Hochwasser in NRW und RLP

Zahlreiche Apotheken und Arztpraxen arbeitsunfähig

Berlin - 21.07.2021, 13:45 Uhr

In der Eifel hat das Hochwasser besonders verheerende Schäden angerichtet. (c / Foto: IMAGO / 7aktuell)

In der Eifel hat das Hochwasser besonders verheerende Schäden angerichtet. (c / Foto: IMAGO / 7aktuell)


Nach der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands haben Apothekerkammer und -verband Nordrhein eine vorläufige Schadensbilanz gezogen: Nach aktuellem Stand sind rund 50 Apotheken so zerstört, dass sie eine Weile nicht öffnen können. Der Ärzteverband Marburger Bund berichtet von rund 100 beeinträchtigten Arztpraxen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein. Indessen hat das Bundeskabinett am heutigen Mittwoch Soforthilfen in Höhe von bis zu 200 Millionen Euro beschlossen.

Durch das Hochwasser sind im Kammer- und Verbandsbezirk Nordrhein nach aktuellem Stand rund 50 öffentliche Apotheken zerstört oder so weit beeinträchtigt, dass sie tage- oder gar wochenlang nicht öffnen können. Das teilen AKNR und AVNR heute per Pressemitteilung mit. Stark betroffen sind demnach Apotheken in Erftstadt, Eschweiler, Euskirchen, Rheinbach, Schleiden, Stolberg, Swisttal und Velbert. Vereinzelt sind es auch Apotheken in Bad Münstereifel, Düren, Geilenkirchen, Hilden, Kall, Köln, Leverkusen, Moers, Nettersheim, Overath und Wuppertal.

Vor allem im Rhein-Erft-Kreis und der Eifel sei die Arzneimittelversorgung zwar „erschwert, aber gesichert“. Funktionstüchtige Apotheken übernähmen die Patientenversorgung jetzt zusätzlich, so Kammer und Verband. Die Lage habe auch Auswirkungen auf den Nacht- und Notdienst in den Krisengebieten. Es werde alles darangesetzt, die Aktualität des Notdienst-Plans (www.ak.nrw/nd) zu gewährleisten. Sicherheitshalber sollte in den betroffenen Regionen, soweit möglich, zunächst telefonisch die Dienstbereitschaft der jeweiligen Apotheke erfragt werden.

Die Apothekerkammer Rheinland-Pfalz hatte bereits gemeldet, dass in ihrem Kammerbezirk mindestens 21 Apotheken von der verheerenden Flutkatastrophe betroffen seien – zum Teil existenziell.

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„Regional und im Einzelfall vor Ort ist die Lage sehr unterschiedlich“, berichtet AKNR-Präsident Armin Hoffmann. Einige Apotheken werden wohl tagelang nicht wieder ans Netz gehen können, weil alles zerstört ist. Noch immer haben Kammer und Verband kein zuverlässig vollständiges Bild der Lage – auch weil es in einigen Orten weder Strom noch Handyempfang gibt. Außerdem seien Kolleginnen und Kollegen erst einmal mit anderen Dingen beschäftigt, als ihre Apotheke bei Kammer oder Verband als „temporär geschlossen“ zu melden, heißt es in der Pressemitteilung.

„Jetzt muss zunächst die Gesundheits- und Arzneimittelversorgung durch Krankenhäuser, Arztpraxen und Apotheken auch durch Behelfslösungen so weit wie möglich wieder sichergestellt werden“, sagt AVNR-Vorsitzender Thomas Preis. Danach gehe es darum, so schnell wie möglich wieder durch Neu- oder Wiederaufbau zum Regelbetrieb zurückzukehren. Das werde in vielen Fällen, so Hoffmann und Preis, Wochen, Monate oder noch länger dauern. Dafür bräuchten die Betroffenen – insbesondere auch im Gesundheitswesen – die Unterstützung von Bund und Land.

400 Millionen Euro Soforthilfe von Bund und Ländern

Diese soll nun auch fließen. Das Bundeskabinett hat am heutigen Mittwoch millionenschwere Soforthilfen auf den Weg gebracht. Laut Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) beteiligt sich der Bund mit bis zu 200 Millionen Euro zur Hälfte an den Hilfen aus den Bundesländern. Insgesamt stehen laut Kabinettsbeschluss bis zu 400 Millionen Euro zur Verfügung. Laut Scholz sind aber auch höhere Soforthilfen für die Hochwasseropfer denkbar: Wenn es so sei, dass mehr gebraucht werde, würden Bund und Länder auch mehr Geld zur Verfügung stellen. „Wir werden das tun, was erforderlich ist“, sagte Scholz. Die Hilfen sollten schnell und unbürokratisch fließen. Außerdem ist ein milliardenschwerer Aufbaufonds geplant. Der Aufbau werde Jahre in Anspruch nehmen, sagte Scholz. Über die genaue Höhe des Fonds soll aber erst entschieden werden, wenn das Ausmaß der Schäden besser absehbar ist.



Kirsten Sucker-Sket / dpa
redaktion@daz.online


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