Prävention und Therapie von Allergien

FDP und Grüne fordern Nationalen Aktionsplan

Berlin - 27.11.2020, 09:15 Uhr

Immer mehr Menschen leiden an Allergien, die zum Beispiel durch Gräserpollen verursacht werden. (c / Foto: Jürgen Kottmann / stock.adobe.com)

Immer mehr Menschen leiden an Allergien, die zum Beispiel durch Gräserpollen verursacht werden. (c / Foto: Jürgen Kottmann / stock.adobe.com)


Die Situation der Allergiker verschlimmere sich und Reaktionen der Bundesregierung blieben aus. Bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestags zum Thema Allergien, die FDP und Grüne angestoßen hatten, schlug FDP-Obmann Wieland Schinnenburg am vergangenen Mittwoch einen nationalen Fahrplan wie bei Diabetes mellitus vor.

Allergien sind zu einer Volkskrankheit geworden. 30 Prozent der erwachsenen Deutschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Allergie, am häufigsten tritt Heuschnupfen auf. Die Fraktionen der FDP und der Grünen sind der Meinung, dass sich die Situation der Allergiker in Deutschland verschlechtert, während ein Handeln der Bundesregierung ausbleibt.

Aus diesem Grund hatte unter anderem die FDP-Fraktion im Bundestag einen Antrag vorgelegt mit dem Ziel, die Situation für Allergiker in Deutschland zu verbessern. Bei der Anhörung im Gesundheitsausschuss verwiesen die Grünen darauf, dass sich durch steigende Durchschnittstemperaturen und die Schadstoffbelastung die Qualität der Pollen ändere. Blüteperioden verlängerten sich, zudem trage die Verbreitung neuer invasiver Arten wie Ambrosia zur Verschlimmerung der Lage bei. Aufgrund der klimatischen Veränderungen sei im Jahr 2025 damit zu rechnen, dass 50 Prozent der europäischen Bevölkerung an Allergien leiden wird.

Immer weniger Allergologen tätig

Darüber hinaus sei die Aufklärung darüber, welche Stoffe in kommerziell vertriebenen Produkten oder der Umwelt Allergien auslösen können, unzureichend. Gleichzeitig werde die Allergiediagnostik schwerer zugänglich, da immer weniger Ärzte allergologische Leistungen anböten.

Patienten erlitten einerseits störende, zum Teil aber auch lebensbedrohliche Komplikationen durch ihre Erkrankung. Die Fraktion der Grünen führt an, dass sich die Kosten durch Arbeitsausfälle inadäquat behandelter Allergiker in der EU auf 55 bis 151 Milliarden Euro jährlich belaufen, was 2.405 Euro pro Patient entspricht. Weil viele Patienten ihre Arzneimittel, z. B. Antihistaminika oder Glucocorticoide, im Rahmen der Selbstmedikation privat bezahlen, würden viele ihre Therapie vernachlässigen.

Ausschuss und Fachverbände mahnen zur Prävention

Bereits Ende August wollten Bundestagsabgeordnete der FDP-Fraktion um Wieland Schinnenburg in einer Kleinen Anfrage von der Bundesregierung erfahren, wie häufig Patienten mit Allergien ärztlich behandelt werden und welche Kosten dabei für die Patienten entstünden. In ihrer Antwort legte die Bundesregierung keine spezifische Krankheitskostenrechnung speziell für Allergien vor. Auch die Kosten von privat bezogenen Arzneimitteln zur selbstständigen Behandlung einer Allergie könnten nicht bestimmt werden, genauso wenig wie die Zahl der Patienten, die aufgrund von Allergien ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hätten. 

Am 25. November fand nun auf Initiative von FDP und Grünen eine Anhörung im Gesundheitsausschuss zum Thema Allergien statt. Schinnenburg forderte die Bundesregierung auf, einen nationalen Fahrplan mit konkreten Maßnahmen zu entwickeln, „damit Allergien und deren gesundheitliche, gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Folgen endlich als Volkskrankheit ernstgenommen werden“. Er wünscht sich einen Nationalen Aktionsplan, um dem Problem Herr zu werden.

Während der Anhörung im Gesundheitsausschuss sprach sich die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) unter anderem dafür aus, die Deklarationspflicht für Allergene auf Gebrauchsprodukte zu erweitern, zu denen wiederholte oder längere Hautkontakte bestünden. Dies könne die Diagnostik und Therapie erheblich verbessern.


Marius Penzel, Apotheker und Volontär
redaktion@daz.online


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