Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

14.02.2016, 08:00 Uhr

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: imagesab - Fotolia.com)

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: imagesab - Fotolia.com)


Eine Woche, in der die Zukunft um die Ecke guckt: Politiker empfinden Nullretax als Unding, NRW-Gesundheitsministerin Steffens will neue Apothekerfunktionen, Kai Siemsen träumt von einer Gebührenordnung, Gerd Glaeske versteht die ABDA nicht und Josef Hecken will Fitness-Daten sammeln. Oh, mein liebes Tagebuch!

8. Februar 2016

Es sind nur Gerüchte, nicht mehr und nicht weniger: Apotheken könnten an Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen beteiligt werden, indem man den dreiprozentigen Aufschlag, der ein Teil des Apothekenhonorars ist, deckelt. Das würde bedeuten, dass die Apotheke weniger Honorar für das Handeln der teuren und sehr teuren Arzneimittel bekäme. Erste Berechnungen gehen davon aus, dass es sich – als Hausnummer – um 250 bis 300 Mio. Euro Rohertrag handelt, der teilweise gekürzt würde. Wäre ein Unding! Da trägt die Apotheke schon das volle Risiko der superteuren Packungen und dann sollen die Aufschläge für diese Packungen gekappt werden? Das geht gar nicht. Klar, man könnte über einen Ausgleich auf einem anderen Gebiet nachdenken, aber, mein liebes Tagebuch, solche „Ausgleiche“ haben bisher noch nie funktioniert, wir Apotheker haben immer den Kürzeren gezogen. Das Bundeswirtschaftsministerium plant derzeit allerdings keine Änderung der Arzneimittelpreisverordnung, war auf Nachfrage zu erfahren. Man will erstmal das Gutachten abwarten. Aber dann…

9. Februar 2016

Schön wär’s: Retaxationen sollten bis zum Schiedsspruch ausgesetzt werden. Meint Roy Kühne, Bundestagsabgeordneter (CDU), nachdem er das Problem bei einem Apothekenpraktikum hautnah miterlebte. Er sah, dass Patienten unkorrekt ausgestellte Rezepte im Notdienst vorlegten. Und die Zwickmühle für die Apotheke: Arzneimittel nicht mitgeben? Oder mitgeben und Retax in Kauf nehmen? Tja, liebe Gesundheitspolitiker, das ist der Alltag in Apotheken.

10. Februar 2016

Daten sind eine Zukunftswährung! G-BA-Chef Josef Hecken möchte, dass Patienten ihre Versorgungs- und Gesundheitsdaten, die auch mit Fitness-Trackern und Apps gesammelt werden, der GKV zur Verfügung stellen. Es sollte nicht vom „good will“ des Patienten abhängen, ob er zustimmt, dass seine Daten gesammelt werden oder nicht. Denn schließlich profitiere der Patient von der Solidarität in der GKV. Hach, mein liebes Tagebuch, das ist wieder so ein typischer Hecken. Einfach übers Ziel hinaus und nicht zu Ende gedacht. Schon klar, dass ihm der gläserne Versicherte am liebsten wäre. Doch wollte man die Fitness-Daten der Versicherten, müssten alle gezwungen werden, ein solches Gerät zu tragen. Das sind Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte. Wie wär’s, Herr Hecken, wenn Sie sich mal ein Fitness-Armband kaufen – und dann mit gutem Beispiel vorangehen: Stellen Sie ihre Bewegungsdaten ins Netz, auf Facebook! Kommt sicher gut an!

Auch die TK frohlockt, sie können sich vorstellen, die Daten von den Fitness-Trackern in die elektronische Patientenakte zu integrieren. Und im Hintergrund denkt man schon darüber nach, Versicherungsbeiträge an die Kassen von den Daten abhängig zu machen. Patientenschützer und der Bundesjustizminister allerdings sind hier strikt dagegen: Niemand dürfe gezwungen werden, Fitness-Daten Dritten zugänglich zu machen. Und dabei sollte es bleiben.

 

Kai-Peter Siemsen darf seine zweite Amtszeit als Präsident der Apothekerkammer Hamburg antreten. Und er hat sich viel vorgenommen. Vor allem: Vieles, das Unterstützung verdient. Ja, er will sich um einige heißen Eisen kümmern, die zurzeit glühen, Themen, die es lohnt diskutiert zu werden. Da sind zum Beispiel die Berufspflichtverletzungen, die er offen anspricht: Es gibt Apotheken, die es ablehnen Rezepturen herzustellen. Mein liebes Tagebuch, dagegen muss vorgegangen werden. Berufspflichten müssen erfüllt werden. Dennoch sollten wir darüber offen und ohne Tabus reden, denn hier kommt die Differenzierung von Apotheken ins Spiel. Man könnte darüber nachdenken,  ob sich nicht einige Apotheken auf Rezepturen spezialisieren und Rezepturen für andere mitanfertigen könnten? Damit wäre vielen geholfen, am meisten den Patienten, die dann mit einer ordentlichen Rezepturqualität rechnen können. Mein liebes Tagebuch, lass uns mal darüber diskutieren, was wäre wenn?

Ein weiteres Thema von Siemsen: die steigenden Beitragszahlungen an die Kammer bzw. von den Kammern an die ABDA. Siemsen plädierte für einkommensabhängige Kammerbeiträge, konnte sich damit allerdings nicht durchsetzen. Auch darüber hätte man nachdenken können. Was sagen schon Umsätze aus. Aber natürlich müssten dann auch Einkommen differenziert gesehen werden. Wenn auch Einnahmen aus Vermietung erzielt werden, kann das nicht in den Kammerbeitrag einfließen.

Und zum Honorar: Siemsen geht davon aus, dass bis 2017 allenfalls ein Rezepturhonorar als Wahlgeschenk zu erwarten ist. Wobei selbst hier Skepsis angezeigt ist, mein liebes Tagebuch.

Interessant ist aber eine weitere Forderung von Siemsen, nämlich eine Gebührenordnung für Apotheker. Da Politiker keine Erhöhung mit der Gießkanne wollen, könnte dies ein Ansatz sein, meint Siemsen. Mit einer Gebührenordnung, wie sie bei anderen freien Berufen selbstverständlich ist, könnten die Gemeinwohlpflichten honoriert werden. Eine Gebührenordnung wäre in der Tat ein Kraftakt, mit dem wir unsere gesamte Struktur neu regeln würden. Was sich wohl die Gutachter  einfallen lassen?

11. Februar 2016

Fein! Noch eine Politikerin guckt in einer Apotheke vorbei: Ute Bertram, MdB (CDU) und Mitglied im Gesundheitsausschuss, besucht eine Apotheke in Freden und informiert sich auch über Null-Retaxationen. Ihr Fazit: Es muss gehandelt werden. Sie versteht nicht, dass die Kassen wegen eines fehlenden Kreuzes oder Arzt-Vornamens auf dem Rezept die Arzneirechnung nicht bezahlt. Ja, Frau Bertram, das verstehen wir auch nicht, müssen diesen Unfug aber ausbaden. Mein liebes Tagebuch, wir sollten den gesamten Bundestag, zumindest alle Damen und Herren des Gesundheitsausschusses mal in die Apotheken treiben und ihnen die Probleme von Retax über Lieferengpass bis Dumpinglohn für Rezeptur und Doku vor Augen führen. Vielleicht würde da zumindest mehr Verständnis für Apotheken resultieren.

 

Ja, und dazu passt die Meldung: Die Schiedsstelle konnte keine Einigung zwischen Deutschem Apothekerverband und GKV-Spitzenverband zum Thema Nullretax bei Formfehlern herbeiführen. Die Kassen können also erstmal weiter ihre Abzockmaschinerie laufen lassen. Wie eine Einigung oder ein Schiedsspruch aussehen könnte? Mein liebes Tagebuch, den salomonisch weisen Spruch wird es kaum geben können, einer wird den Kürzeren ziehen. Mit schwant nichts Gutes. Der nächste Termin ist für April angesetzt.

13. Februar 2016

Ach, mein liebes Tagebuch, wär’ sie doch Bundesgesundheitsministerin: Barbara Steffens, Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin, ist immer wieder ein Quell der Freude für Apotheker. Auf dem Zukunftskongress des Apothekerverbands Nordrhein wiederholte sie, was sie schon des Öfteren herausstellte: „Wir müssen die Funktionen, die Apotheker übernehmen können, neu überdenken“. Apotheker sollten mehr Verantwortung im System übernehmen. Und: „Versandhandel und Pick-up sind keine Alternativen.“ Die Face-to-face-Beratung sei der richtige Weg. Ja, mein liebes Tagebuch, sie stellte auch die Rolle der Apotheker in der Arzneimitteltherapiesicherheit heraus und wetterte gegen Nullretax, „das ist nur ein Kostendrückmechanismus, der ist illegal “. Und übers E-Health-Gesetz ist sie „zutiefst enttäuscht“ – weil Apotheken nicht aktiv in den Medikationsplan eingebunden sind. Aus Steffens Sicht ist das der falsche Weg. Außerdem müssten die Apotheker für Beratung beim Medikationsplan honoriert werden. Im Gegensatz zu ihrer bayerischen Kollegin Huml ist sie nicht der Ansicht, dass im Apothekerhonorar auch die Beratung zum Medikationsplan drin ist. Mein liebes Tagebuch, es gibt sie also noch, die Politiker, die Apothekers Leistung und Kompetenz wirklich anerkennen und schätzen. Wie gut das tut!

 

Auch dabei auf dem Nordrheiner Zukunftskongress: Ein Trendforscher, der Auszüge aus einer Trendstudie vorstellte, die er im Auftrag des Apothekerverbands Nordrhein angefertigt hatte. Angesichts der rasanten digitalen Entwicklung riet er den Apotheken u.a.: „Seien Sie digital sichtbar, investieren Sie mehr in Ihre IT als in Ihre Verkaufsräume.“ Ja, mein liebes Tagebuch, schade, dass dieses Thema von unserer Berufsvertretung so lange vernachlässigt wurde. Und bei den Szenarien für die Apotheke der Zukunft sieht der Trendforscher sogar den Apotheker ohne Apotheke, einen Apotheker, der selbstständig als Gesundheitscoach arbeitet, Patienten berät, hochqualifiziert und top vernetzt ist. Reizvoll, mein liebes Tagebuch, aber wer bezahlt ihn?  

 

Auch Gesundheitsexperte Gerd Glaeske war beim Zukunftskongress dabei. Sein Rat für die  Apotheker: Er findet es überhaupt nicht gut, dass Apotheken nicht besser im E-Health-Gesetz eingebunden sind. Aber statt auf die Politik zu schimpfen und zu warten, ob sich was tut, wäre es besser, wenn die Apotheker proaktiv auf ihr Können aufmerksam machen und darüber reden. Mein liebes Tagebuch, klingt gut, aber ist leider nicht nicht das Ding der ABDA, die schon bei der evidence-based pharmacy zusammenzuckt. Glaeske: „Ich verstehe nicht, dass die ABDA meint, man brauche keine evidence based pharmacy.“

 

Last but not least gab’s auf dem Zukunftskongress einen realistisch-schattigen Ausblick des ABDA-Abteilungsleiters für Wirtschaft und Soziales, Eckart Bauer, auf die Arzneimittelpreisverordnung. Da waren sie wieder, alle unsere schönen Forderungen und Wünsche: Regelmäßige Überprüfung des Festzuschlags, 8,35 Euro auch für die Abgabe von Rezepturen, eine Doku-Gebühr für BtM von 2,94 Euro (wie man wohl auf diese krumme Zahl kommt?) und eine Erhöhung des Notdienstzuschlags von 20 Cent. Aber, machen wir uns keine Hoffnungen, mein liebes Tagebuch: „In dieser Legislaturperiode gibt es wenige Indizien“, sagte Bauer, „dass die BtM-Gebühr und das Rezepturhonorar noch angefasst werden.“


Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Rückblick auf das Jahr 2016

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Rückblick auf das Jahr 2016

Mein liebes Tagebuch ...

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

9 Kommentare

Rezeptur

von Wolfgang Müller am 14.02.2016 um 17:24 Uhr

Entscheidend ist jetzt, dass weiter darüber geredet wird, wie die Rezeptur in Ordnung gebracht wird. Es sind ja ZWEI wichtige und vielversprechende Sachen, um die es geht:

1) AUSKÖMMLICHE Rezeptur, mit einem Kostenentlastungs-Potential von eher zurückhaltend geschätzt 20.000 Euro pro Durchschnittsapotheke pro Jahr und

2) BEAUFTRAGUNGSMÖGLICHKEIT für Rezepturen an andere Apotheken. Dadurch noch größere Wirtschaftlichkeit, auch für den Abgebenden, der das Abgabehonorar erhält, und den Hersteller, der wegen der größeren Mengen ebenfalls noch mehr verdient. Und dadurch auch GMP besser gewährleisten kann.

Punkt 1) ist offensichtlich und kurzfristig nötig, weil im Gabriel-Projekt die Möglichkeit zur Durchsetzung besteht und Gerechtigkeit hier nicht mehr länger auf sich warten lassen darf. Punkt 2) ist die Kür und geht nicht ohne 1), da natürlich niemand Rezepturen für jemand anderen mit Verlust herstellt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Zukumpf

von Bernd Jas am 14.02.2016 um 14:41 Uhr

Guten Morgen Herr Ditzel,
guten Morgen liebe Empörungsgemeinde,

Nur mal so kritisch vor ab:... "Berufspflichten müssen erfüllt werden."-kosten sie was es wolle. Unter diesem Kredo haben wir untertänigst und zähneknirschend jedes Leid ohne weiteres zu erdulden. Wie auch folgendes.
Denn einen Punkt möchte ich noch gerne zum gestrigen Kongress im Tagebuch beisteuern.


Wir befinden uns im Jahre 2019, es ist der neunte Februar. Ganz Europa ist von Securpharm besetzt... Ganz Europa, liebes Tagebuch? Nein! Drei von unbeugsamen Belgiern, Griechen und Italienern bevölkerten Apotheker-Landstrichen hören einfach nicht auf der neuen Herausforderung, dem 2D Data-Matrix-Code Wiedersand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die digitalen Legionäre, die als Besatzung in Ihren Befestigungen unser aller Computer auf der Lauer-(taxe) liegen.

Wobei, eines ist klar: Die spinnen die Fälscher.
Und ob ein Zaubertrank á la Securpharm dagegen was ausrichten kann...?
Bleiben wir gespannt liebes Tagebuch.
Die Belgier, Italiener und die Griechen haben da einen Aufschub von 6 Jahren für sich bewirkt und ob dann noch über Jahre hinaus weiter die Mafia-Pillen mit oder ohne 2D Data-Matrix-Code in EU-Lieferkanäle fließen bleibt offen.
Und eines ist auch noch klar.
Die Fälscher wird es weiterhin geben, in- und außerhalb der EU. Und der Schwarzmarkt hat, dank Tri-Tra-Tr-Ulla-la Schmidt in den digitalen Kanälen (hier stellvertretend) der E-Bay´s und Amazon´s sein Internet-Vertriebsnetz gefunden, gegen die auch „unser“ Securpharm machtlos ist.

Nun, in der Apotheke wird es ab dem 09.02.2019 nur noch unverfälschte, saubere RX-Präparate mit 2D Data-Matrix-Code geben, der die PZN, die Seriennummer, das Verfalldatum und die Ch.bez. trägt?!
Die OTC´s dürfen auch mitspielen, in dem sie einen der vier Merkmale (z.B die Seriennummer) weglassen.
Eine Frage hätte man noch stellen sollen: „Was ist mit den Rezeptursubstanzen“? Bekommen die auch den 2D Data-Matrix-Code und müssen wir die, wenn ja, dann trotzdem immer noch Prüfen?

Angeblich ist das System auch durch so eine Art IQWiG auf Kosten und Nutzen geprüft worden. Die ABDA sagt: „Unser Geld ist da gut angelegt“! Und die Industrie trägt die Hauptlast.
Liebes Tagebuch des Herrn Ditzel, da steuern wir doch gerne den Rest dazu bei und kümmern uns freiwillig mit Freude und um sonst, um einen weiteren Ärger im Alltag den das Ganze wieder mit sich bringt.

Ich wünsche allen ein schönes 2019 und auch noch einen ruhigen Sonntag.
Bernd Jas

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Rezepturen und Gebührenordnung

von Kerstin Kemmritz am 14.02.2016 um 14:23 Uhr

Wieder ein Tagebuch mit vielen diskutablen Ideen und -beiträgen. Gut auch, dass wir hören (oder lesen), wer sich bundesweit für welche Ideen erwärmen könnte. Also vielleicht Siemsen für das Thema "Gebührenordnung"?

So neu ist es auch gar nicht, denn die Sonderpositionen der Arzneimittelpreisverordnung wie Rezepturvergütungen, Btm-Doku und Beschaffungskosten sind nichts anderes als ein Mini-Gebührenkatalog. Warum also setzen wir uns nicht stärker für einen Um- und Ausbau ein, ohne damit die packungsbezogene Vergütung als Grundlage aufzugeben?

In die packungsbezogene Vergütung gehört m.E. alles, was quasi so gut wie jede Apotheke in ähnlichem Umfang vorrätig halten und an Leistungen erbringen soll. DAS müssen wir als Berufsstand endlich definieren und DAFÜR müssen wir auch immer wieder eine Anpassung fordern. Erst recht, wenn neue Aufgaben (securPharm und Medikationsplan), neue Bürokratie (QMS, ApBetrO, Rabattverträge) oder sonstige neue Kosten auftreten. Das ist seit Jahren/Jahrzehnten nicht ausreichend passiert.

Anders sieht es mit Aufgaben und Leistungen aus, die standortbedingt höchst unterschiedlich anfallen. Dazu zählt auch die Rezepturherstellung (und dazu würde wahrscheinlich auch ein Medikationsmanagement zählen). Allein bei den Kollegen meiner Berliner Liste haben wir Anfertigungszahlen für Rezepturen von unter 100 bis zu 5000 pro Jahr. Klar, dass derartige Unterschiede nicht mit einer für alle gleichen Pauschalvergütung abgegolten werden können!

Hier muss die Standesvertretung endlich mehr Mut beweisen und eine Anpassung der Gebühren in Richtung Vollkostenrechnung für die Herstellung eines maßgefertigten Arzneimittels fordern! Und für ein vertretbares Maß an bürokratischem Aufwand sorgen. Warum also nicht wirklich überdenken, ob jede Apotheke die (seltenen) Rezepturen selbst herstellen muss oder ob sie einfach nur für die Herstellung verantwortlich ist, egal, wo und wer diese Herstellung dann durchführt? Was bei Zytostatika funktioniert, dürfte bei anderen Magistralrezepturen kein Problem sein. Schon gar nicht bei dem heutigen Stand der Versorgungslogistik. Und zu den anderen Vereinfachungen hinsichtlich Eingangsprüfung von Ausgangsstoffen hat nicht nur Kollege W. Müller schon jede Menge an anderer Stelle geschrieben. Wenn ich in Notzeiten (=Epidemie) verblombte Oseltamivir-Gebinde ohne Eingangsprüfung verwenden darf, ist für mich nicht zu verstehen, warum das nicht auch "normalerweise" funktionieren sollte.

Also: Es gibt viel zu tun! Unterstützen wir die, die es anpacken wollen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Klitzekleine Korrektur

von Gunnar Müller, Detmold am 14.02.2016 um 16:14 Uhr

Im Falle einer Auslagerung von Sonder-Rezepturen wäre die herstellende Apotheke doch wohl für Herstellung und Transport und die Rp-empfangende Apotheke für Abgabe und Beratung zuständig, oder?

Schizophrenie....

von gabriela aures am 14.02.2016 um 14:22 Uhr

Zur Politik allgemein und Frau Steffens:
Es herrscht Schizophrenie im Umgang mit den Apotheken, wie es ein Kollege im anderen Forum nannte.
Da mag Frau Steffens eine einzelne, vernünftig denkende und angenehme Ausnahme sein, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer !
Wobei sie noch bedenken sollte :
1.mehr Apotheken in den Innenstädten bedeuten nicht höhere Ausgaben für die GKV !
2. Die Chefs haften mit ihrem Privatvermögen - die Zeiten der wilden Neugründungen ist weitgehend vorbei,das Risiko, alles zu verlieren ist zu groß.
Eine Altersversicherung wie früher, als sich Apotheken automatisch und wie geschnitten Brot zu einem guten Preis verkaufen ließen, sind weitgehend vorbei, die Mehrzahl der Innenstadtapotheken dürfte wohl "Altbestand" sein.
Natürlich gibt es immer noch Kamikaze-Unternehmungen (siehe kürzlich in Hildesheim), die werden aber weniger und dienen vermutlich dem Ego mancher Ex- und Noch-Easy-Leuten .
Also Sandkastenspiele auf dünnem Eis....und immer findet sich seltsamerweise noch jemand, der das mitmacht...

Insgesamt ist es doch völlig egal, wie und was Apotheken machen, ob sie heilberuflich abgeben oder rein kaufmännisch verkaufen - es wird uns immer zum Nachteil gereichen !
Die höheren RX-Preise steigern den Umsatz - dank der Rösler-Tabelle bedarf es deswegen keiner Honorarerhöhung.
Die Packungszahl, die nahezu gleich bleibt, bezieht man sicherheitshalber nicht in die Berechnungen ein.
Höhere EK-Preise für RX bedeuten gleichzeitig für viele Apotheken eine Zwangsabgabe an den Großhandel , den sog. Handelsspannenausgleich.
Steuern können wir hier nichts - oder schickt irgendjemand den 10. Kassen-Patienten mit Insulin und/oder Gliptin weiter ? *LOL*
Der Großhandel ist sowieso fast so kreativ wie die Politik, wenn es darum geht, bei den Apotheken irgendwo noch einen Rechnungsposten zu (er)finden.

Kürzlich beim OTC-Gipfel im September wurde die Berechnung dargelegt, wieviel die Apotheken den Krakas durch die qualifizierte und beratunsgbegleitete Abgabe von Medikamenten in der Selbstmedikation ersparen
"Den wirtschaftlichen Nutzen der apothekengestützten Selbstmedika­tion beziffert May auf rund 4,5 Milliarden Euro. Das sei mehr, als die Inanspruchnahme der Apotheken in Deutschland im vergangenen Jahr gekostet habe. "

(Tja - und: irgendwas draus gemacht ? Nö )

Aber auch das wird gegen statt massiv (gerade von der Standesvertretung) für uns verwendet:
1. Den Apotheken wird sofort "Geschäftemacherei" unterstellt.
2. Diese Umsätze fließen natürlich auch wieder in die Rösler'sche Berechnungsgrundlage fürs Honorar ein.

"Apotheke" ist heutzutage eigentlich "fucking for virginity".

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

HÄNDE WEG VON DEN APOTHEKEN !

von Gunnar Müller, Detmold am 14.02.2016 um 13:59 Uhr

Wer nicht aus der Geschichte lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.
Vor 4 Jahren war Steinmeier noch Fraktionschef. Da haben wir Jungs vom gerade mal gegründeten apothekerprotest ihm in Detmold mit Flugblättern zum 'Tod der kleinen Apotheke um die Ecke' aufgelauert.
Dann die Demo zur ApothekenBetriebsordnung vorm Bundesrat in Berlin.
Apothekerprotest bei der ABDA und dem noch-Vize FS.
Dazu die ersten Kossendey-Videos.
Die ersten Kolleginnen zogen 'blank'.
Massenweise Briefe an Abgeordnete.
Und und und ......
Stück für Stück ist die Denke von damals jetzt endlich angekommen bei Siemsen (wie wär's denn mal mit Basis auf den 'Rohertrag' .....?) und Co. Aber es sind immer noch viel zu wenige, die den Neu-Anfang wirklich wollen - und ihn dann auch mit Tatkraft und für alle sichtbar voranbringen.
Nein,
auch 2016 ist wieder einmal und nach wie vor die Basis und jede und jeder Einzelne von uns gefordert!
Machen wir unseren sog. Standesvertreterinnen und -vertretern 'Feuer unterm Hintern'.
'Bombardiert' sie mit Euren Wünschen, Ideen, Forderungen.
Regt Euch - und regt Euch hörbar auf.
Nutzt die Gremien, die Politik und die Foren.
Und:
Laßt alle daran teilhaben und vernetzt Euch.
Noch ist nichts erreicht!
Draußen bei den Politikern wie drinnen bei unserer obersten Berufszertretung...........
Denn:
WIR sind die Apotheker!
Und wir sind's leid, uns für 1,3% der Kosten am Gesundheitswesen immer und immer wieder rechtfertigen zu müssen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Abseits

von Reinhard Rodiger am 14.02.2016 um 12:09 Uhr

Es mangelt wirklich nicht an Taten, das berufliche Abseits perfekt zu gestalten. Getragen von tiefem Misstrauen, willfähriger Willenslosigkeit, selbstquälerischen Exegesen und bewusster Gegenwartsleugnung werden wir ohne erkennbaren Widerstand durch die eigenen Leute quasi executiert.
Weder Rückgrat noch Lebenswille sind führungsseitig zu erkennen.Dabei sind die offenen Fragen so vielfältig, so fordernd und die vorliegenden Antworten so schwächlich, dass jedem, der das System kippen will das Herz lacht.

Es ist mehr als ein Trauerspiel, sich mit verstärkter Schnüffelei, fehlendem Evidenzinteresse, verkrampftem Hochhalten von Elitefunktionen, absoluter Abstinenz von meinungsbildendem Engagement und Ausblenden lebenswichtiger wirtschaftlicher Fragen für die Zukunft profilieren zu wollen

Woher soll bei dieser Perspektive Motivation für die Zukunft zustandekommen? Ist da nicht der Gesundheitscoach- also Unabhängigkeit von allen Quälereien eine willkommene Perspektive ? Das kann für einige schon so sein. Doch allein die Vorstellung müsste Feueralarm auslösen.
Die Hütte brennt und unsere Visionsgeber versaufen das Löschwasser. Glück auf.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Guten Morgen,

von gabriela aures am 14.02.2016 um 11:33 Uhr

meine Lieben !

1. Wieso zahlen defacto schlußendlich eigentlich immer die Apotheken für den wissenschaftlichen Fortschritt ?
Honorar deckeln bei Hochpreisern - ja klar.

2. Jede Woche lesen wir, was unsere Standesvertretung NICHT mag, nicht macht oder initiiert ( Scherzle !) und vorantreibt....so unwichtiges Zeuch wie IT oder Evidenz, G-BA - Berechnungen, Transparenz , Gegengutachten zum Siggi G., zum Wohle der Apotheken HANDELN oder gar intelligenten Protest.
Vielleicht hat ja mal einer der hohen Herren (und Damen) kurze 5 Minuten Zeit, dem Herrn Kern ein Zettelchen zur Verkündung zuzustecken, auf dem steht :
"Was ich mag".
Dann können wir uns mal alle drauf einstellen, daß da außer "-Schlümpfe
-Ritter/Hofdame spielen
- Burgen bauen"
wenig anderes drauf steht.
Und endlich dürfen wir die allwöchentliche Hoffnung auf "unsere" ABDA hochoffiziell begraben.

Umbauen und personell verändern, professionalisieren wird sich die heutige ABDA sicher nicht freiwillig, die sind ja nicht wirklich dumm...und wir sehen zahlend zu.


» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Null

von Christian Giese am 14.02.2016 um 11:05 Uhr

Eigentlich schade, dass es schon wieder vorbei ist, dieses einmalig schöne Traumtagebuch letzter Woche.
Escapismus sagen manche dazu, Flucht in düsteren und schwierigen Zeiten in positive Träumerei. Innere Sorgen halt.
Da neigen wir Apotheker doch zur Flucht ins Überordentliche:
Ein Kammerpräsident grübelt über eine neue Gebührenordnung.
Klingt nach noch mehr Bürokratie, dieser gesichtslosen, uns wohl bekannten Maschine, die ohne Ansehen von Fall und Person retaxiert. Null executiert.
Wollen wir diese Nebenwirkung?
Als ob sich innere Sorgen äußerlich mit einer Gebührenordnung eingrenzen lassen?
Wir sollten bei mehr Fassung und Haltung bleiben und nicht escapierend in Träume flüchten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.