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Nach chaotischer IT-Migration mit Avaloq
Apobank-Vorstand entschuldigt sich „ausdrücklich“
Mitten in das Chaos der missglückten IT-Migration der Apobank, die seit Pfingsten Apotheker, Ärzte, andere Heilberufler, Steuerberater, DAZ.online und auch die Apobank selbst auf Trab halten, findet der Bankenvorstand entschuldigende Worte. Zudem hat die Apobank einen Erstattungsprozess eingeführt und verzichtet im Juni 2020 auf sämtliche Kontoführungs- und Servicegebühren.
„Bei der Umstellung unseres IT-Systems ist es in den vergangenen Wochen zu erheblichen Schwierigkeiten für Sie gekommen. Es gab verschiedene unvorhersehbare Probleme und nicht alle Funktionen des neuen Systems liefen fehlerfrei“, so beginnen die Herren Sommer, Siekmann, Lüdering und Wessling ihren Brief an ihre Kunden – die der Apobank. Und weiter: „Als Vorstand bitten wir Sie auf diesem Wege ausdrücklich um Entschuldigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten.“ Geht es nach manchen Kunden, eine längst überfällige Geste seitens des Vorstands, wie Nachrichten an DAZ.online zeigen:
Eine öffentliche Verlautbarung des amtierenden Vorstandes - nicht des Pressesprechers - ist das Mindeste, was die Kunden erwarten dürfen."
Seit der für das Pfingstwochenende anberaumten IT-Migration überschlagen sich die Beschwerden seitens der Apobank-Kunden, vieles funktioniert (noch) nicht, schafft Unmut, kostet Zeit und Nerven. Nun entschuldigt sich der Vorstand und beruhigt auch hinsichtlich mancher Sorgen der Apotheker – Servicegebühren, Buchungskosten, versäumte Skonti beim Großhandel oder Probleme bei den Quartalabschlüssen.
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Die Apobank erstatte selbstverständlich die Kosten für Buchungen und Servicegebühren im Juni. Anfang Juli habe man die Quartalsabschlüsse gebucht. Bei etablierten Systemen sei dies zwar eine Routine, aber es stelle jedes neue System auch vor Herausforderungen, erklären die Bankenvorstände. Und man hat dadurch wohl viel gelernt: „Auch wenn noch nicht alles perfekt lief, war dies ein wichtiger Meilenstein zur kontinuierlichen Stabilisierung des Systems“ , liest man in der Entschuldigung.
Learning by doing?
Dass sich manche Macken eines neuen Systems erst bei Live-Schaltung zeigen, ist bekannt und nachvollziehbar. Warum allerdings die IT-Migration in dem nun tatsächlichen Ausmaß scheiterte, verstehen viele Apotheker und Ärzte nicht. Fragen darf man sich, warum die Wahl des neuen Softwarepartners auf Avaloq fiel, nachdem die Schweizer IT-Firma kurz vor Zuschlag der Apobank bei der Migration der BHF-Bank „pfuschte“ , wie etliche Finanzportale den von der BHF-Bank sodann abgesagten Umzug beschreiben. DAZ.online hat sich in dem Beitrag „Apobank und Avaloq - zum Scheitern verurteilt?“ ausführlich mit dem Pärchen Apobank und Avaloq beschäftigt.
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„Wir wollen nicht verhehlen, dass es noch Herausforderungen zu meistern gibt, aber wir sind auf einem guten Weg“, gesteht der Apobank-Vorstand aktuelle Unzulänglichkeiten ein und macht Hoffnung, dass die IT-Migration doch noch gut endet. Und weiter: „Wir arbeiten mit voller Konzentration weiter daran, dass für unsere Kunden alles reibungslos funktioniert.“ Jüngst holte man sich mit Zendesk professionelle Unterstützung für den Support, nun hat die Heilberuflerbank dem Brief zufolge eine „renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt“, das gesamte IT-Projekt unabhängig zu überprüfen.
Warum der Umzug?
Alles sollte wohl besser werden mit der IT-Migration, zumal ein Umzug des alten Kernbankensystems von GAD zu Fiducia & GAD ohnehin angestanden hätte, erklärt die Apobank stets ihre Entscheidung. Und auch jetzt sagt der Apobank-Vorstand dazu: „Das neue Kernbanksystem haben wir eingeführt, um unsere Bank der Gesundheit weiterzuentwickeln.“ Doch wohl war auch das Verhältnis zwischen der GAD, dem Software-Anbieter aller Raiffeisenbanken, und der Spezialbank Apobank nicht immer von Harmonie gezeichnet. Die Apobank hätte sich – laut Heinz Roger Dohms, dem Betreiber der Branchennewsletters finanz-szene.de – „lieber als eine Art Privatbank“ gesehen und glaubte ein „Anrecht auf eine Spezialbehandlung ableiten zu können“. Jedoch hätte es wohl trotzdem häufig einfach nur die Standardbehandlung wie für jede Volks- und Raiffeisenbank auch gegeben. "Bei der Einführung des neuen IT-Systems handelt es sich um das komplexe Zusammenwirken von Software und neuer technischer Infrastruktur mit zahlreichen spezifischen Applikationen, die individuell auf unsere Bank der Gesundheit zugeschnitten sind", schreibt der Apobank-Vorstand in seinem "Brief an unsere Kunden".
Apobank muss „Hausaufgaben noch besser machen“
Mit Avaloq sollte es besser werden, mit dieser Motivation trägt sich auch der Vorstand: „Mit neuen, besseren Services wollen wir Sie noch stärker in Ihrem Berufsalltag unterstützen und Ihnen mehr bieten als das klassische Bankgeschäft“ , doch „uns ist bewusst, dass wir unsere Hausaufgaben noch besser machen müssen“.
Der gesamte Vorstand verfolge dieses Zukunftsprojekt mit oberster Priorität. Man wolle die Kunden in diesem Prozess besser mitnehmen, das gemeinsame Ziel sei es, die „Potenziale unserer neuen IT voll auszuschöpfen“. Wie das gesamte Projekt endet, ist ungewiss, den Entschuldigungsbrief schließt der Vorstand mit folgenden Worten ab:
Liebe Kundinnen und Kunden, seit mehr als 118 Jahren stehen wir für unsere einzigartigen Branchenkenntnisse und unsere Spezialisierung auf den Gesundheitsmarkt. Das macht uns aus, das unterscheidet uns. Dieser Rolle wollen wir auch in Zukunft gerecht werden – als verlässlicher, qualitativ hochwertiger Partner. Diesen Anspruch haben wir an uns, und daran dürfen Sie uns auch weiter hin messen."
2 Kommentare
Mumpitz
von Dr. Olaf Rose am 07.07.2020 um 19:27 Uhr
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AW: Mumpitz
von Felix Maertin am 07.07.2020 um 22:45 Uhr
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