Thesenpapier zur Approbationsordnung 

Studenten fordern Umbau des Pharmaziestudiums

Stuttgart - 10.01.2017, 08:05 Uhr

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden spricht sich für eine Überarbeitung der Approbationsordnung und des Pharmaziestudiums aus. (Foto: danr13 / Fotolia)

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden spricht sich für eine Überarbeitung der Approbationsordnung und des Pharmaziestudiums aus. (Foto: danr13 / Fotolia)


Approbationsordnung solle das Ziel vorgeben

Änderungswünsche haben die Studenten auch bei den Staatsexamen. So sollten Klausurergebnisse aus dem Grundstudium in die Note des 1. Staatsexamens einbezogen werden, „sofern die Klausuren-Modalitäten geändert werden und diese repräsentative Noten wiederspiegeln“. Das 2. Staatsexamen möchte der BPhD vereinheitlichen, beispielsweise durch „einen einheitlichen, bindenden Erwartungshorizont sowie einen Lernzielkatalog“. Im 3. Abschnitt der Prüfung sollen Inhalte aus Industrie und Wissenschaft einen höheren Stellenwert erhalten.

Der BPhD ist die Interessensvertretung der rund 15.000 Pharmaziestudenten und 1600 Pharmazeuten im Praktikum (PhiP). In dem Thesenpapier spricht sich der Verband für eine „Sichtung und Überarbeitung“ der geltenden AAppO aus. Die Approbationsordnung müsse sich an „aktuellen Erkenntnissen“ orientieren und solle eher „das Ziel vorgeben, wo wir in einigen Jahren im Sinne des Perspektivpapiers der ABDA und unserem selbsterstellten Berufsbild stehen wollen“, als einen Ist-Zustand abzubilden: „Nur eine adäquate, ausbalancierte Ausbildung stärkt den Pharmazeuten und Apotheker mit seinen mannigfaltigen Kompetenzen in den Bereichen der Naturwissenschaften und Medizin.

Ob diese Forderung bei den Hochschullehrern der Pharmazie und Standesvertretern der Apothekerschaft auf offene Ohren fällt, bleibt abzuwarten. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat zwar im Interview mit der DAZ zum Jahresbeginn erklärt, die Reform der Apotheker-Ausbildung werde einen Schwerpunkt seiner zweiten Amtszeit darstellen. Dies solle aber möglichst im Rahmen der bestehenden Approbationsordnung geschehen. Von Seiten der Hochschullehrer gibt es bereits seit Jahren Widerstand gegen alle Bestrebungen, die seit 2001 geltende AappO grundsätzlich zu überarbeiten. 



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7 Kommentare

Wie wäre es mit...

von Haggster am 03.04.2017 um 8:38 Uhr

...einer Zweiteilung des Studiums? Ich kenne beide Seiten. Ich bin PTA und habe auch Pharmazie studiert. Nach meiner PTA-Ausbildung habe ich 5 Jahre in der Apotheke gearbeitet. Was soll ich sagen? Ich habe in der Pharmazie sooooo viel tolle Sachen gesehen und gehört. Jetzt stehe ich in der Offizin und benötige dringend skills in Sachen BWL, Marketing und Personalführung. Nichts davon wird einem im Pharmaziestudium vermittelt. Im Medizinstudium muss ich mich doch auch für eine Fachrichtung entscheiden. Warum darf ich das hier nicht?
Wie wäre es also mit einem Grundstudium, nach dessen erfolgreicher Absolvierung man sich für den Weg in die Offizin oder in die Forschung entscheiden könnte.
Ein Apotheker sollte pharmazeutisches Wissen haben, klarer Fall. Aber wie viele Apotheken scheitern, weil der Inhaber keine Ahnung von der Geschäftsführung an sich hat? Was bringen mir komplizierte Formeln und lateinische Namen, wenn ich nicht weiß, wie mein Laden funktioniert? Da lässt man sich lieber von einer "Spezialfirma" beraten, die die Buchhaltung komplett übernimmt. Verstehe ich nicht...

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Thesenpapier

von hope am 16.01.2017 um 20:59 Uhr

Wie wär es mit "deutscher Rechtschreibung" als zusätzlichem Fach?
Direkt am Anfang der Gliederung ein Fehler; macht keinen guten Eindruck.

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Sorry, Sorry, Sorry!

von Wolfgang Müller am 11.01.2017 um 13:31 Uhr

Es tut mir leid, und ich entschuldige mich auch dafür .....

Mir war nicht klar, dass mein Post zur "herrlichen" giftigen Nasschemie-DC und zu den noch "herrlicheren" Farb- und Fällungsreaktionen von jungen Kolleg/innen, die die Öffentliche Apotheke bisher gar nicht oder nur sehr wenig kennen, nicht sofort als Ironie erkannt werden könnte.

Selbstverständlich spielt die "Nasschemie" in der Öffentlichen in Wirklichkeit nur noch eine Rolle, weil die Deutschen Apotheker selber die entsprechenden Quatsch-Wareneingangs-Identitätsprüfungen - im Gegensatz zum Rest der Welt - noch nicht abgeschafft haben. Das EuAB wird überall sonst nur noch als Leitfaden für die Industrie-Analytik verwendet!

Die Deutschen halten an dem ganzen völlig hypertrophen Labor-Kram in der Öffentlichen nur fest, weil sich Heerscharen von Apothekern als Autoren, Verlage, Gerätehersteller und -Händler etc. damit noch ganz gerne weiter zu unser aller Qual weiter beschäftigen und viel Geld verdienen wollen .....

Nur DESHALB wird die WE-Analytik noch solange wie irgend möglich für uns bizarr duldsame Offizin-Schafe Revisions-relevant erhalten bleiben. Inhaltlich ist unsere komplette WE-Analytik im 21. Jahrhundert NATÜRLICH (und das sagt WIRKLICH ein alter, entsprechend sogar promovierter Analytik- und Nasschemie-Fahrensmann): Vollkommener Quatsch.

Die inzwischen extrem verschärfte, gesetzlich praktisch den Fertigarzneimittel-Herstellern gleichgestellte Qualitätssicherung der Ausgangsmaterialien-Hersteller reicht auch in Deutschland wie in Rest-Europa selbstverständlich völlig aus. Liebe Studenten, kämpft bitte, bitte weiter euren völlig richtigen Kampf gegen alte Zöpfe, zugunsten Pharmakologie, BWL etc. Ich bin der Letzte, der sich ERNSTHAFT dagegen äußern würde.

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Änderungen müssen schon sein

von Katharina Rottenwallner am 11.01.2017 um 8:38 Uhr

Freilich sind nasschemische Nachweise im Apothekenalltag wichtig - ich wage aber zu bezweifeln, dass es nötig ist, sich dafür ein ganzes Semester lang jeden Nachmittag Chemikalien über die Finger zu kippen und H2S zu schnüffeln, um am Ende festzustellen, dass man den falschen Bodensatz weggeworfen hat und doch aus Vorproben zu identifizieren. Man muss bestimmt auch nicht ein ganzes Semester lang gegen verschiedene Indikatoren titrieren (auch wenn ich das immer toll fand!) und später nochmal wochenlang elektrochemisch. Und dann nochmal diverse Semester instrumentelle Analytik. Für meinen Geschmack ist das auch alles viel zu umfangreich. Mir erscheint es auch sinnvoller, das Ganze etwas zu kürzen und dafür Disziplinen wie Anatomie/Physio, Pharmakologie und ähnliches ausführlicher zu lehren, darauf kommt es ja schlussendlich an. Und ja, ein Semester mehr würde wahrlich nicht schaden. Dann könnte man auch endlich drauf setzen, den Studierenden Dinge von Grund auf beizubringen und nicht Wissen zum auswendig lernen vorzusetzen.
Klausurnoten hätte ich ehrlich gesagt nicht so gerne in meinem Zeugnis gesehen - eben weil es an repräsentativen Aufgaben/Noten mangelte. Die Fragen mit Bezug auf Industrie und Wissenschaft im 3. Examen finde ich auch schwierig - nicht jede/-r arbeitet im Praktikum in der Industrie, insofern müssten diese Inhalte dann auch während des praktikumsbegleitenden Unterrichts vermittelt werden. Der ist aber eh schon ziemlich gut gefüllt.
Klar, das Studium soll eine breite Basis an Wissen und Methoden bieten und nicht "nur" Ausbildung für ein bestimmtes Berufsbild, aber so wie es momentan ist finde ich es auch nicht so irrsinnig zielführend.

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Alteingesessene mögen Wandel nicht

von Alexander Nau am 11.01.2017 um 0:32 Uhr

Es scheint den alt Eingesessenen, teils (ehemaligen) wissenschaftlichen Mitarbeiter oder gar Dozenten natürlich zu stören, dass "wir Jungen" plötzlich Forderungen haben. Einzelne Punkte heraus zu picken und zu sagen: "Nasschemische Nachweise sind das wichtigste Kernelement und war bei uns immer toll!", oder "Eigentlich ist alles wichtig!", verfehlt den Kern der Aussage des Thesenpapiers. Es geht nämlich im Wesentlichen darum, dass repräsentativ die Studenten von allen Standorten Deutschlands befragt wurden, was sie in der Form, wie es aktuell gelehrt wird, sinnvoll finden, was ausgebaut werden sollte und was übertrieben aufgebläht wird. Auf Grundlage dessen wurden Lösungsvorschläge herangezogen.

Und gehen wir mal auf die Analytik ein - würden man das Thesenpapier komplett lesen, wüsste man, dass es nicht darum geht, alles wegzustreichen - die Frage ist einfach: Was ist in der Form, wie es stattfindet nicht sinnvoll und Bedarf einer Anpassung. Also: sollte man lieber ein Semester Raum für patientenorientiertes Arbeiten schaffen statt Ionenlotto zu spielen? Oder: Muss ich eine Synthese von Arzneistoff XY besser kennen als dessen Wechselwirkungen - bzw was von beidem sollte früher, intensiver gelehrt werden? Muss man wissen, zu welcher Zeit die ersten Keilschriftbibliotheken wo standen und dafür ein Semester aufwenden?
Sollte dieses Studium nicht der Ausbildung des Apothekers und Pharmazeuten dienen? Ob heute ein Apotheker wirklich die Morphologie von Pflanzen sowie deren Systematik in der exzessiven Form, wie es derzeit gelehrt wird, benötigt und ob man heute noch 120 Arzneidrogen erkennen muss, lässt einen zweifeln, ob dieses Studium in Wirklichkeit der Ausbildung eines Apothekers dient und nicht der Erhaltung von Hochschularbeitskreisen.

Natürlich möge die Qualität der Praktika und Lehre allgemein von Standort zu Standort sehr unterschiedlich sein und es gibt für jedes Fach sicherlich positiv Beispiele. Dennoch zeichnet die Umfrage unter den Studierenden ein klares Bild, das es durchaus ernst zu nehmen gilt, auch wenn dies eine Veränderung des eigenen "Lieblingsfaches" zur Folge haben könnte. Denn es geht hier nicht nur um die Erhaltung der eigenen Vorstellungen, sondern darum, das Studium attraktiv zu gestalten und die Lehre zu verbessern. Sodass man auf die Frage, ob einem das, was man studiert (hat) Spaß (ge)macht (hat) und ob man Pharmazie wieder studieren würde und es weiterempfehlen kann, nicht nur ein dreifaches NEIN ansprechen muss, sondern ehrlich bejahen kann. So fällt auch die Werbung um Nachwuchs wesentlich einfacher, was momentan übrigens hauptsächlich die Gruppe betreibt, welche auch die Lehre verbessern wollen, nämlich wir, die Studierenden.

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Eine Pharmazeutische Kulturschande, das

von Wolfgang Müller am 10.01.2017 um 21:33 Uhr

Den Damen und Herren PharmaziestudentInnen scheint bei ihrem aberwitzigen Vorhaben der Abwertung der nasschemischen Analytik überhaupt nicht klar zu sein, welch überragende Rolle diese in der gut geführten Öffentlichen Apotheke in Deutschland spielt.

AMTS in der Gemeinwohl-Rezeptur und die Vermeidung des Fremdbesitzes sind VOLLKOMMEN UNMÖGLICH ohne nass-giftige Dünnschichtchromatographie und ohne farb- oder fällungs-nasschemische Prüfungen der Ausgangsmaterialien! Das beweisen schon die -zig Tausende jährlichen Rezepturfehler-Toten im Rest der Welt, der fahrlässig darauf verzichtet!

Nasschemie ist eine der ausgesprochenen Königsdiziplinen der Deutschen Offizin-Pharmazie. Oder wozu habe ich damals in den Achtzigern fast 5 Jahre lang als Assi in der Arzneimittel-Nasschemie-Analytik ausgesprochen dankbare, weil ehrlichen Herzens DC-begeisterte Studenten betreut? Oder wozu haben wir sonst die ganzen herrlichen Fachpublikations- und Fortbildungs-Verlage für "Analytik im Apothekenlabor" (wie z. B. AVOXA), und die ganzen Low- und High-Tech-Analytik-Ausstattungsfirmen?

Also, "Die Jungen": Erst nachdenken, dann fordern.

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Studium

von Dr Schweikert-Wehner am 10.01.2017 um 9:26 Uhr

bitte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Ich halte die Themengebiet Biochemie, die Qualitätssicherung, die Terminologie...
als sehr wichtig.
Eine Ausbildung hin zu therapeutischen Fähigkeiten ist so lange Unsinn, solange Therapie (Heilpraktikergesetz!) dem Berufsstand verboten ist.

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