Selbstreinigung der Niere

Diabetische Nierenerkrankung – neue mögliche Behandlungsansätze durch Autophagie?

Remagen - 12.10.2020, 17:00 Uhr

Über eine Fehlregulierung der Autophagie (Selbstreinigung) bei diabetischen Nierenerkrankungen wurde zwar schon früher berichtet, aber der zugrunde liegende Mechanismus und seine pathogene Rolle sind noch weitgehend unklar. (c / Foto: sakramir / stock.adobe.com)

Über eine Fehlregulierung der Autophagie (Selbstreinigung) bei diabetischen Nierenerkrankungen wurde zwar schon früher berichtet, aber der zugrunde liegende Mechanismus und seine pathogene Rolle sind noch weitgehend unklar. 
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Könnte ein Autophagie-Gen das Fortschreiten der diabetischen Nierenerkrankung aufhalten?

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Autophagie-Spiegel als Reaktion auf den Diabetes-Stress zunächst auf natürliche Weise ansteigen, dann aber schnell abfallen. Verantwortlich dafür ist das Protein p53, das am besten als Tumorsuppressor bekannt ist. Es aktiviert eine microRNA (miR-214), die normalerweise nicht an der Regulierung der Autophagie beteiligt ist. Das Ergebnis ist eine Hypertrophie mit Narbenbildung, Entzündung und Proteinausschüttung in den Urin, ein klassisches Zeichen dafür, dass die Nieren versagen. Verantwortlich für die Regulierung des Prozesses ist das Autophagie-Gen ULK1, das p53/miRNA unterdrückt. 

Die Forscher ermittelten sowohl bei diabetischen Tiermodellen als auch in den menschlichen Biopsien konsistent eine höhere Aktivität von p53 und miR-214 sowie eine Downregulierung von ULK1 und verminderte Autophagie. Als sie das Autophagie-Gen ausschalteten, wurden sowohl das Nierenversagen als auch die Hypertrophie noch schlimmer, und als sie das Gen aktivierten, verhinderte es das Fortschreiten der Nierenerkrankung.

Die p53/miR-214/ULK1-Achse

Die Forscher identifizieren die p53/miR-214/ULK1-Achse als entscheidend bei einer beeinträchtigten Autophagie in diabetischen Nieren. Eingriffe in diesen Signalweg könnten einen großen Unterschied im Leben von Patienten bewirken, deren Nieren gefährdet sind, so ihre Hoffnung. „Wir könnten die Zeitspanne bis zum Nierenversagen von zehn bis zwölf möglicherweise auf 20 oder 30 Jahre verlangsamen oder das Nierenversagen eventuell sogar ganz verhindern“, meint Dong. 

Für ein logisches Interventionsziel halten die Wissenschaftler die miR-214, da diese der Autophagie bei Diabetes eindeutig im Wege steht und normalerweise keine offensichtliche Rolle bei der Nierenfunktion spielt. p53 sei weniger geeignet, da es eindeutig als Tumorsuppressor fungiert. Eine Erhöhung der ULK1-Spiegel könnte jedoch als weitere Behandlungsmöglichkeit infrage kommen. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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