STIKO-Entwurf: Empfehlung für AstraZeneca nur noch für über 60-Jährige

Die Corona-News des Tages

30.03.2021, 08:59 Uhr

(Bild: Romolo Tavani / stock.adobe.com)

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Curevac produziert Corona-Impfstoff in Heidelberg / Biontech-Mitbegründer Sahin gegen Zurückhalten von Impfstoff / Krisentreffen zu AstraZeneca-Impfstoff - Weiter Ringen um Corona-Kurs / WHO: alle Thesen zum Virus-Ursprung werden verfolgt - USA skeptisch / Berlin stoppt vorerst Impfungen mit AstraZeneca für unter 60-Jährige / AstraZeneca: Merkel und Spahn beraten mit Länderchefs

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie überschlagen sich an manchen Tagen die Nachrichten zu COVID-19. 
Um Ihnen den Überblick zu erleichtern, bietet DAZ.online Ihnen hier einen Überblick über die wichtigsten Corona-News des Tages – direkt aus dem News-Kanal der Deutschen Presse-Agentur. 

17:36 Uhr

Curevac produziert Corona-Impfstoff in Heidelberg

Tübingen (dpa-AFX) - Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac will mehr als 100 Millionen Corona-Impfdosen in Heidelberg herstellen lassen. Mehr als 50 Millionen Dosen sollen noch in diesem Jahr produziert werden, wie Curevac am Dienstag auf seiner Homepage mitteilte. Curevac und der Schweizer Pharma-Auftragsfertiger Celonic schlossen dazu eine Kooperation ab. Celonic hat neben dem Hauptquartier in Basel einen Standort in Heidelberg.

Die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten von Curevac wird derzeit in der bereits fortgeschrittenen Studie in Europa und Lateinamerika mit rund 35 000 Teilnehmern untersucht. Curevac bekräftigte, die Marktzulassung im zweiten Quartal 2021 beantragen zu wollen. Mit einer Zulassung rechnet das Unternehmen bis Ende Juni.

Curevac hatte im Herbst 2020 damit begonnen, ein europäisches Netzwerk zur Impfstoff-Herstellung mit mehreren Dienstleistungspartnern aufzubauen. Bislang hat Curevac Vereinbarungen mit Bayer <DE000BAY0017>, Fareva, Wacker, Rentschler und anderen geschlossen. Der Curevac-Impfstoff basiert wie der Impfstoff von Biontech <US09075V1026> und seines US-Partners Pfizer <US7170811035> auf dem Botenmolekül mRNA, das im Körper die Bildung eines Virus-Eiweißes anregt. Dies löst eine Immunreaktion aus, die den Menschen vor dem Virus schützen soll. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte das schnelle Prüfverfahren für den Curevac-Impfstoff im Februar gestartet.

17:14 Uhr

Biontech-Mitbegründer Sahin gegen Zurückhalten von Impfstoff

Köln (dpa-AFX) - Biontech-Mitbegründer Ugur Sahin hat sich für ein flottes Verwenden des vorhandenen Impfstoffs ausgesprochen. "Man sollte alle Impfstoffe, die man hat, möglichst schnell verimpfen. Auch im Vertrauen darauf, dass neue Impfstoffe wöchentlich geliefert werden", sagte er in einem Interview von RTL/ntv. Es solle kein Impfstoff für zweite Impfungen zurückgelegt werden. "Ich schätze das Risiko, dass Impfstoffe jetzt nicht geliefert werden und die zweite Impfung bei Menschen aufgeschoben werden muss, als gering ein", sagte der Chef des Mainzer Unternehmens Biontech, das einen der Impfstoffe gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer <US7170811035> herstellt.

Sahin sagte weiter, die große Herausforderung der nächsten Wochen und eventuell auch der kommenden drei bis vier Monate werde sein, die Infektionszahlen so niedrig wie möglich zu halten. "Wir sind leider mit den Infektionszahlen in Europa und auch in Deutschland schon so weit, dass wir nicht mehr länger warten können, bis man striktere Maßnahmen einführt", sagte Sahin. "Wenn wir da keine Trendwende sehen, müssen wir nochmal in einen starken Lockdown reingehen." Sollten alle Impfstoffe wie geplant geliefert werden und die Impfungen gut vorangehen, könne man zum Ende des Sommers wieder in eine Normalität zurückkommen und im Winter einen erneuten Lockdown vermeiden. "Wir rechnen damit, dass wir ab Ende Mai auch einen Impfeffekt sehen werden."

16:55 Uhr

Krisentreffen zu AstraZeneca-Impfstoff - Weiter Ringen um Corona-Kurs

Berlin (dpa) - Während Bund und Länder weiter um ihren Corona-Kurs ringen, drohen erneut deutliche Verzögerungen beim Impfen. Mehrere Bundesländer setzten am Dienstag wieder Impfungen mit dem Wirkstoff von AstraZeneca aus - diesmal für die Jüngeren. Am Abend wollten Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder über den weiteren Umgang mit dem AstraZeneca-Impfstoff beraten. Zuvor bereits deutete sich eine geänderte Altersempfehlung der Ständigen Impfkommission an.

Das Präparat soll voraussichtlich nur noch für Menschen über 60 Jahre empfohlen werden. Das geht aus einem Beschlussentwurf der Ständigen Impfkommission (Stiko) hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Auch die «Augsburger Allgemeine» berichtete darüber. Allerdings könnte der Einsatz auch bei Jüngeren «nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoakzeptanz nach sorgfältiger Aufklärung möglich» bleiben.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schlug vor, die Impfreihenfolge für dieses Vakzin komplett aufzulösen. «Irgendwann wird man bei AstraZeneca speziell mit sehr viel Freiheit operieren müssen und sagen müssen: Wer will, und wer es sich traut quasi, der soll auch die Möglichkeit haben», sagte er.

Hintergrund der Diskussionen sind Hirnvenenthrombosen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55. Die Länder Berlin und Brandenburg, die Stadt München und der Kreis Heinsberg in NRW setzten deshalb Impfungen mit AstraZeneca für bestimmte Bevölkerungsgruppen aus - einige für alle unter 60 Jahren, andere nur für jüngere Frauen. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) nannte den vorläufigen Stopp eine «Vorsichtsmaßnahme».

In Deutschland sind laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bislang 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca bekannt. In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut berichtete.

Der mögliche Impfstopp mit dem Präparat von AstraZeneca beeinträchtigt eine wichtige Säule im Kampf gegen die Pandemie. Seit einiger Zeit steigen die Infektionszahlen in Deutschland wieder deutlich. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Dienstagmorgen bei 135,2. Am Vortag hatte das RKI noch 134,4 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und sieben Tagen gemeldet. Ähnlich hoch waren die Werte zuletzt Mitte Januar.

Merkel hatte die Bundesländer deswegen mit Nachdruck an die vereinbarte Corona-Notbremse erinnert und angedeutet, notfalls könne auch der Bund einschreiten. Eine solche Möglichkeit untermauert ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Demnach kann der Bund den Ländern über das Infektionsschutzrecht Vorschriften zur Bekämpfung der Corona-Pandemie machen, die diese dann genau umzusetzen hätten. Der Bund könnte zum Beispiel vorgeben, welche konkreten Maßnahmen im Falle der Überschreitung eines bestimmten Inzidenzwertes in einem Gebiet - etwa in einem Landkreis - ergriffen werden müssen. Er kann auch Maßnahmen zum Infektionsschutz in Schulen anordnen, obwohl Schulen laut Grundgesetz Ländersache sind.

Eine gesetzliche Regelung kann nach Einschätzung von Innenminister Horst Seehofer allerdings nicht an den Ländern vorbeibeschlossen werden. «Wir schätzen es so ein, dass so ein Gesetz mit höchster Wahrscheinlichkeit zustimmungspflichtig wäre im Bundesrat», sagte der CSU-Politiker. Er persönlich fände es aber richtig, wenn bundesweit einheitlich reagiert werde.

Söder forderte, dass in Hotspots dringend die vereinbarte Notbremse auch mit Ausgangsbeschränkungen bereits über Ostern gelten müsse. Er sei sich nicht sicher, ob jeder wirklich den Ernst der Lage verstanden habe, sagte der CSU-Chef. Er mahnte, angesichts der Zahlen sei jetzt nicht die Zeit für Streit zwischen Bund und Ländern sowie für Eifersüchteleien um Kompetenzen.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff rief Merkel auf, die Corona-Politik soweit möglich aus dem Kanzleramt zu steuern. «Ich hab der Kanzlerin Mut gemacht, das, was sie schon kann, offensiv zu machen», sagte er. «Wenn der Bund alle Optionen, die er hat, ziehen würde, hätten wir keine Diskussion.»

Gut zwei Drittel der Deutschen wünschen sich ebenfalls, dass Merkel im Kampf gegen die Pandemie eine aktivere Rolle bekommt. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der «Augsburger Allgemeinen» waren 67 Prozent der Befragten der Meinung, die Kanzlerin sollte stärker in die Corona-Politik der Länder eingreifen dürfen.

Die Kanzlerin hatte kritisiert, dass mehrere Länder derzeit statt strengerer Regeln sogar Modellprojekte mit Lockerungen planen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte den Stopp des Modellprojekts in Tübingen. Die Stadt in Baden-Württemberg testet derzeit, ob mehr Öffnungsschritte mit möglichst flächendeckendem Testen umsetzbar sind. «Sie geben das falsche Signal», schrieb Lauterbach auf Twitter. Das Tübinger Projekt zeige, dass unsystematisches Testen mit Öffnungsstrategien die schwere dritte Corona-Welle nicht aufhalten werde. ««Testen statt Lockdown» ist Wunschdenken, genau wie «Abnehmen durch Essen»», schrieb der SPD-Politiker.

16:39 Uhr

WHO: alle Thesen zum Virus-Ursprung werden verfolgt - USA skeptisch

Genf (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will sämtliche Thesen zum Ursprung des Coronavirus weiter verfolgen. Das erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag in Genf. Er äußerte sich nach der Publikation des Abschlussberichts der ersten umfassenden Untersuchung Anfang des Jahres in China.

Die Mission war politisch äußerst heikel. China setzt alles daran, nicht als Sündenbock für die weltweite Coronavirus-Pandemie an den Pranger gestellt zu werden.

In dem Bericht kommt das Team aus je 17 chinesischen und ausländischen Wissenschaftlern zu dem Schluss, dass das Virus außer in Fledermäusen auch in Schuppentieren seinen Ursprung haben könnte. Es empfiehlt auch weitere Studien, ob das Virus womöglich schon vor den ersten in der chinesischen Stadt Wuhan entdeckten Fällen in anderen Ländern kursierte. Die Theorie, dass es aus einem Labor entwichen sein könnte, bezeichneten sie dagegen als «extrem unwahrscheinlich».

Kritiker argwöhnen, China habe großen Einfluss auf die Endversion des Berichts genommen. Die Behörden hatten die Untersuchung monatelang hinausgezögert. Teammitglieder sagen, es habe keinen Druck gegeben.

Die US-Regierung sieht eine Reihe ungeklärter Fragen. «Ich denke, wir müssen die Methodologie von diesem Bericht besser verstehen», sagte der ranghohe Corona-Berater des Weißen Hauses, Andy Slavitt, dem Sender CNN. «Wurde den Ermittlern, die den Bericht geschrieben haben, vollständiger Zugang zu allem gewährt? Wurden sie in irgendeiner Weise von der Regierung Chinas beeinflusst, als sie diesen Bericht schrieben? Bis wir die Antworten auf diese Fragen kennen, denke ich, ist es das beste, wenn wir den Bericht mit einer gesunden Skepsis, nicht zwangsläufig mit Zynismus, betrachten.»

«Was die WHO angeht, bleiben alle Hypothesen auf dem Tisch», sagte Tedros. Dieser Bericht ist ein wichtiger Anfang, aber nicht das Ende. Wir haben den Ursprung des Virus noch nicht gefunden.» Es werde alles getan, um das Rätsel zu lösen, um das Risiko, dass sich eine ähnliche Pandemie entwickeln kann, zu reduzieren.

Die Experten schließen in dem Bericht die Möglichkeit nicht aus, dass das Virus schon vor der Entdeckung im Dezember in der chinesischen Stadt Wuhan in China bereits in anderen Ländern zirkulierte. Die Qualität bisheriger Studien zu dem Thema ließen aber zu wünschen übrig, es müsse weiter untersucht werden.

Nach Angaben der Wissenschaftler könnten neben Fledermäusen und Schuppentieren auch Nerze und Katzen Wirte des Virus sein. Viren, die dem Sars-CoV-2-Virus am ähnlichsten sind, seien zwar in Fledermäusen und Schuppentieren gefunden worden, heißt es weiter. «Aber keines der Viren, die bis jetzt in diesen Säugetieren identifiziert wurden, ist dem Sars-CoV-2 so ähnlich, dass er als direkter Vorläufer in Frage kommt.»

«Zudem deutet die hohe Anfälligkeit von Nerzen und Katzen für Sars-CoV-2 an, dass weitere Tierarten als mögliches Reservoir in Frage kommen», heißt es. Die Wissenschaftler gehen von einem Zwischenwirt aus, von dem das Virus auf den Menschen übertragen wurde. Er wurde aber bislang nicht gefunden. «Mögliche Zwischenwirte könnten Nerze, Schuppentiere, Hasen, Marderhunde und Hauskatzen (...) umfassen oder Arten wie Zibetkatzen, Dachse oder verwandte Marderarten, die während des Ausbruchs in der Provinz Guangdong in China nachweislich mit Sars-Coronaviren infiziert waren.»

Ob der Huanan-Markt in Wuhan, der im vergangenen Jahr im Zentrum des Ausbruchs stand, tatsächlich Ausgang der Pandemie war, sei nicht klar, berichten die Forscher. Es seien auch Fälle bekannt, die nichts mit dem Markt zu tun hatten. Die Ergebnisse könnten nahelegen «dass der Huanan-Markt nicht die ursprüngliche Quelle des Ausbruchs war», heißt es in dem Bericht.

16:29 Uhr

Berlin stoppt vorerst Impfungen mit AstraZeneca für unter 60-Jährige

Berlin (dpa/bb) - Das Land Berlin hat die Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff des Herstellers AstraZeneca für Menschen unter 60 Jahren vorerst ausgesetzt. Das Impfen in Impfzentren, Krankenhäusern und auch Arztpraxen sei vorsichtshalber eingestellt worden, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Dienstag und verwies auf neue Daten über Nebenwirkungen. In Deutschland waren mehrere Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet worden. Auch Brandenburg reagierte mit einem vorläufigen Impfstopp.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen am Dienstagabend in einer Sondersitzung über den weiteren Umgang mit dem Impfstoff des Herstellers AstraZeneca beraten. Das kündigte Kalayci an. Es werde eine aktuelle Einschätzung der Ständigen Impfkommission (Stiko) erwartet. Mit dem Bundesgesundheitsministerium solle zudem darüber beraten werden, wie bei Menschen, die schon eine Erstimpfung haben, mit den Zweitimpfungen umgegangen werde. Auch in anderen Orten in Deutschland wurden die Impfungen eingeschränkt.

«Wir haben in Berlin noch keinen schweren Fall von Nebenwirkungen, Gott sei Dank», betonte die Gesundheitssenatorin. Das Präparat biete einen sehr guten Impfschutz. «Dieser Impfstoff sichert, dass man keine schweren Krankheitsverläufe hat», betonte sie. Trotzdem müsse man vorsichtig sein und die Beratungen auf Bundesebene abwarten.

Auch die landeseigenen Kliniken Charité und Vivantes in der Hauptstadt stoppten bis auf Weiteres die Impfungen mit Verweis auf Fälle von Hirnvenenthrombosen in Deutschland. Die Aussetzung der Impfungen galt bei den Kliniken zunächst für Frauen unter 55 Jahren. Beide Kliniken haben den Stopp inzwischen ebenfalls auf Menschen unter 60 Jahre ausgedehnt.

Deutschland - und zahlreiche andere Staaten - hatten die Impfung mit dem AstraZeneca-Stoff im März vorübergehend ausgesetzt, weil mehrere Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet worden waren. Der Impfstoff wurde dann wieder verabreicht. Die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema hatte die Sicherheit des Vakzins bekräftigt, auch die Ständige Impfkommission in Deutschland hatte sich für einen weiteren Einsatz des Mittels ausgesprochen.

Der Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen hatte bereits am Montag die Corona-Schutzimpfung von Frauen unter 55 mit dem Wirkstoff von AstraZeneca vorläufig gestoppt. Nachdem eine geimpfte Frau (47) vergangene Woche gestorben war, sei dem Kreis nun der Verdacht auf «eine schwerwiegende Erkrankung» einer 28-Jährigen nach der Impfung mit AstraZeneca gemeldet worden, hieß es. Beide hatten laut Kreis eine Sinusvenenthrombose erlitten.

In Deutschland sind bislang 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca bekannt, wie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) am Dienstag berichtete. Bis Montagmittag (29.3.) waren dem Institut 31 Fälle gemeldet worden; in 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet. In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut in Langen berichtete.

Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen laut PEI alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt. Laut dem Impfquoten-Monitoring des Robert Koch-Instituts wurden bis einschließlich Montag 2,7 Millionen Erstdosen und 767 Zweitdosen von AstraZeneca verimpft.

AstraZeneca: Merkel und Spahn beraten mit Länderchefs

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beraten noch an diesem Dienstag kurzfristig mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca. Das Bundespresseamt kündigte am Nachmittag für den Abend eine Pressekonferenz an - im Anschluss an ein «Informationsgespräch mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder zur weiteren Verwendung des Impfstoffs von AstraZeneca».

Für AstraZeneca deutet sich eine geänderte Altersempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) an. Das Präparat soll voraussichtlich nur noch für Menschen über 60 Jahre empfohlen werden, wie aus einem Beschlussentwurf der Stiko hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Auch die «Augsburger Allgemeine» berichtete darüber.

Hintergrund der Diskussionen sind Hirnvenenthrombosen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55. Dazu heißt es in dem Beschlussentwurf: «Obwohl deutlich mehr Frauen betroffen waren, schränkt die Stiko vorsorglich ihre Empfehlung für beide Geschlechter ein.»

15:44 Uhr

STIKO-Entwurf: Empfehlung für AstraZeneca nur noch für über 60-Jährige

Berlin (dpa) - Für den Corona-Impfstoff von AstraZeneca deutet sich eine geänderte Altersempfehlung an. Das Präparat soll voraussichtlich nur noch für Menschen über 60 Jahre empfohlen werden. Das geht aus einem Beschlussentwurf der Ständige Impfkommission (Stiko) hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Auch die «Augsburger Allgemeine» berichtete darüber.

In dem Entwurf heißt es, basierend auf der momentanen Datenlage empfehle die Stiko «im Regelfall» die Impfung mit AstraZeneca «nur Menschen im Alter >60 Jahre». Der Einsatz unterhalb dieser Altersgrenze «bleibt indes nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoakzeptanz nach sorgfältiger Aufklärung möglich», heißt es in dem Beschlussentwurf weiter.

Hintergrund der Diskussionen sind Hirnvenenthrombosen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55. Dazu heißt es in dem Beschlussentwurf: «Obwohl deutlich mehr Frauen betroffen waren, schränkt die Stiko vorsorglich ihre Empfehlung für beide Geschlechter ein.»

Am Dienstagabend wollten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern über den weiteren Umgang mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca beraten.

15:32 Uhr

Expertengremium in Kanada empfiehlt AstraZeneca-Aussetzung

Ottawa (dpa-AFX) - Kanadas Expertengremium für die Corona-Impfkampagne hat nun auch offiziell die Aussetzung des Vakzins von Hersteller AstraZeneca für Menschen im Alter unter 55 Jahren empfohlen. Das Komitee habe Sicherheitsbedenken und wolle Berichte über seltene Blutgerinnsel bei einigen immunisierten Patienten näher untersuchen. Medienberichten zufolge war das Mittel in der Altersgruppe unter 55 bislang aber nicht großflächig eingesetzt worden.

Mitte März waren auch in Deutschland Corona-Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca mehrere Tage vorsorglich ausgesetzt worden. Nach einer erneuten Prüfung erklärte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), das Präparat sei sicher. Doch werde in den Hinweisen eine extra Warnung vor möglichen seltenen Fällen von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen hinzugefügt, erklärte die EMA. Am Dienstag hatte das Land Berlin die Impfung für Menschen unter 60 ausgesetzt.

15:00 Uhr

Gesundheitsminister beraten über weiteren AstraZeneca-Einsatz

Berlin (dpa) - Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen am Dienstagabend in einer Sondersitzung über den weiteren Umgang mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca beraten. Bundesminister Jens Spahn (CDU) will seinen Länderkollegen dabei einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen machen, wie sein Ressort in Berlin mitteilte.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte, die Ständige Impfkommission wolle erneut eine Empfehlung aussprechen. Außerdem werde eine aktuelle Einschätzung des für die Sicherheit von Impfstoffen zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts erwartet.

In Deutschland waren nach Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca Hirnvenenthrombosen bei Frauen bekannt geworden. Das Land Berlin hat am Dienstag Impfungen mit dem Präparat bei Menschen unter 60 Jahren als Vorsichtsmaßnahme gestoppt.

14:04 Uhr / aktualisiert 15:26 Uhr

Österreich will Corona-Impfstoff Sputnik V aus Russland einsetzen

Wien/Moskau (dpa-AFX) - Österreich verhandelt mit Russland über die Lieferung von Impfdosen des in der EU noch nicht zugelassenen russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V. Bundeskanzler Sebastian Kurz bestätigte die Verhandlungen. "Beim Impfstoff darf es keine geopolitischen Scheuklappen geben", sagte er am Dienstag. "Das Einzige, was zählen darf, ist, ob der Impfstoff wirksam und sicher ist, nicht, woher er kommt." Russland begrüßte die Pläne.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit einen Antrag auf Zulassung von Sputnik V in der EU. Im April werden Experten der EMA in Russland zur Begutachtung der Produktion und Lagerung des Impfstoffs erwartet. Ungarn setzt das russische Präparat, das in mehr als 50 Ländern weltweit zugelassen ist, bereits auf Grundlage einer nationalen Genehmigung ein.

In Österreich geht es um insgesamt eine Million Dosen, von denen bereits im April 300 000 geliefert werden sollten. Eine Kaufentscheidung sei aber noch nicht getroffen worden, betonte das Kanzleramt. "Wenn Österreich eine Million Impfdosen zusätzlich bekommt, wäre eine frühere Rückkehr zur Normalität möglich, und wir können viele Menschenleben sowie Arbeitsplätze retten", sagte Kurz.

Das russische Außenministerium teilte in Moskau mit, die österreichischen Pläne zeigten, dass es nicht gelinge, Russland international zu isolieren. "Zusammenarbeit auf Grundlage gegenseitigen Nutzens und gegenseitiger Achtung - das ist die Devise russischer Politik in Aktion", sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa.

Geprüft würden zurzeit alle Möglichkeiten, um möglichst rasch an weitere Impfdosen zu kommen, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). "Klar ist: Jeder in Österreich eingesetzte Impfstoff muss wirksam und sicher sein", fügte er hinzu.

Kurz habe die Drähte bei einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am 26. Februar gelegt, hieß es aus dem Kanzleramt. Seitdem liefen Verhandlungen mit dem Russian Direct Investment Fund (RDIF), der den Impfstoff international vertreibt. RDIF-Chef Kirill Dmitrijew hatte gesagt, dass Russland 100 Millionen Dosen Sputnik V für 50 Millionen Bürger in der EU zur Verfügung stellen könne. Auch die Slowakei hat bereits 200 000 Dosen erhalten, sie aber wegen der fehlenden Genehmigung noch nicht eingesetzt.

13:17 Uhr

Biontech will Impfstoffproduktion auf 2,5 Milliarden Dosen steigern

Mainz (dpa-AFX) - Der Mainzer Corona-Impfstoff-Hersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer peilen eine Ausweitung ihrer Produktionskapazität auf 2,5 Milliarden Dosen bis Ende dieses Jahres an. Das teilte das Mainzer Unternehmen am Dienstag bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen für das vergangene Jahr mit. Bislang war von 2 Milliarden Dosen die Rede.

"Der Anstieg wurde hauptsächlich ermöglicht durch verbesserte Herstellungsprozesse, die Inbetriebnahme von Biontechs Produktionsstätte in Marburg, die Zulassung der Entnahme einer sechsten Impfdosis sowie durch die Erweiterung unseres Hersteller- und Lieferantennetzwerks", erklärte das Unternehmen.

Bis zum 23. März lieferten Biontech und seine Partner weltweit mehr als 200 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs aus. Für dieses Jahr haben Biontech und Pfizer nach eigenen Angaben Bestellungen über mehr als 1,4 Milliarden Dosen unterzeichnet. "Gespräche über weitere Lieferungen laufen."

12:58 Uhr / aktualisiert 13:13 Uhr

Uni-Kliniken wollen Impfstopp mit AstraZeneca für jüngere Frauen

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Leiter von fünf der sechs Uni-Kliniken in Nordrhein-Westfalen sprechen sich in einem gemeinsamen Brief an den Bundes- und Landesgesundheitsminister für den vorläufigen Stopp von Impfungen jüngerer Frauen mit dem Wirkstoff von AstraZeneca aus. Das Risiko von weiteren Todesfällen sei zu hoch, heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

In dem zweiseitigen Schreiben, das von den Ärztlichen Direktoren der fünf Kliniken unterzeichnet wurde, wird Bezug auf die bislang bekannten Verdachtsfälle von Thrombosen nach AstraZeneca-Impfungen genommen. Die Experten stellen dann die Todesfälle durch Covid-19 bei 20- bis 29-jährigen Frauen den potenziellen lebensbedrohlichen Impfkomplikationen in der gleichen Altersgruppe gegenüber.

«Zusammenfassend muss man feststellen, dass am Beispiel der Gruppe der 20- bis 29-jährigen Frauen nach jetzigem Erkenntnisstand ein äußerst ungünstiges Nutzen/Risiko-Profil für den Einsatz des AstraZeneca-Impfstoffes vorliegt», so die Uniklinik-Chefs in ihrem Brief. «Im Lichte dieser Überlegungen erscheint uns der Einsatz des AstraZeneca-Impfstoffs bei jüngeren Frauen gegenwärtig nicht gerechtfertigt», schreiben die Experten. Es bestehe daher «dringender Bedarf», eine neue Impfempfehlung abzuleiten.

Bis zum Nachmittag wollen die Uni-Kliniken nach dpa-Informationen dem Landes-Gesundheitsministerium eine entsprechende Empfehlung vorlegen. Die Uni-Klinik Köln empfiehlt unterdessen ihren weiblichen Angestellten unter 55 Jahren im Impfberatungsgespräch, «zumeist keine Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff», so ein Sprecher. Er bestätigte einen Bericht der «Bild»-Zeitung.

«Wir enthalten niemanden den Impfstoff vor, der ihn auch nach entsprechender Aufklärung ausdrücklich wünscht», ergänzte der Sprecher. «Insgesamt sind wir sowohl ethisch als auch juristisch verpflichtet, wie bei jeder anderen ärztlichen Maßnahme auch, nach bestem Wissen und Gewissen auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse aufzuklären und eine individuelle Impfempfehlung auszusprechen.»

Zuvor hatte eine 47 Jahre alte Frau laut dem Kreis Euskirchen wenige Tage nach der Impfung eine Sinusvenenthrombose erlitten und war gestorben. Auch eine 28 Jahre alte Frau war nach Angaben des Kreises nach der Impfung an einer solchen Thrombose erkrankt. Sie befindet sich demnach «in einem stabilen Zustand und wird in einer Spezialklinik versorgt». Der Kreis bestätigte am Dienstag, dass die 28-Jährige in Bonn wohnt, aber im Kreisgebiet arbeitet und dort geimpft wurde. Der Kreis hatte daraufhin bereits am Montag die Impfung von Frauen unter 55 Jahren mit dem Vakzin von AstraZeneca gestoppt.

Deutschland - und zahlreiche andere Staaten - hatten die Impfung mit dem AstraZeneca-Stoff im März vorübergehend ausgesetzt, weil mehrere Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet wurden. Mittlerweile wird der Impfstoff wieder verabreicht. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte die Sicherheit des Vakzins bekräftigt, auch die Ständige Impfkommission in Deutschland hatte sich für einen weiteren Einsatz des Mittels ausgesprochen.

12:49 Uhr

Schwedische Zahlen: Kaum Infektionen nach Corona-Impfung

Stockholm (dpa) - Nach einer Corona-Impfung stecken sich Menschen nur in sehr seltenen Fällen mit dem Virus an. Das zeigen neben Studien nun auch neue Zahlen aus Schweden. Bislang haben in Schweden mehrere Hunderttausend Menschen bereits beide Impfdosen erhalten. Im Abstand von mindestens zwei Wochen zur zweiten Dosis sind lediglich knapp 200 Geimpfte positiv auf das Virus getestet worden. Das teilte die Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten am Dienstag mit. Dies entspricht demnach einem Anteil von 0,06 Prozent an allen, die vollständig geimpft worden sind, und damit einem erwarteten Niveau. Bislang haben demnach rund 430.000 Menschen in Schweden ihre beiden Impfdosen erhalten.

«Dass sich so wenige Menschen nach Erhalt ihrer zweiten Impfdosis infizieren, weist darauf hin, dass die in Schweden gegen Covid-19 verwendeten Impfstoffe gut funktionieren», erklärte der staatliche Epidemiologe Anders Tegnell. Wie viele der rund 200 Betroffenen Symptome gezeigt oder Behandlung benötigt haben, ist nach Angaben der Behörde nicht bekannt. Als EU-Land setzt Schweden auf dieselben Corona-Impfstoffe wie Deutschland.

Eine neue US-Studie bekräftigt eine gute Wirksamkeit von einigen Impfstoffen auch gegen Infektionen ohne Symptome. «Die Ergebnisse zeigten, dass nach der zweiten Impfstoffdosis das Infektionsrisiko zwei oder mehr Wochen nach der Impfung um 90 Prozent verringert wurde», hatte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Montag mitgeteilt.

Positive Zeichen kamen zuletzt auch von der EU-Gesundheitsbehörde ECDC. «Es ist sehr ermutigend, zu sehen, dass Reinfektionen mit Sars-CoV-2 ziemlich selten sind», hatte ECDC-Direktorin Andrea Ammon am Montagabend erklärt. Es gebe auch erste Anzeichen, dass das Risiko einer Weitergabe der Infektionen bei Geimpften niedriger sei. Trotz der Unwägbarkeiten wegen der aufgetretenen Virus-Varianten gehe man nach wie vor davon aus, dass die Gesamtzahl der Neuinfektionen signifikant abnehmen werde, wenn mehr Menschen geimpft werden.

12:41 Uhr

Studie: In zweiter Corona-Welle weniger andere Klinik-Eingriffe

Berlin (dpa-AFX) Auch in der zweiten Corona-Welle sind laut einer Studie wieder andere Notfall-Eingriffe in deutschen Kliniken zurückgefahren worden. Die Zahl der Herzinfarkt-Behandlungen sank zwischen Oktober 2020 und Januar 2021 um 13 Prozent, wie das Wissenschaftlichen Institut der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) am Dienstag nach einer Auswertung von AOK-Abrechnungsdaten mitteilte. Dies sei fast genauso stark gewesen wie in der ersten Welle mit minus 16 Prozent von März bis Mai 2020. Schlaganfall-Behandlungen gingen demnach um 11 Prozent zurück, nachdem es in der ersten Corona-Welle minus 12 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2019 waren.

Diese erneuten Einbrüche seien Anlass zur Sorge, sagte Instituts-Geschäftsführer Jürgen Klauber. Wiederholt hätten Ärzte aus Krankenhäusern darauf hingewiesen, dass Herzinfarkt-Patienten gehäuft verspätet und mit fortgeschrittener Schädigung des Herzens angekommen seien. "Wir können angesichts der Zahlen nur den Appell erneuern, bei Notfallsymptomen auch unter den Bedingungen der Pandemie nicht zu zögern, den Notruf zu wählen."

Mit Blick auf Covid-19-Klinikbehandlungen bestätige sich laut der Analyse nach Daten zu AOK-Versicherten, dass Männer häufiger von schweren Verläufen betroffen seien als Frauen. Zwei Drittel (66 Prozent) der Patienten mit künstlicher Beatmung waren demnach Männer. Zudem steige das Risiko mit dem Alter: 52 Prozent der stationär behandelten Covid-19-Patienten seien 70 Jahre oder älter gewesen. "Allerdings sehen wir auch viele schwere Krankheitsverläufe bei Jüngeren", sagte Klauber. Ein Drittel der Corona-Patienten im Krankenhaus war demnach jünger als 60 Jahre. Dabei seien 50- bis 69-Jährige mit im Schnitt 16 Tagen am längsten beatmet worden - bei Über-80Jährigen waren es zehn Tage.

"Die Zahlen verdeutlichen, dass sich die Intensivstationen angesichts steigender Infektionszahlen schnell mit Menschen mittleren Alters füllen können, die noch nicht geimpft sind", sagte Klauber. Der Auswertung zufolge starben 18 Prozent der Covid-19-Patienten während des Krankenhausaufenthaltes, bei künstlich beatmeten Patienten waren es 51 Prozent. Ausgewertet wurden den Angaben zufolge Daten von rund 52 000 AOK-versicherten Covid-19-Patienten, die von Februar bis November 2020 in den deutschen Kliniken behandelt wurden.

An der Versorgung von AOK-versicherten Corona-Patienten waren der Studie zufolge rund 1250 Krankenhäuser beteiligt. Dabei behandelte die Hälfte dieser Kliniken 86 Prozent der Fälle. Der Chef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, sagte, die Krise zeige: "Wir brauchen nicht weniger Zentralisierung und Spezialisierung von Kliniken, sondern mehr." Die übrigen Fälle verteilten sich auf viele Häuser mit oft sehr kleinen Fallzahlen, die nicht unbedingt optimal für die Versorgung dieser schweren Erkrankung ausgerüstet seien.

12:40 Uhr

WHO: Neben Fledermäusen Schuppentiere im Fokus der Corona-Forscher

Genf (dpa) - Außer Fledermäusen sind auch Schuppentiere als möglicher Ausgangspunkt der Coronavirus-Pandemie im Visier der Forscher. Wissenschaftler empfehlen, die Schuppentiere bei der Suche nach dem Ursprung einzubeziehen. Auch Nerze und Katzen könnten Wirte des Virus sein, schrieben die Wissenschaftler, die im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in China nach dem Ursprung des Virus suchten, in ihrem Abschlussbericht.

Die Experten schließen auch die Möglichkeit nicht aus, dass das Virus schon vor der Entdeckung im Dezember in der chinesischen Stadt Wuhan in China in anderen Ländern zirkulierte. Die Qualität bisheriger Studien zu dem Thema ließen aber zu wünschen übrig, es müsse weiter untersucht werden.

Der Bericht sollte am Dienstag Vertretern der 194 WHO-Mitgliedsländer in Genf vorgestellt und anschließend online veröffentlicht werden. Er lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor.

Die Untersuchung fand in politisch aufgeheiztem Klima statt. China wollte verhindern, als Verursacher der Pandemie an den Pranger gestellt zu werden. Kritiker argwöhnen, dass China den 17 internationalen Experten nicht jeden gewünschten Zugang gewährte und bei der Erstellung des Berichts Druck ausübte. Teilnehmer haben das aber zurückgewiesen.

Ob der Huanan-Markt in Wuhan, der im vergangenen Jahr im Zentrum des Ausbruchs stand, tatsächlich Ausgang der Pandemie war, sei nicht klar, berichten die Forscher. Es seien auch Fälle bekannt, die nichts mit dem Markt zu tun hatten. Die Ergebnisse könnten nahelegen «dass der Huanan-Markt nicht die ursprüngliche Quelle des Ausbruchs war», heißt es in dem Bericht.

Die These, dass das Virus aus Versehen aus einem Viren-Labor entwich und sich verbreitete, gilt nach Einschätzung der Experten als «extrem unwahrscheinlicher Weg».

Viren, die dem Sars-CoV-2-Virus am ähnlichsten sind, seien zwar in Fledermäusen und Schuppentieren gefunden worden, heißt es weiter. «Aber keines der Viren, die bis jetzt in diesen Säugetieren identifiziert wurden, ist dem Sars-CoV-2 so ähnlich, dass er als direkter Vorläufer in Frage kommt.»

«Zudem deutet die hohe Anfälligkeit von Nerzen und Katzen für Sars-CoV-2 an, dass weitere Tierarten als mögliches Reservoir in Frage kommen», heißt es. Die Wissenschaftler gehen von einem Zwischenwirt aus, von dem das Virus auf den Menschen übertragen wurde. Er wurde aber bislang nicht gefunden. «Mögliche Zwischenwirte könnten Nerze, Schuppentiere, Hasen, Marderhunde und Hauskatzen (...) umfassen oder Arten wie Zibetkatzen, Dachse oder verwandte Marderarten, die während des Ausbruchs in der Provinz Guangdong in China nachweislich mit Sars-Coronaviren infiziert waren.»

12:17 Uhr

Auch Vivantes setzt Impfungen mit AstraZeneca bei Frauen unter 55 aus

Berlin (dpa) - Der landeseigene Berliner Klinikbetreiber Vivantes hat am Dienstag bis auf Weiteres vorsorglich alle Impfungen von Frauen unter 55 Jahren mit dem Vakzin des Herstellers AstraZeneca ausgesetzt. «Dies betrifft vor allem die eigene Belegschaft», teilte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur mit. Bei Frauen in Deutschland waren nach Impfungen Hirnvenenthrombosen festgestellt worden. Zuvor hatte bereits die Berliner Universitätsklinik Charité bis auf Weiteres alle Impfungen ihrer Mitarbeiterinnen unter 55 Jahren mit dem Vakzin des Herstellers AstraZeneca ausgesetzt.

11:55 Uhr

Corona: Globales Abkommen soll künftige Pandemien besser abwehren

Brüssel (dpa-AFX) - Als Lehre aus Corona plädieren Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehr als 20 weitere Staats- und Regierungschefs aus aller Welt für ein globales Abkommen zur Abwehr künftiger Pandemien. "Gemeinsam müssen wir mehr Vorsorge treffen, um eng abgestimmt Pandemien besser vorherzusagen, zu vermeiden, zu erkennen und einzuschätzen sowie sie wirksam zu bekämpfen", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Aufruf. Ziele sind auch eine verlässlichere Produktion und eine gerechtere Verteilung von Impfstoffen.

EU-Ratschef Charles Michel und Vertreter der Weltgesundheitsorganisation WHO warben auf einer gemeinsamen Pressekonferenz für das Abkommen. Die Pandemie habe die besten und die schlimmsten Seiten der Menschheit offengelegt, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Jetzt müsse man auf die Schwachpunkte eingehen und einen Rahmen für die internationale Zusammenarbeit schaffen. Ratschef Michel sagte, die internationale Gemeinschaft sei ähnlich gefordert wie nach dem Zweiten Weltkrieg.

In dem Aufruf der Staats- und Regierungschefs heißt es: "Covid-19 hat unsere Schwächen und unsere Uneinigkeit offengelegt. Jetzt müssen wir die Chance ergreifen und als Weltgemeinschaft in friedlicher Zusammenarbeit über diese Krise hinaus gemeinsam tätig werden." Kein einzelner Staat und keine internationale Organisation könne derartige Krisen alleine bewältigen.

Das Abkommen solle mehr Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, Warnsysteme bei Gefahren und eine bessere Verteilung von Medikamenten, Schutzausrüstungen und Impfstoffen erreichen, schreiben die Staats- und Regierungschefs. Der Vertrag soll nach Angaben aus EU-Kreisen in einem Jahr fertig sein. Nächste Schritte seien eine geplante Erklärung auf dem G20-Gesundheitsgipfel in Italien und eine WHO-Resolution im Mai.

Zu den Unterzeichnern zählen neben Merkel, Michel und Tedros auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Ministerpräsident Mario Draghi, Chiles Präsident Sebastian Pinera, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, Südkoreas Präsident Moon Jae In und Indonesiens Präsident Joko Widodo. Es fehlen Unterschriften aus den USA, China oder Russland. Tedros sagte jedoch, es gebe positive Rückmeldung aus vielen Staaten.

11:41 Uhr

Tschechien verlängert Impf-Intervall bei Pfizer-Biontech-Wirkstoff

Prag (dpa-AFX) - Tschechien verlängert das Impf-Intervall beim Wirkstoff der Hersteller Pfizer <US7170811035> und Biontech <US09075V1026>. Zwischen der ersten und der zweiten Dosis werde künftig ein Abstand von 42 Tagen liegen, teilte das Gesundheitsministerium in Prag am Dienstag mit. Dies ermögliche es, "mehr Menschen in kürzerer Zeit zu schützen". Man müsse "keinerlei Befürchtungen" haben. Die Änderung gelte ab sofort für alle, die sich neu für die Impfung registrieren.

Bisher lag das Intervall bei drei Wochen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur hatte Ende Januar empfohlen, die zweite Dosis des Pfizer-Biontech-Präparats innerhalb dieses Zeitraums zu verabreichen. Von einer Verlängerung der Zeitspanne wurde abgeraten. Der volle Schutz vor einer Corona-Infektion wird erst nach der zweiten Spritze erreicht.

Die Regierung in Prag steht seit längerem wegen des langsamen Tempos der Impfkampagne unter Druck. In dem EU-Mitgliedstaat mit 10,7 Millionen Einwohnern sind bisher rund 1,6 Millionen Impfstoff-Einzeldosen verabreicht worden. Das Land kämpft mit der dritten Corona-Welle. Nach Berechnungen steckten sich zuletzt innerhalb von sieben Tagen rund 450 Menschen je 100 000 Einwohner mit dem Virus Sars-CoV-2 an. In Deutschland liegt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei 135,2.

11:36 Uhr

Charité setzt Impfungen mit AstraZeneca bei Frauen unter 55 aus

Berlin (dpa) - Die Berliner Universitätsklinik Charité stoppt bis auf Weiteres alle Impfungen ihrer Mitarbeiterinnen unter 55 Jahren mit dem Vakzin des Herstellers Astrazeneca. «Dieser Schritt ist aus Sicht der Charité notwendig, da in der Zwischenzeit weitere Hirnvenenthrombosen bei Frauen in Deutschland bekannt geworden sind», sagte die Sprecherin der Klinik, Manuela Zingl, am Dienstag.

Sie betonte, dass in der Charité keine Komplikationen nach Impfungen mit Astrazeneca aufgetreten seien. Diese wolle jedoch vorsorglich agieren und abschließende Bewertungen abwarten. Die Charité habe in der Pandemie bisher rund 16 000 Erst- und Zweitimpfungen an ihr Personal verabreicht. «Davon entfiel der größte Teil auf Astrazeneca», sagte Zingl.

11:23 Uhr

Impfstoffstreit: Keine Einigung zwischen Brüssel und London in Sicht

Brüssel (dpa) - Im Streit um Corona-Impfstoff zwischen der Europäischen Union und Großbritannien ist noch keine Einigung in Sicht. Die Diskussion über mehr Zusammenarbeit stehe erst am Anfang, hieß es am Dienstag aus Kreisen der EU-Kommission in Brüssel. Über Lieferungen von AstraZeneca-Impfstoff aus dem niederländischen Halix-Werk an Großbritannien sei noch nicht verhandelt worden. Ein EU-Vertreter widersprach damit britischen Medienberichten über einen nahen Kompromiss.

Beide Seiten hatten sich in den vergangenen Wochen gegenseitig teils scharf kritisiert. Anlass waren Lieferkürzungen des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca: Statt 300 Millionen Impfdosen will das Unternehmen der Europäischen Union nur 100 Millionen bis zur Jahresmitte liefern. Großbritannien war hingegen lange von Kürzungen kaum betroffen. Britische Regierungsvertreter betonten, ihr AstraZeneca-Vertrag habe Vorrang vor dem EU-Vertrag.

Die EU-Kommission reagierte mit verschärften Exportkontrollen und erklärte, Großbritannien habe aus der EU bereits 21 Millionen Impfdosen bekommen, aber praktisch keine Lieferungen an die EU zugelassen. Zuletzt kündigte EU-Kommissar Thierry Breton an, keine Exporte von AstraZeneca-Impfstoff zu erlauben, bevor das Unternehmen seine vertraglichen Lieferpflichten an die EU erfüllt habe.

Um den Konflikt zu entschärfen, hatten die EU und Großbritannien vorige Woche Gespräche über eine engere Zusammenarbeit bei der Impfstoffversorgung vereinbart. Sie kamen nach EU-Angaben aber bisher nicht in Schwung.

11:08 Uhr

Gutachten: Klare Pandemie-Vorgaben des Bundes an Länder möglich

Berlin (dpa) - Der Bund kann den Ländern über das Infektionsschutzrecht weitreichende Vorschriften zur Bekämpfung der Corona-Pandemie machen, die diese genau umzusetzen hätten. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Demnach kann der Bund «die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vollumfänglich gesetzlich regeln», weil er die Gesetzgebungskompetenz für das Infektionsschutzrecht hat.

Wörtlich heißt es in der von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) in Auftrag gegebenen Ausarbeitung: «Es ist zulässig, dass der Bundesgesetzgeber detailreiche und strikte Regelungen trifft, die weitgehend auf unbestimmte Rechtsbegriffe verzichten und so wenig wie möglich Ermessen einräumen. Beim Gesetzesvollzug durch die Länder bestünde in einem solchen Fall wenig Spielraum.»

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte den Ländern am Sonntag zu erkennen gegeben, dass der Bund von den Möglichkeiten des Infektionsschutzgesetzes Gebrauch machen könnte, wenn diese die bereits beschlossenen Maßnahmen gegen die Pandemie nicht umsetzen. Sie ließ bislang offen, an welche Punkte sie konkret denkt.

Nach der Auffassung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags kann der Bund zum Beispiel vorgeben, welche konkreten Maßnahmen im Falle der Überschreitung eines bestimmten Inzidenzwertes in einem Gebiet - etwa in einem Landkreis - ergriffen werden müssen.

Er kann demnach auch Maßnahmen zum Infektionsschutz in Schulen anordnen. Zwar liege das Schulwesen nach dem Grundgesetz in der ausschließlichen Kompetenz der Länder. Übe der Bund seine Kompetenz aber auf dem Gebiet des Infektionsschutzes aus, indem er zum Beispiel die Schließung von Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen normierte, so täte er dies nicht mit dem Ziel, das Schulwesen zu regeln. Der Schwerpunkt solcher Maßnahmen läge im Bereich des Infektionsschutzes und beträfe nicht das Schulrecht, heißt es in dem Gutachten.

11:05 Uhr

Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA steigt

Baltimore (dpa) - In den USA steigt die Anzahl der Corona-Neuinfektionen. Am Montag wurden binnen eines Tages 68 648 neue Fälle registriert, wie aus Daten der Johns-Hopkins Universität (JHU) vom Dienstagmorgen (MESZ) hervorging. Das waren rund 17 000 mehr als vor einer Woche mit 51 567. Die Anzahl der Toten im Zusammenhang mit einer Infektion lag bei 668. Am vergangenen Montag waren es den Angaben nach 586 gewesen.

Die Chefin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky, äußerte sich am Montag besorgt. Sie werde angesichts der steigenden Fallzahlen das Gefühl nicht los, dass Unheil nahe. Es gebe so viel, auf das man sich freuen könnte und so viel Grund zur Hoffnung. «Aber im Moment habe ich Angst.» Die bisherigen Höchstwerte wurden laut JHU am 2. Januar mit 300 416 Neuinfizierten sowie am 12. Januar mit 4477 Toten verzeichnet.

Mit rund 30,3 Millionen Infektionen und mehr als 550 000 Toten sind die Vereinigten Staaten in absoluten Zahlen das weltweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land. Inzwischen haben laut der Behörde CDC rund 52,6 Millionen Menschen den vollen Impfschutz bekommen. Insgesamt zählen die USA knapp 330 Millionen Einwohner.

Die Webseite der Johns-Hopkins-Universität wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen werden die Zahlen - unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten - nachträglich aktualisiert.

10:58 Uhr

Kreis Euskirchen impft weiter keine Frauen unter 55 mit AstraZeneca

Euskirchen (dpa) - Im Kreis Euskirchen werden auch am Dienstag Frauen, die jünger sind als 55 Jahre, nicht mit dem Wirkstoff von AstraZeneca geimpft. Das sagte ein Kreissprecher. Nachdem eine 47-Jährige nach einer Impfung starb und eine 28-Jährige danach erkrankte, hatte der Kreis am Montag auf eigene Faust entschieden, dass Frauen dieser Altersgruppe nicht mehr mit AstraZeneca geimpft werden. «Alles andere geht normal weiter», erklärte der Kreissprecher.

Eine 47 Jahre alte Frau hatte wenige Tage nach der Impfung eine Sinusvenenthrombose erlitten und war gestorben. Auch eine 28 Jahre alte Frau war nach der Impfung an einer solchen Thrombose erkrankt. Sie befindet sich nach Angaben des Kreises «in einem stabilen Zustand und wird in einer Spezialklinik versorgt». Der Kreis bestätigte, dass die 28-Jährige in Bonn wohnt, aber im Kreisgebiet arbeitet und dort geimpft wurde.

Das Landesgesundheitsministerium erklärte zur Aussetzung der Impfung für die Personengruppe im Kreis, es handele sich «um eine medizinische Entscheidung, die vorsorglich vor Ort getroffen worden ist». Alle Daten zu möglichen Nebenwirkungen bei Impfstoffen liefen beim Paul-Ehrlich-Institut und dem Robert Koch-Institut zusammen. Nach Informationen des Ministeriums berate die Ständige Impfkommission derzeit, «ob aufgrund der Meldungen der vergangenen 10 Tage, eine erneute Anpassung der Impfempfehlung erforderlich ist».

10:56 Uhr

Studie: Strenge Kontaktverbote reduzieren R-Wert deutlich

Oxford (dpa) - Strenge Kontaktbeschränkungen gehören einer aktuellen Studie zufolge zu den wirksamsten Corona-Maßnahmen. Das geht aus einer Auswertung von Forschern der Universität Oxford und anderen europäischen Wissenschaftlern hervor, die noch nicht von Fachleuten begutachtet und in einem Fachmagazin veröffentlicht wurde. Die Studie untersucht, wie stark verschiedene sogenannte nicht-pharmazeutische Interventionen den R-Wert beeinflussen - also inwiefern sie die Verbreitung des Virus bremsen.

Strenge Kontaktverbote, etwa die Begrenzung aller Treffen auf maximal zwei Personen, hat demnach einen sehr großen Effekt und reduziert den R-Wert um geschätzt rund 26 Prozent. Bei weniger strengen Kontaktbeschränkungen, etwa erlaubten Treffen von zwei Haushalten mit mehreren Angehörigen, reduzierte sich die Wirkung der Maßnahme deutlich. Nächtliche Ausgangsbeschränkungen sind den Forschern zufolge auch eine wirksame Maßnahme, ihr Beitrag zur Reduktion des R-Werts wird auf rund 13 Prozent geschätzt. Die Schließung der Gastronomie liegt mit zwölf Prozent Reduktion in einem ähnlichen Bereich.

Um diese geschätzten Werte berechnen zu können, haben die Wissenschaftler die Corona-Fallzahlen sowie die verhängten Maßnahmen aus dem Zeitraum August 2020 bis zum 9. Januar 2021 in mehreren europäischen Ländern analysiert und auf die einzelnen Maßnahmen heruntergerechnet. Anders als in der ersten Welle sei es in der zweiten Corona-Welle leichter gewesen, den Beitrag einzelner Maßnahmen zu errechnen, da nicht alle gleichzeitig verhängt worden seien.

Dennoch empfahlen die Forscher politisch Verantwortlichen, auch andere Aspekte bei der Verhängung von Corona-Maßnahmen einzubeziehen. So könne die Studie etwa keine Aussagen dazu machen, wie sich Impfungen sowie die zunehmende Ausbreitung von Corona-Varianten auswirke. Die Forscher haben sich bei ihren Analysen auf den Zeitraum beschränkt, in dem die hochinfektiöse britische Variante B.1.1.7 noch nicht in den untersuchten Regionen vorherrschend war.

10:32 Uhr

Schwedische Gesundheitsbehörde rät von Corona-Lockerungen im April ab

Stockholm (dpa) - Schweden hat auf die Bevölkerung gerechnet derzeit etwa dreimal so hohe Neuinfektionszahlen wie Deutschland - geplante Corona-Lockerungen dürften deshalb in dem skandinavischen Land erst einmal aufgeschoben werden. Die schwedische Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten hat der Regierung empfohlen, die für den 11. April anvisierte Lockerung bestimmter Beschränkungen wegen der Infektionslage bis zum 3. Mai zu verschieben. Das teilte die Behörde am Dienstag mit. Die Regierung in Stockholm muss nun entscheiden. Sie folgt dem Expertenrat der Behörde aber in der Regel.

Es geht dabei unter anderem um das Anheben der Teilnehmergrenze für Versammlungen und Veranstaltungen wie Fußballspiele und Konzerte, die derzeit bei acht Besuchern liegt. Für die beiden großen Freizeitparks in Stockholm und Göteborg, Gröna Lund und Liseberg, war zudem vorgesehen gewesen, wie andere Parks von der Acht-Besucher-Regel ausgenommen zu werden. Die Corona-Infektionen breiteten sich aber in den meisten Regionen des Landes aus, was eine steigende Belastung für das Gesundheitswesen zur Folge habe, warnte die Behörde.

In den aktuellsten Vergleichszahlen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC kommt Schweden für die beiden Wochen vom 8. bis 21. März auf einen 14-Tages-Inzidenzwert von 597 pro 100 000 Einwohner. Deutschland lag in dem Zeitraum bei 195. Die Tendenz der schwedischen Neuinfektionen ist weiter steigend.

Schweden war in der Corona-Krise einen Sonderweg mit vergleichsweise wenigen und milden Beschränkungen gegangen. Das bedeutete jedoch nicht, dass die Schweden ohne Einschränkungen leben konnten. Seit November dürfen sich zum Beispiel nur noch acht Personen versammeln, Restaurants und Kneipen müssen um 20.30 Uhr schließen. Auch die Besucherzahlen in Läden, Fitnessstudios und anderen Einrichtungen wurden begrenzt. Hinzu kommen eindringliche Appelle, Vernunft walten zu lassen und sich an Empfehlungen etwa zum Abstandhalten zu richten.

9:11 Uhr

Böblinger Apotheker: Mehr Freiheiten verbessern die Testmoral

TexBöblingen (dpa/lsw) - Freiheiten zum Beispiel in der Kultur oder Gastronomie auf Basis von flächendeckenden Schnelltests könnten nach Einschätzung des Böblinger Apothekers Björn Schittenhelm mehr Menschen davon überzeugen, sich testen zu lassen. «Wenn ich den Leuten etwas mehr Freiheiten gebe durch einen Test, dann steigen Testmoral und Akzeptanz erheblich», sagte der «Erfinder» des sogenannten Böblinger Modells am Dienstag im ARD-Morgenmagazin. «Das ist genau das, was wir letztendlich brauchen. Wir brauchen viel, viel mehr Tests.» Zu vergleichen sei das mit dem Impfen. «Da brauchen wir auch eine Herdenimmunität von 70 Prozent, damit die Impfung funktioniert.»

Böblingen hatte Anfang Februar ein flächendeckendes Schnelltestangebot im Landkreis eingeführt. Angeboten werden mindestens zwei gratis Schnelltests pro Woche pro Kopf in fünf Testzentren und zahlreichen angehängten Stellen sowie kurze Wartezeiten und ein schnelles digital übermitteltes Ergebnis.

Mit dem Modell ist Schittenhelm zufrieden: Der Landkreis habe signifikant niedrigere Inzidenzwerte als andere Regionen in Baden-Württemberg, sagte der Apotheker dem ZDF. «Die Schnelltests sorgen dafür, wenn man sie flächendeckend fokussiert anwendet, dass man frühzeitig Infektionsketten entdeckt.» Das Risiko falscher Testaussagen sieht er nicht: «Unsere Erfahrungen aus dem Landkreis Böblingen haben gezeigt, dass 99,8 Prozent aller positiven Schnelltestergebnisse durch PCR-Tests bestätigt wurden.» Auch die Kosten seien vertretbar. «Ich glaube, der Lockdown kostet täglich eine Milliarde. Die Schnelltest-Strategie wird lange nicht so viel Geld auffressen.»

Am Dienstag (17.00 Uhr) wollen sich der Apotheker, der Böblinger Landrat Roland Bernhard und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einer Videokonferenz über das «Böblinger Modells» austauschen.

9:11 Uhr

Inzidenz in Deutschland steigt auf 135,2

Berlin (dpa) - Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist auf 135,2 gestiegen. Das geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) von Dienstagmorgen hervor. Am Vortag hatte das RKI 134,4 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche gemeldet. Ähnlich hoch waren die Werte zuletzt Mitte Januar.

Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 8.00 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Nachdem im Lockdown die Zahl der Neuinfektionen bis Mitte Februar deutlich gefallen war, stieg die Zahl der Ansteckungen mit Beginn der dritten Welle zuletzt wieder kräftig - was Experten auch auf die weite Verbreitung ansteckenderer Varianten zurückführen.

Den bislang höchsten Wert der Sieben-Tage-Inzidenz erreichte Deutschland nach RKI-Zahlen am 22. Dezember mit 197,6. Zwischen der zweiten und dritten Welle hatte die Bundesrepublik fast einen Wert von unter 50 erreicht: Am 19. Februar lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 56,8 - seitdem geht es wieder nach oben.

Rund 70 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte weisen laut RKI mittlerweile wieder eine Inzidenz von über 100 auf. Den bundesweit höchsten Wert hat dabei laut RKI der thüringische Landkreis Greiz mit einer Inzidenz von etwa 610, gefolgt vom baden-württembergischen Landkreis Schwäbisch Hall (rund 480) und dem sächsischen Vogtlandkreis (rund 430). Am entspanntesten ist die Lage laut den RKI-Zahlen im Landkreis Nordfriesland (Schleswig-Holstein) mit gut 20 Fällen pro 100 000 Einwohner und Woche.

Bei den Bundesländern wiesen nur noch zwei ein Inzidenz von unter 100 auf. Im Saarland, das weiterhin nach Ostern im Rahmen eines Modellprojekts eine weitgehende Öffnung mit Tests plant, liegt sie laut RKI-Daten von Dienstagmorgen bei 75,7, in Schleswig-Holstein bei 69,7. Den höchsten Wert errechnete das RKI für Thüringen (237,6), gefolgt von Sachsen (193,4) und Sachsen-Anhalt (168,1).

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte neben dem Modellversuch im Saarland am Montagabend auch das Vorgehen von Nordrhein-Westfalen und Berlin in der Krise kritisiert. In NRW lagen die Inzidenzwerte am Dienstagmorgen bei 132,3 in der Hauptstadt bei 136,6.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 9549 Corona-Neuinfektionen. Wegen technischer Probleme wurden laut RKI aus Baden-Württemberg nicht alle Fälle übermittelt.

Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 180 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Dienstag hervor. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 7485 Neuinfektionen und 250 neue Todesfälle verzeichnet. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 791 822 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 507 900 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 76 093.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montagabend bei 1,10 (Vortag: 1,17). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 110 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

8:43 Uhr

Hamburger UKE-Intensiv-Chef Kluge fordert harten Lockdown

Hamburg (dpa) - Der Direktor der Klinik für Intensivmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, hat sich mit Blick auf die Infektionszahlen für einen harten Lockdown ausgesprochen. «Selbst mit diesen Beschränkungen, die jetzt ja noch gelten, kriegen wir das nicht in den Griff. Dieser Anstieg jeden Tag - der wird immer schlimmer», sagte der Mediziner am Montagabend dem «Hamburg Journal» im NDR Fernsehen. Sogar mit einem harten Lockdown werde der «Bremsweg mehrere Wochen lang» sein. Er gehe auf Basis von Berechnungen davon aus, dass die Kliniken in den kommenden Wochen deutlich mehr Intensivpatienten behandeln werden müssen als in der zweiten Welle. «Daher sollte man wirklich sicherlich jetzt (...) absolute Kontaktsperre und Kontaktreduzierung durchsetzen. Das geht anscheinend nur mit einem Lockdown.»

7:58 Uhr

Minister: Apotheken sollen Selbsttests auch einzeln verkaufen dürfen

München (dpa-AFX) - Der Verkauf von einzelnen Corona-Selbsttests aus Großpackungen ist in Apotheken bisher nicht erlaubt. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hält das für unpraktisch: "Ich werde die Regierungen anweisen, eine Vereinzelung der gelieferten Selbsttests durch die Apotheken zu dulden", teilte er am Dienstag in München mit. "Das ist wichtig, damit sich so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich solche Tests auf unkompliziertem Weg bei der Apotheke ihres Vertrauens kaufen können."

Nach Vorgabe des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte dürfen bisher Großpackungen von Selbsttests mit bis zu 100 Exemplaren in Apotheken nicht vereinzelt werden. Damit soll unter anderem verhindert werden, dass einzelne Tests etwa ohne Gebrauchsanweisung verkauft werden.

"Die Länder sind dafür zuständig, den Verkauf der Selbsttests zu überwachen", sagte der Minister. "Auf dieser Grundlage wollen wir daher den Einzelverkauf in den Apotheken dulden. Ich habe keinen Zweifel, dass die Apotheken dies fachgerecht und unter höchsten Hygienevorkehrungen gewährleisten können."

Die Verantwortung und Haftung liege im Falle einer Duldung bei den Apotheken.


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