Apothekenschließungen

MyLife: Wie das E-Rezept die Apothekenlandschaft prägen wird

Stuttgart - 14.08.2020, 16:45 Uhr

Mit der Einführung des E-Rezepts könnte sich für Versandapotheken der Marktanteil an verschreibungspflichtigen Arzneimitteln vervielfachen. (s / Foto: NaMaKuKi / stock.adobe.com)  

Mit der Einführung des E-Rezepts könnte sich für Versandapotheken der Marktanteil an verschreibungspflichtigen Arzneimitteln vervielfachen. (s / Foto: NaMaKuKi / stock.adobe.com)  


In der aktuellen Ausgabe der Apotheken-Kundenzeitschrift MyLife wendet sich der ehemalige Noweda-Vorstand Wolfgang P. Kuck mit einem Ultimatum an die Politik: Sollte sie das Rx-Versandhandelsverbot nicht realisieren, würde das Apothekensterben spätestens mit der Einführung des E-Rezepts am 1. Januar 2022 drastisch befeuert werden.

Zu Beginn seines Artikels „Der Kampf ums E-Rezept“ in der MyLife vom 15. August 2020 erinnert Wolfgang P. Kuck daran, dass die Bundesregierung im Koalitionsvertrag ein Gesetzesvorhaben zum Rx-Versandverbot vereinbart hatte. Doch trotz des Aktionismus des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) hätte sich dieser Aufgabe noch niemand angenommen. Dies verwundere Kuck, da der Minister andere Bereiche des Gesundheitswesens vorantreiben würde, unter anderem das E-Rezept. Der Vater des amtierenden Noweda-Vorstandsvorsitzenden Michael P. Kuck ist sich sicher: „Dass die Einführung des E-Rezepts den Weg der Rezepte verändern wird, steht außer Frage.“ Arzneimittelversandhändler würden damit rechnen, ihren Anteil am Umsatz verschreibungspflichtiger Arzneimittel von 1 Prozent auf 10 Prozent zu steigern.

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Wie die Wege der Rezepte am Ende genau laufen werden, wisse noch niemand, doch vermutlich würden am Ende nur zwei bis drei Plattformen übrig bleiben. Verschiedene große Player laufen sich gerade warm, um sich zu positionieren, wenn Verordnungen online gehen. Die Konkurrenz der Beteiligten im Gesundheitswesen fasst Kuck folgendermaßen zusammen: „Sie investieren. Sie testen. Sie bilden Allianzen. Und sie warten auf Amazon.“ Früher oder später müssten sich die Präsenzapotheken entscheiden, welche Plattform sie nutzen wollen. Werden Sie die Lösung der Versandhändler oder die der Pharmagroßhändler wählen? Oder werden sich Apotheker lieber dem von Noweda gegründeten Portal www.ihreapotheken.de anschließen?

Kuck warnt auch davor, dass Versandhändler wie DocMorris und Shop Apotheke über zahlreiche Kundenadressen verfügen, mit denen sie durch gezielte Werbung Patienten locken können. Auf den unfairen Wettbewerb durch die Rabatte, die EU-Arzneimittelversender im Gegensatz zu öffentlichen Apotheken gewähren dürfen, geht Kuck in seinem Artikel für die Kundenzeitschrift nicht ein.

Versandhandelsverbot alternativlos

Die Schuldigen am Apothekensterben, das sich mit dem E-Rezept beschleunigen werde, kann der Autor klar benennen. Keine Verantwortung trifft seiner Meinung nach die Verbraucher, die ihre persönlichen Bedürfnisse dem Gemeinwohl vorziehen, wenn sie aus Bequemlichkeit ihr E-Rezept bei einer Versandapotheke einlösen. Die Schuldigen finden sich für Ihn in der Politik. Auf eine Eskalation der Apothekenschließungen sei die Politik nicht vorbereitet und hätte keinen Plan, um dagegen vorzugehen. Mit jeder Schließung sei die Bevölkerung im Notfall weiter entfernt von der Apotheke. Für Kuck kommt nur eine Lösung in Frage „Wäre es politisch gewollt, dass die wohnortnahe Akutversorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln erhalten bliebe, ginge dies nur mit einem Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln.“


Marius Penzel, Apotheker und Volontär
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Wie das E-Rezept die Apopthekenlandschaft prägen wird.

von Peter Kaiser am 15.08.2020 um 8:42 Uhr

Herr Kuck hat völlig recht! Der politische Wille ist entscheidend. Will man eine wohnortnahe Versorgung geht es nur mit Rx VV!
Die Fehler, die bei den Landärzten gemacht wurden, sollten bei den Apotheken nicht wiederholt werden. Heute jammert die Politik über den Landärztemangel und versucht über Studienplatzquoten das Problem zu lösen. Die KVen verteilen Niederlassungsprämien und trotzdem will keiner Landarzt oder Hausarzt werden. Ich fürchte bei den Apotheken fährt man (Spahn) sehenden Auges alles gegen die Wand, jammert dann und versucht mit Subventionen etwas wieder herzustellen, was man gerade zerstört hat. Schade, dass man nicht auf die Betroffenen hört, oder aus Fehlern bei den Ärzten gelernt hat.

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