Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.10.2020, 07:29 Uhr

Die "Grenzapotheken" laufen sich mit Hilfe des BMG fürs E-Rezept warm. Was lässt sich dagegen tun? (Foto: Alex Schelbert)

Die "Grenzapotheken" laufen sich mit Hilfe des BMG fürs E-Rezept warm. Was lässt sich dagegen tun? (Foto: Alex Schelbert)


22. Oktober 2020

Die Zahl der auf Corona positiv Getesteten steigt. Um die Verbreitung und Ansteckung in Schach zu halten, soll mehr getestet werden, um Infizierte zu identifizieren. Corona-Schnelltests sind eine Möglichkeit. In einer Stellungnahme zum dritten Bevölkerungsschutzgesetz fordert die ABDA nun, dass Apotheken nicht nur Corona-Schnelltests abgeben, sondern sie sogar selbst am Kunden anwenden dürfen sollten. Mein liebes Tagebuch, man staune, da ist ein Umdenken bei der ABDA eingetreten. Der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt ist überzeugt, dass die Apotheker eine wichtige Rolle mit Blick auf die Corona-Schnelltests übernehmen könnten. Gemeint sind hier die Antigen-basierten Schnelltests auf das Corona-Virus (Point-of-Care-Tests, POCT), deren Durchführung auch Apothekerinnen und Apothekern erlaubt sein sollte. Mein liebes Tagebuch, es sind Tests, die einen fachgerechten Nasen-Rachen-Abstrich erfordern. Der ABDA-Präsident spricht da von „riesigen Herausforderungen“, wenn der Abstrich in der Apotheke erfolgen sollte. Ja, in der Tat, mein liebes Tagebuch, das würde zunächst Schulungen bedeuten, Vorkehrungen für den Infektionsschutz, Fragen zum Umgang mit dem Testergebnis. Schmidt ist überzeugt: Wenn es möglich sei, Pflegepersonal dafür zu schulen, müsse das auch für die Belegschaft in Apotheken gelten. Nun ja, ich hätte da keine Zweifel, die Frage ist nur, ob Apotheken das wollen. Und so ganz für lau lässt sich das angesichts des Aufwands nicht machen. Ja, ob wir tatsächlich einmal vor diese Frage gestellt werden, hier eine aktive Rolle zu spielen, ist allerdings noch offen. Mein liebes Tagebuch, die Pandemie bleibt uns noch lange erhalten und die Entwicklung von Schnelltests geht weiter – vielleicht gibt’s auch bald neue Technologien, bei denen Apotheken einfacher mitarbeiten können. Zurzeit sieht Schmidt die Tests eindeutig noch in ärztlicher Hand. Mal in die Zukunft gefragt: Wollen Apothekers überhaupt auf Corona testen? Wie ist da die Stimmung im Land? DAZ.online fragte in die Runde, das Ergebnis steht hier.

 

Es soll was ganz Großes werden: Drei Pharmagroßhändler (Gehe, Sanacorp und Phoenix), ein IT-Haus (Noventi), ein Verlag (Wort& Bild-Verlag) und ein Hersteller von Automatisierungssystemen (BD Rowa) brüten über die größte Gesundheitsplattform, über ein komplettes Gesundheitsökosystem. Auf dieser Plattform sollen sich nicht nur Apotheken tummeln, sondern auch andere Leistungserbringer wie Ärzte, Sanitätshäuser und Pflegedienste. Mein liebes Tagebuch, da haben sich die Sechs im Bunde viel vorgenommen, vielleicht auch zu viel. Ein erster Anlauf (damals noch ohne Phoenix) unter dem Namen Pro AvO und die geplante Plattform „Apora“ wurden erstmal retardiert. Als Mitte des Jahres Phoenix dazu stieß, entschloss man sich, ein neues Joint Venture zu gründen – und das ist seitdem in der Mache unter dem flapsigen Arbeitstitel „Projekt Fritz“. Ob und was dabei herauskommen wird? Alles offen. Mein liebes Tagebuch, angesichts der Teilnehmer und ihrer unterschiedlichen Interessen ist das schon eine echt große Herausforderung. Ob sie zu groß ist, werden die nächsten Monate zeigen. Und letztlich muss das Projekt den Apotheken und den Kunden schmecken.

 

2900 Apotheken leiden unter der AvP-Insolvenz, ihnen fehlt viel Geld aus der Rezeptabrechnung, sie müssen mit Liquiditätsengpässen kämpfen, manche Apotheken steuern dadurch selbst auf eine Insolvenz zu. Gibt es Hilfen? Ja, vergünstigte KfW-Schnellkredite stehen zur Verfügung. Und weitere finanzielle Direkthilfen vom Staat? Da gibt es ein hartes „Nein“ der Bundesregierung, wie aus einer Kleinen Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag hervorgeht. Mein liebes Tagebuch, einen „Rettungsschirm“ wird es demnach nicht geben. Das schmerzt, gewaltig. Lässt da unser Staat Apotheken unverschuldet an die Wand laufen? Hätte da nicht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin genannt, bei der AvP genauer hinsehen müssen, um dieses Desaster zu verhindern? Existierten Schwachstellen im Kontrollsystem der BaFin? Im politischen Berlin spricht man bereits von einem multiplen Behördenversagen im Geschäftsbereich des Bundesfinanzministers. Denn es ist doch Aufgabe einer BaFin, schnell und direkt einzugreifen und Sonderermittler einzusetzen, wenn bei Unternehmen wie Banken, Versicherungen und Zahlungsdienstleistern ein Verdacht auf Unregelmäßigkeiten besteht. DAZonline fragte bei der BaFin nach und hat bemerkenswerte Antworten zum AvP-Fall erhalten, die in der Antwort gipfeln, dass das Finanzdienstleistungsinstitut AvP Deutschland GmbH nach Ansicht der BaFin keine Systemrelevanz für den deutschen oder gar internationalen Finanzsektor besitzt. Mein liebes Tagebuch, wie oberflächlich ist das denn? Dass von der AvP systemrelevante Unternehmen wie die Apotheken abhängig sind bzw. waren, spielt für die BaFin demnach keine Rolle, das ist „nicht Gegenstand der durch die BaFin ausgeübten Finanzdienstleistungsaufsicht“. Und was nützt uns dann so eine “Aufsicht“? 



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Basis

von Reinhard Rodiger am 25.10.2020 um 13:57 Uhr

Mir fehlt immer noch die Erkenntnis, dass die noch unbekannten Dienstleistungen nur dann eine Chance haben, wenn die FinanzierungsBASIS stimmt. Sie sind niemals ein substantieller Ersatz für den laufenden Ertragsentzug.
Abgesehen von der Tatsache, dass niemand eine Katze im Sack ordentlich honorieren würde.

Selbst vom nachgeschobenen neuen Führung"Angebot" kommt nichts, was an diese überfällige Erkenntnisaufgabe erinnert.Es soll so weiter gehen. Zwischenzeitlich wird ein rundes Paket ohne Apothekenbeteiligung geschnürt.Es liegt auf der Hand, dass es viele Wege gibt, die von Kontrolle entbundene Digitalisierung zu nutzen.Das geschieht ohne jegliche konzeptionelle Begleitung.Der inzwischen Glaube an Handlungen, die anderswo als einfacher machbar suggeriert werden, wirkt milde gesagt unprofessionell.

Zum wiederholten Mal: erst die F- Basis stärken, dann Hoffnungen sattelfest fundiert unwiderstehlich machen.Stoff ist genügend da,dank der Krise, die uns noch begleiten wird.

Hier liegen Lösungen auf der Hand, die jedoch dem bequemen Kurs zuwiderlaufen.Sie stützen sich auf Diversität und Verteilung, die gerade mit voller Breitseite torpediert wird.

Kurz gesagt: das VOASG ist ein solcher Torpedo, der ins Mark trifft.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Basis bereits vorab von Avp-Langläufer getroffen ...

von Christian Timme am 25.10.2020 um 14:50 Uhr

Schöner Vergleich. Fächerschuss von Roter Oktober trifft Munitionskammer von Apotheken ...

DJ

von Karl Friedrich Müller am 25.10.2020 um 10:49 Uhr

Danke Jens?
Seit etwa einem Jahr weiß man, dass die Pflicht zur Angabe der Dosierung auf dem Rezept kommt. Die Pflicht für ÄRZTE, wohlgemerkt.
Steht’s nicht drauf, haftet mal wieder der Apotheker für das Versäumnis.
Wir werden lapidar darauf aufmerksam gemacht
Da hatten also unsere Verbände 1 Jahr Zeit, um mit den Kassen zu sprechen, dass diese Bedrohung für uns nicht Realität wird.
Dann hätte die Meldung auch heißen können: es gibt die Pflicht, aber für uns keine Prüfpflicht
Aber neeeeeeeeeee, man hat wie immer gepennt, lässt uns in der Kacke sitzen. Wie für die Regierung ist das Fußvolk nur fürs Bezahlen und Schikanieren gut. Ansonsten legt man die Hände faul in den Schoß.
Jeder Furz, den Ärzte verbrechen, ist ein Risiko für uns. Die werden bezahlt und es kümmert sie nicht.
Ich reg mich schon wieder auf.
Jens agiert immer ungenierter gegen uns
Es ist allen egal, man kann sich noch Schrott und Vorurteile anhören.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: DJ

von Karl Friedrich Müller am 25.10.2020 um 14:33 Uhr

Und wenn wir schon bei der Zuarbeit/Lobbyismus von Jens für DocMorris, einer NICHT-APOTHEKE, haben, wo soll das enden, wenn die HBA und SMB-C Karten erhalten? Wer kommt dann noch? Mit der berechtigten Frage: warum die und wir nicht? Darf sich dann JEDER NICHTAPOTHEKER als Heilberufler sehen und AM verkaufen? Amazon oder was sonst noch?
Das ist der Irrsinn!
Wie können Spahn und ABDA zur Rechenschaft gezogen werden?

AW: DJ

von Felix Maertin am 25.10.2020 um 19:19 Uhr

Kleiner Hinweis:
Die Apotheker (DAV) hat sich den Mist mit der Dosierung gewünscht. Wie immer: gut gedacht, an der Realität gescheitert.
Ein Kollege aus dem Karlsruher Raum hatte eine super Idee: fehlt die Dosierung, ergänzt der Apotheker diese und rechnet eine Sondergebühr gegenüber den Krankenkassen ab. Mal sehen, wie lang es da noch Probleme mit gäbe...

AW: DJ

von Heiko Barz am 26.10.2020 um 19:57 Uhr

@K.F:Müller
Einfache Antwort, Spahn ist unangreifbar wegen seiner Immunität als Abgeordneter und BM. Ich kenne zwar die Statuten der ABDA nicht, aber sicher gibt es dort auch „Versicherungen“ gegen die Folgen ihrer Inkompetenz.

Sprossungen oder Salz ?

von Ulrich Ströh am 25.10.2020 um 8:57 Uhr

Die bevorstehenden Wahlen zur ABDA-Spitze erinnern an Sprossungen oder Hausberufungen.

Wahlen mit mehreren Kandidaten sind das Salz in der Suppe in der Demokratie.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Endlich da ... das VernichtungsOrtsApothekenSicherungsGesetz ...

von Christain Timme am 25.10.2020 um 8:44 Uhr

Es werde Licht: Die über Jahre anhaltende gute Zusammenarbeit zwischen der Standesunvertretung der Apothekers und dem Bundesgesundheitsministerium "trägt endlich Früchte". Unser Noch-Präsident darf sich "nach vollbrachter Tateinheit" in den "wohlverdienten Unruhezustand" entfernen und sein Werk aus der HV-Perspektive "genießen".

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Eröffnung

von Dieter Vogel am 25.10.2020 um 8:03 Uhr

Guten Morgen Frau Peter

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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