Gesundheitspolitik

Kommentar: Ohne Sinn und Verstand

Armin Edalat

Viele sehen Spahns Schnelltest-Schnellschuss in einer Linie mit seiner Hals über Kopf initiierten Ausgabe von kostenlosen FFP2-Masken an die Risikogruppen. Doch die aktuelle Ankündigung des Ministers, Antigen-Schnelltests ab März niederschwellig und großflächig anzubieten, hat eine andere Dimension als die bürokratische und längst überfällige Verteilung von Schutzausrüstung an Risikogruppen seit Dezember 2020. Spahn will Öffnungen, und dieser Wunsch ist sicher nicht exotisch. Als Mitglied der Bundesregierung wäre er sogar prä­de­s­ti­niert dafür, entscheidend auf die Kanzlerin einzuwirken, die in dieser Frage bekanntlich eher zurückhaltend ist. Doch anstatt wohlüberlegt und strategisch vorzugehen, preschte er im Alleingang vor mit dem Versprechen, den Menschen im Land mit einer neuen Testoffensive entgegenzukommen – offenbar ohne vorherige Absprache mit dem Kanzleramt. Nach der vermasselten Corona-Warn-App und einer nur schleppend anlaufenden Impfkampagne greift sich der Minister den nächsten Strohhalm bei der Suche nach dem besten Weg raus aus dem ewigen Corona-Lockdown. Nach österreichischem Vorbild könnte man es ja tatsächlich versuchen, den Menschen auch hier mehr Freiheiten zu bieten. Doch dafür braucht es einen Plan, und nicht nur die Methode. „Freibier“ zu versprechen, mag ja in manchen Kreisen die Beliebtheitswerte von Politikern hochtreiben. Insbesondere die Ausgabe von Selbsttests hätte aber intelligenter aufgezogen werden müssen, z. B. durch die aktive Mitwirkung des pharmazeutischen Personals im Rahmen der Apothekenpflicht und der damit einhergehenden Beratung und Betreuung potenziell Infizierter.

Dr. Armin Edalat, Chefredaktion der AZ

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