Lipide, Fläschchen und mehr

Produktion von Corona-Impfstoffen: wo es eng werden könnte

Stuttgart - 03.02.2021, 16:45 Uhr

Der vfa erklärte, dass diese Durchstechfläschchen sowie Abfüllanlagen als möglicher Flaschenhals für die Versorgung mit mRNA-Impfstoffen gegen COVID-19 ausgemacht wurden. Kniffelig wird es außerdem, weil die mRNA für den Impfstoff in eine Lipid-Hülle verpackt werden muss. (Foto: popov48 / stock.aodbe.com)

Der vfa erklärte, dass diese Durchstechfläschchen sowie Abfüllanlagen als möglicher Flaschenhals für die Versorgung mit mRNA-Impfstoffen gegen COVID-19 ausgemacht wurden. Kniffelig wird es außerdem, weil die mRNA für den Impfstoff in eine Lipid-Hülle verpackt werden muss. (Foto: popov48 / stock.aodbe.com)


Es ist kompliziert – mit dieser Botschaft traten Spitzenpolitiker nach dem „Impfgipfel“ mit Herstellern an die Öffentlichkeit. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte klar, dass keine Wunder passieren würden. Und CSU-Chef Markus Söder sagte, statt Stechuhr und Stoppuhr sei Geduld gefragt. Warum die Produktion der Corona-Impfstoffe nicht mal eben beschleunigt werden kann, dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. 

Warum kann die Industrie bei der Produktion von Corona-Impfstoffen nicht einfach einen Zahn zulegen? Unter anderem liege das an den Lipiden, die zur Herstellung der mRNA-Impfstoffe benötigt werden, und an Glasfläschchen zum Abfüllen, erklärte Thomas Frischmuth, Geschäftsführer der Firma Baseclick, die auch an einem mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus arbeitet, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). 

Die Herstellung der eigentlich wirksamen Komponente der Impfstoffe, die mRNA, sei lange bekannt und nicht das Problem, sagte Frischmuth. Kniffeliger werde es, weil die mRNA für den Impfstoff in eine Lipid-Hülle verpackt werden muss. „Es gibt nicht sehr viele Firmen, die diese Fette herstellen können.“ Zudem seien es nicht die Giganten, sondern recht kleine Unternehmen. Hinzu kommt, dass die Corona-Impfstoffe die ersten auf Basis von mRNA sind. Die Zulieferketten seien bislang also gar nicht auf die Produktion der nun benötigten Mengen ausgelegt gewesen, sagte Frischmuth, dessen Firma in Neuried bei München sitzt.

„Bis vor einem Jahr war das noch eine Idee im Labor“

Ähnlich äußerte sich Dietmar Katinger von Polymun. Die Firma aus Österreich arbeitet unter anderem mit Biontech und Curevac zusammen bei der Herstellung der Lipid-Hüllen. „Bis vor einem Jahr war das noch eine Idee im Labor, und auf einmal wartet die Welt auf Millionen Dosen.“ Unter anderem brauche man zwei speziell für die Anwendung entwickelte Lipide und synthetisches Cholesterin. Auch letzteres sei bislang nicht in derartigen Mengen gebraucht worden.

Hinzu komme, dass aus den Lieferketten sofort alles entnommen werde. „Es gibt keinen Puffer mehr über Zwischenlager.“ Die Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller, Renée Gallo-Daniel, sagte: „Wir haben keine Reserven.“ Das sei in einer Pandemie zwar gut, aber schon ein einzelner Lastwagen mit Problemen führe somit zu Verzögerungen.

Entspannung ab dem zweiten Quartal?

Schon im vergangenen Frühjahr habe er alles an Spezial-Lipiden aufgekauft, was auf dem Markt verfügbar war, sagte Biontech-Vorstandsmitglied Sierk Poetting. Mit den wenigen Anbietern habe man dann angefangen, die Produktionsmengen zu erhöhen. Daher rechne er auch ab dem zweiten Quartal mit einer Entspannung. „Gerade wird noch alles, was reinkommt, sofort am nächsten Tag verarbeitet.“



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