Arzneimittel und Therapie

ASS bei Präeklampsie-Risiko vorzeitig absetzen?

Marker bietet Orientierung

Schwangere mit erhöhtem Präeklampsie-Risiko nehmen niedrig­dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) üblicherweise bis Schwangerschaftswoche (SSW) 36 ein. Mit unauffälligem Risikomarker zwischen den SSW 24 und 28 könnten sie ASS jedoch vorzeitig absetzen, ohne häufiger eine Präeklampsie zu erleiden. Das legt nun eine Studie mit 968 Schwangeren nahe.

Präeklampsie tritt bei etwa 2% bis 4% der Schwangerschaften auf. Ein Screening zwischen den Schwangerschaftswochen 11 und 13 filtert 60% der Betroffenen heraus. Beginnen sie unmittelbar mit der täglichen Einnahme von 150 mg ASS, verhindert das knapp zwei von drei Fällen. Allerdings deuten neuere Daten darauf hin, dass ASS das Risiko für peripartale Blutungen erhöht. Neben einer genauen Selektion der Risikopatientinnen könnte also auch ein vorzeitiges Absetzen von ASS das Komplikationsrisiko senken.

In einer randomisierten multizentrischen Studie an neun spanischen Krankenhäusern haben Forscher jetzt untersucht, wie ein vorzeitiges Absetzen von ASS das Präeklampsie-Risiko beeinflusst. Hierfür wählten sie gezielt jene Schwangeren aus, die in den SSW 24 bis 28 ein normales Verhältnis einer bestimmten löslichen Tyrosinkinase zu plazentarem Wachstumsfaktor (sFlt-1:PlGF-Ratio) aufwiesen. Erhöhte Werte dieses Blutmarkers gehen einer Präeklampsie typischerweise mehrere Wochen voraus. Ein normaler Wert macht das Auftreten einer sehr frühen Präeklampsie vor 34 Schwangerschaftswochen sehr unwahrscheinlich.

Je nach Randomisierung setzten die Schwangeren ASS vorzeitig in den SSW 24+0 bis 27+6 ab (Interventionsgruppe, n = 473) oder nahmen es wie geplant bis SSW 36 ein (n = 463). Tatsächlich trat in der Interventionsgruppe eine Präeklampsie vor SSW 37 nur bei 1,48% der Frauen gegenüber 1,73% in der Kontrollgruppe auf. Zusätzlich sank das Risiko für kleinere Blutungen und weitere Komplikationen. Ob das vorzeitige Absetzen auch schwere Blutungskomplikationen sowie Plazentalösung oder intrakranielle Blutungen reduziert, müssen größere Studien zeigen. |

Literatur

Mendoza M et al. Aspirin Discontinuation at 24 to 28Weeks’ Gestation in Pregnancies at High Risk of Preterm Preeclampsia: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2023;329(7):542-550, doi: 10.1001/jama.2023.0691

Apothekerin Anna Carolin Antropov

Das könnte Sie auch interessieren

Hinweise auf eine erhöhte Fruchtbarkeit unter niedrigdosierter ASS

ASS als „Pro-Baby-Pille“?

Was Schwangeren mit Präeklampsie geraten werden kann

Wenn der Druck zu stark steigt

Eine Frage der Dosierung und des Stadiums

ASS in der Schwangerschaft

Risikoabschätzung und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen

Aus heiterem Himmel?

Erhöhtes Risiko für intrakranielle Blutungen in der Primärprävention

Für wen überhaupt noch niedrig dosierte ASS?

Komplikation in der Schwangerschaft beruht häufig auf Mineralstoffmangel

Präeklampsierisiko mit Magnesium senken

Erhöhung des Blutungsrisikos wiegt Vorteile auf

Rückblick 2023: Immer weniger Indikationen für ASS 100

Erhöhung des Blutungsrisikos wiegt die Vorteile auf

Immer weniger Indikationen für ASS 100

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.