Paracetamol in der Schwangerschaft

Testosteron-Senkung bei männlichen Nachkommen

26.05.2015, 10:45 Uhr

Die längere Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft könnte bei ungeborenen männlichen Feten die Testosteron-Produktion reduzieren. (Foto: Subbotina Anna/Fotolia)

Die längere Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft könnte bei ungeborenen männlichen Feten die Testosteron-Produktion reduzieren. (Foto: Subbotina Anna/Fotolia)


Remagen – Die längere Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft könnte bei ungeborenen männlichen Feten die Testosteron-Produktion reduzieren. Darauf deuten Studien an Mäusen hin, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ veröffentlicht wurden. Eine reduzierte Exposition gegenüber dem Hormon im Mutterleib ist mit einem erhöhten Risiko von Unfruchtbarkeit, Hodenkrebs und Hodenhochstand in Verbindung gebracht worden.

Forscher am Zentrum für reproduktive Gesundheit des britischen Medical Research Council (MRC) an der Universität von Edinburgh untersuchten die Wirkung von Paracetamol auf die Testosteron-Produktion an Mäusen mit Transplantaten von menschlichem Hodengewebe, einem validierten Xenograft-Modell. Mit diesem wird die Entwicklung des Hodenwachstums und ihrer Funktion während der Schwangerschaft imitiert.

Die Wissenschaftler verabreichten den Versuchstieren eine typische Tagesdosis von Paracetamol, entweder über einen Zeitraum von 24 Stunden oder sieben Tagen und ermittelten die Menge an Testosteron, die innerhalb von einer Stunde nach der letzten Dosis durch das menschliche Gewebe produziert wurde. Während sich nach einer Paracetamol-Behandlung über 24 Stunden keine Auswirkungen auf die Testosteron-Produktion ergaben, war diese nach sieben Tagen Exposition um 45 Prozent reduziert. Auch das Samenblasengewicht, ein Biomarker für die Androgen-Exposition, war um 18 Prozent erniedrigt.

„Die Studie ergänzt die bestehenden Hinweise, dass eine längere Verwendung von Paracetamol in der Schwangerschaft das Risiko von späteren Fortpflanzungsstörungen bei männlichen Babys erhöhen kann“, kommentierte Dr. Rod Mitchell, Wellcome Trust Intermediate Clinical Research Fellow an der Universität von Edinburgh. Nach Angaben der Autoren lagen die Plasmakonzentrationen an Paracetamol eine Stunde nach der letzten Dosis deutlich unterhalb denjenigen, die beim Menschen nach einer therapeutischen oralen Dosis erreicht werden.  Sie halten weitere Untersuchungen für erforderlich, um die minimale Dosis zu ermitteln, die den nachteiligen Effekt auslöst und um den Mechanismus aufzuklären, der dazu führt.

Quelle: Van den Driesche S et al. Prolonged exposure to acetaminophen reduces testosterone production by the human fetal testis in a xenograft model. Sci Transl Med. 2015 May 20;7(288):288ra80.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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