Beispiel zeigt, dass sich Aktienanlagen langfristig in aller Regel auszahlen.“

Früh an Altersvorsorge denken

Aus diesem Grund lohne es sich auch, so früh wie möglich mit der privaten Altersvorsorge zu beginnen. Laut Apobank-Umfrage beschäftigen sich Heilberufler:innen im Schnitt zum ersten Mal mit 32 Jahren mit dem Thema private Altersvorsorge. „Früher wäre besser“, gibt Budke zu bedenken, „das erhöht die Renditen überproportional.“ Auch hierfür hat er ein Beispiel: Zwei Anleger investieren monatlich 250 Euro in einen Fonds. Der erste beginnt im Alter von 25 Jahren, der zweite ab dem 35. Lebensjahr. Bei einer Verzinsung von 5 Prozent pro Jahr hätte Anleger A bis zum 67. Lebensjahr 450.429 Euro angespart, B hingegen nur 252.201 Euro (thesaurierend: jährliche Gewinne reinvestiert; ohne Berücksichtigung von Kosten). Für 30.000 Euro mehr Einsatz habe Anleger A also 198.228 Euro mehr Kapital erhalten.

„Das Beispiel zeigt, dass private Vorsorge selbst bei vergleichsweise kleinen Summen über die Zeit eine erhebliche Hebelwirkung erzielt“, so Budke. „Wer früh beginnt, kann später über eine beachtliche Summe verfügen, ohne sich dafür übermäßig einschränken zu müssen


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

aktien ?!

von ratatosk am 07.09.2021 um 18:32 Uhr

Früher oft eine gute Anlage, aber jetzt durch den Steuerirrsinn kaum mehr für den privaten Anleger geeignet, evt. noch im Rahmen von Versicherungen, da durch den Wegfall der Spekulatiionsfrist und anders als z.B in Österreich !! das Chance Risikoverhältnis drastisch verschlechtert wurde. Deshalb sparen auch schon lange immer weniger Deutsche zu Recht privat mit Aktien. Leider wird in D alles der Steuergier des Staates geopfert.

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nicht beim Bankberater - bitte nicht

von Joachim Sievers am 07.09.2021 um 9:20 Uhr

ich stimme Ihnen in allen Punkten zu: aber bitte keine Aktienkäufe beim Bankberater!!!
Dieser bekommt Depotgebühren, plus Kauf- und Verkaufsprovisionen und Fondmanager-Gebühren, die in der Summe fast alle Erträge auffressen.
Also bitte: ein eigenes Direktdepot einrichten (Gebühren=Null), eigener Kauf von 5 großen ETF-Fonds (Gebühr ca 0,25%), kein "aktiv gemanagter " Fond (statt 5% per anno nur max 0,25% per anno).
Dann läufts....

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