Gilead vergibt Lizenzen

Remdesivir wird generisch

Berlin - 07.07.2020, 11:30 Uhr

An insgesamt neun Generika-Hersteller hat Gilead Lizenzen für die Produktion von Remdesivir vergeben. (m / Foto: imago images / Xinhua)

An insgesamt neun Generika-Hersteller hat Gilead Lizenzen für die Produktion von Remdesivir vergeben. (m / Foto: imago images / Xinhua)


Um die Produktionskapazitäten für sein COVID-19-Medikament Remdesivir auszuweiten, kooperiert der Hersteller Gilead jetzt mit neun Generika-Herstellern in Indien, Pakistan und Ägypten. Ziel ist es, das Mittel auch in weniger wohlhabenden Ländern zu einem erschwinglichen Preis anbieten zu können.

Seit vergangenem Freitag ist Remdesivir in Europa zur Behandlung von Patienten zugelassen, die schwer an COVID-19 erkrankt sind. Zuvor hatte bereits die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung ausgesprochen. Und schon ist das Mittel heiß umkämpft: Die US-Regierung um Präsident Donald Trump sicherte sich in einer Vereinbarung mit Gilead eine Gesamtmenge des Arzneistoffs für die Behandlung von 500.000 Corona-Patienten. Das entspricht laut dpa 100 Prozent der geplanten Produktionsmenge für Juli sowie jeweils 90 Prozent für August und September. Auch die Europäische Union verhandelt derzeit mit Gilead.

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Wenn aber die finanzstarken Industrienationen den Kuchen unter sich aufteilen, was bleibt dann für die Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern übrig? Um den Bedarf weltweit decken zu können, hat Gilead jetzt ein Abkommen mit neun Generika-Herstellern in Indien, Pakistan und Ägypten geschlossen. Das gab das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt. Die Firmen dürfen Remdesivir demnach für insgesamt 127 Länder produzieren, die sich das Mittel sonst nicht leisten könnten.

Eine der begünstigten Firmen ist das niederländische Unternehmen Mylan, das ein Remdesivir-Generikum in Indien herstellen will. Wie Mylan mitteilt, soll das Präparat unter dem Namen Desrem™ vertrieben werden und noch im Juli verfügbar sein – zu einem Preis von 4.800 Indischen Rubel (rund 57 Euro). In den USA etwa verlangt Gilead für sein Originalpräparat Veklury® 2.340 US-Dollar (rund 2.000 Euro) pro Behandlung. In Europa soll das Mittel ähnlich viel kosten, hatte ein Gilead-Sprecher angekündigt.

Droht Gilead Ungemach in Deutschland?

Die Vize-Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, Bärbel Bas, will sich jedoch offenbar nicht auf Pharmaunternehmen mit Sitz im Ausland verlassen müssen. In der Tageszeitung „Rheinische Post“ fordert sie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, sich um eine deutsche Lizenz für die Remdesivir-Produktion zu bemühen. „Es kann nicht sein, dass wir im Kampf gegen die Pandemie derart abhängig vom Geschäftsgebaren eines Medikamentenherstellers sind“, sagte Bas dem Blatt. „Gelingt keine Lizenzvereinbarung, muss Jens Spahn prüfen, ob Gilead in Deutschland ein Patent angemeldet hat.“ Denn auf Basis des Bevölkerungsschutzgesetzes habe der Minister notfalls die Möglichkeit, das Patent aufzuheben und anderen Firmen die Herstellung von Remdesivir zu gestatten.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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