Gesundheitspolitik

Kommentar: Das Virus und der Minister

Dr. Armin Edalat

Corona und Karl Lauterbach hängen seit zwei Jahren unweigerlich zusammen. Man könnte sogar meinen, dass die Pandemie für den SPD-Politiker die beste Chance war, sich endlich aus seinem gesundheitspolitischen Schattendasein zu befreien. Immerhin ist Lauterbach bereits seit 2005 Bundestags­abgeordneter, doch die große Bühne blieb ihm lange Zeit verwehrt. Aus dem „Mann mit Fliege“ wurde dank Corona der „Mann mit FFP3-Maske“, der gefühlt keine Talkshow und keinen Tweet auslässt, um vor den Gefahren des Virus zu warnen. Manche seiner Vorhersagen stimmten, nicht wenige seiner Aussagen wurden dagegen als übertrieben und auch falsch entlarvt. Dennoch: In der Pandemie verzeihen die Menschen mehr als sonst. Lauterbach galt daher bislang als „Minister der Herzen“. Doch mit der sinkenden Corona-Inzidenz schwindet auch seine Beliebtheit. Die auslaufende Welle offenbart, dass es in Lauterbachs Ressort nicht ganz rund läuft. Da wird der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz zur freiwilligen Isolation ab 1. Mai kurzerhand von ihm einkassiert – im Rahmen einer abendlichen Talkshow und eines Tweets mitten in der Nacht. Das Scheitern der Impfpflicht ab 60 im Bundestag ist zwangsläufig auch als seine persönliche Niederlage anzusehen. Für all das kann er sich nun öffentlich versuchen zu erklären und zu entschuldigen. Der Gesundheits­minister gilt für Kritiker als angezählt. Dabei steht die Feuertaufe Karl Lauterbachs noch bevor: Sollte Corona bis Herbst tatsächlich kein Thema mehr sein, dann muss er sich nun mit den drängenden Fragen des Gesundheitssystems beschäftigen und weniger mit der Pandemie.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.