Osteoporose und Corona

Einige Behandlungen könnten die Inzidenz von COVID-19 verringern

Remagen - 18.11.2020, 09:15 Uhr

Haben Arzneimittel gegen Osteoporose oder andere Erkrankungen eine Auswirkung auf Inzidenz und klinische Ausprägung von COVID-19? (Foto: Alexander Raths / stock.adobe.com)

Haben Arzneimittel gegen Osteoporose oder andere Erkrankungen eine Auswirkung auf Inzidenz und klinische Ausprägung von COVID-19? (Foto: Alexander Raths / stock.adobe.com)


Eine spanische Studie liefert Hinweise darauf, dass die wichtigsten Osteoporose-Behandlungen bei älteren COVID-19-Patienten ohne Probleme aufrechterhalten werden können. Die meisten sind offenbar nicht mit einer Zunahme der COVID-19-Inzidenz assoziiert. Denosumab, Zoledronat und Calcium könnten sogar vor COVID-19 schützen.

Ob pharmakologische Behandlungen der Osteoporose sich auf die Inzidenz und klinische Ausprägung von COVID-19 auswirken können, ist derzeit nicht bekannt. Prominente Organisationen wie das American College of Rheumatology (ACR), die European League Against Rheumatism (EULAR) und die International Osteoporosis Foundation (IOF) empfehlen derzeit nicht, rheumatologische Therapien bei Patienten mit COVID-19 einzustellen. Die Empfehlungen basieren jedoch auf Expertenmeinungen. Das heißt, es fehlt bislang an Daten dafür. Solche Daten hat ein Forscherteam vom „Hospital del Mar Medical Research Institute“ (IMIM), der „Pompeu Fabra University“ und dem „Pere Virgili Health Park“ in Barcelona jetzt bereitgestellt. Sie wurden in der Zeitschrift Aging veröffentlicht. 

Therapien von 2.100 Patienten untersucht

Im Rahmen einer Querschnittsstudie mit rund 2.100 Patienten, die durch den rheumatologischen Dienst des „Hospital del Mar“ behandelt wurden, untersuchte das Team den Einfluss von Arzneimitteln, die bei Osteoporose und anderen nicht entzündlichen rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden, auf die Inzidenz von Corona-Erkrankungen. Für die Kohorte wurde die kumulative Inzidenz von COVID-19 vom 1. März bis 3. Mai 2020 mit Bevölkerungsschätzungen für ganz Barcelona verglichen.

In der Studienpopulation hatten insgesamt 109 Personen eine COVID-19-Diagnose. Die altersstandardisierte kumulative Inzidenzrate lag bei 4,7 Prozent, etwas höher als in der Gesamtbevölkerung von Barcelona (3,7 Prozent). Drei Viertel der Studienpopulation waren Frauen. Rund zwei Drittel hatten Arthrose, circa 43 Prozent Osteoporose und etwa 27 Prozent Fibromyalgie. Die häufigsten Begleiterkrankungen waren Bluthochdruck (42 Prozent), Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen (jeweils 15 Prozent) und Diabetes (13 Prozent). 62 Prozent bekamen Vitamin D, rund 23 Prozent Calcium, 13 Prozent Denosumab und 8 Prozent intravenöses Zoledronat.

Denosumab und intravenöses Zoledronat mit positivem Effekt 

Mithilfe statistischer Methoden (Poisson-Regressionsmodelle) ermittelten die Wissenschaftler das angepasste relative Risiko (RR) für COVID-19, das mit den verschiedenen Therapien verbunden ist. Hiernach waren die zwei antiresorptiven Medikamente Denosumab (RR=0.58) und intravenöses Zoledronat (RR=0,62) mit einem um 40 Prozent verringerten COVID-19-Risiko assoziiert. Der humane monoklonale Antikörper Denosumab bindet mit hoher Affinität und Spezifität an RANKL (Receptor Activator of Nuclear factor-Kappa B Ligand). Das RANK/RANKL-System ist an Immunantworten, einschließlich der Lymphknotenentwicklung und -differenzierung und der T-Zell-Aktivierung beteiligt. Die Hemmung von RANKL durch Denosumab verringert die Aktivität von pro-inflammatorischen Zytokinen. Die Abnahme der Entzündungsreaktionen könnte bei viralen Infektionen positive Effekte hervorrufen und nach Einschätzung der Wissenschaftler die verminderte Inzidenz von COVID-19-Fällen erklären. Zoledronat könnte dendritische Zellen und ihre Vorläufer weniger anfällig für SARS-CoV-2-Infektionen machen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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