Neue Genossenschaft von Apothekenrechenzentren

ARZsoftware eG entwickelt Software für mittelständische Rezeptabrechner

Neu-Isenburg - 29.06.2021, 11:30 Uhr

Einige Rechenzentren beschreiten nun einen neuen Weg: Sie haben eine Genossenschaft gegründet, die die Mitgliedsunternehmen insbesondere mit neuen IT-Lösungen unterstützen soll. (c / Foto: Schelbert / DAZ.online)

Einige Rechenzentren beschreiten nun einen neuen Weg: Sie haben eine Genossenschaft gegründet, die die Mitgliedsunternehmen insbesondere mit neuen IT-Lösungen unterstützen soll. (c / Foto: Schelbert / DAZ.online)


Bisher sieben mittelständische Apothekenrechenzentren haben sich der neuen Genossenschaft ARZsoftware angeschlossen. Gemeinsam wollen sie neue Software zur Abrechnung des E-Rezeptes entwickeln. Denn diese Herausforderung betrifft alle Rechenzentren in gleicher Weise. Erstes Projekt der Genossenschaft ist der Empfangshub „eRxXs“ für die E-Rezeptdaten aus den Apotheken.

Mit dem E-Rezept kommen neue Anforderungen auf die Apothekenrechenzentren zu. Die neuen Abläufe erfordern vor allem neue Software. Insbesondere für kleine Rechenzentren sind die Erstellung der Programme und der Einsatz neuer Technologien erhebliche Herausforderungen. Daraufhin beschreiten einige Rechenzentren nun einen neuen Weg. Sie haben eine Genossenschaft gegründet, die die Mitgliedsunternehmen insbesondere mit neuen IT-Lösungen unterstützen soll. Bisher gehören sieben mittelständische Rechenzentren zur neuen ARZsoftware eG. Diese soll nach eigenen Angaben Software entwickeln und „Services und Wertschöpfungsprozesse“ gestalten. Die Mitglieder sind AVC Dick (mit Tochterunternehmen H. Weil), ARZ Wünsch, Stein & Reichwald, Gfal Berlin, GVL Berlin, HSB Schrader, ARZ Schröter. Die Genossenschaft ist für weitere Rechenzentren sowie für Organisationen und Personen mit den erforderlichen Fachkenntnissen offen. 

Genossenschaftsidee für Softwareentwicklung nutzen

Der gesetzliche Zweck einer Genossenschaft ist die Förderung ihrer Mitglieder. Die Gründer hätten sich nach eigenen Angaben für die Rechtsform der Genossenschaft entschieden, weil sie im Umfeld von Apotheken eine nahezu 120-jährige Tradition besitze und sich auch im Finanz- und Handelsbereich bewährt habe. Es sei an der Zeit, in der Softwareentwicklung die gleichen Wege zu beschreiten, heißt es von der ARZsoftware. Dabei bringe jedes Mitgliedsunternehmen die eigenen Erfahrungen ein. Bisher hätten die Rechenzentren jeweils für sich allein Programme für ihre Arbeitsprozesse erstellt. Durch das E-Rezept würden die ein- und ausgehenden Daten jedoch weiter standardisiert. Daher biete sich eine stärker standardisierte Software an. Daraus sei die Lösung geboren worden, diese Software in einer Gruppe zu erstellen. 

Die Mitglieder wollen ihr gesammeltes Wissen in die Entwicklung neuer Software einbringen. Dabei sollen die teilweise über 60 Jahre lange Erfahrung im Markt und die Kenntnisse junger Programmierer zusammenfließen. Insgesamt seien elf Softwareentwickler eingebunden. Zugleich stünden die Mitglieder der neuen Genossenschaft weiter im Wettbewerb untereinander und würden daher auch eigene Software betreiben und entwickeln, beispielsweise zur Treuhandbuchführung und zur Kundenbetreuung. 

Erstes Projekt: neuer Empfangshub

Die Hardware werde aus Sicherheitsgründen an zwei getrennten Standorten in Deutschland betrieben. Die Rechenzentren seien nach ISO 27001 zertifiziert. Dieser Standard zum Informationssicherheitsmanagement gewährleiste das Risikomanagement, physische Sicherheitsprozesse, regelmäßige Audits sowie Tests der Sicherheitsüberwachung. Die Genossenschaft betont die aufwendigen Konzepte zur Sicherheit und verweist auch auf den „Transportstandard“ für Daten zwischen der Apothekensoftware und den Rechenzentren mit der Bezeichnung „APO_Ti“, den die ARZsoftware mitentwickelt habe. Dieser Standard ist nötig, weil die E-Rezeptdaten nicht über die Telematikinfrastruktur an die Abrechner übermittelt werden. Der Standard „APO_Ti“ werde durch den Bundesverband der Apothekenrechenzentren (VDARZ) sichergestellt. Doch jedes Rechenzentrum habe seinen eigenen Empfangsserver. Dafür hätten die Mitglieder der Genossenschaft ihren eigenen Empfangshub mit der Bezeichnung „eRxXs“ geschaffen. Angesichts des geplanten E-Rezeptstarts zum 1. Juli 2021 habe sich die Genossenschaft die Priorität gesetzt, diesen Empfangshub zu etablieren, um die über „Apo_Ti“ 0.9 übermittelten E-Rezepte der Warenwirtschaftssysteme verarbeiten zu können. Dies sei das erste Projekt der neuen Genossenschaft. 

Ausblick: Neue Module und maximale Variabilität für Apotheken

Für die nahe Zukunft seien Komponenten vorgesehen, die den Apotheken bei der Versorgung gemäß § 129a SGB V und § 11 Abs. 3 ApoG helfen. Diese Regelungen betreffen Krankenhausapotheken bei der Abgabe von Arzneimitteln an Versicherte und bei der Abrechnung von Zytostatikazubereitungen. Weitere Module seien in Planung. Ein zentrales Anliegen der ARZsoftware sei, für die Apotheken maximale Variabilität zu erreichen, „indem Schnittstellen zu bestehenden und zukünftigen Softwaresystemen geschaffen werden“. Dies betreffe besonders die Verlagerung der Software in eine sichere Cloudumgebung.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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