Wirtschaft

PCR-Pool-Test statt Schnelltest aus der Apotheke?

Bayern ändert Teststrategie bei Kita-Kindern / Bayerischer Städtetag kritisiert fehlende Unterstützung durch den Freistaat

cha | Bislang konnten Eltern von bayerischen Kita-Kindern gegen Vorlage eines Berechtigungsscheins Selbsttests in den Apotheken abholen. Als Alternative dazu sollen zukünftig in den Kitas PCR-Pool-Tests durchgeführt werden.

Seit Ende der Pfingstferien können Eltern, deren Kinder eine bayerische Kita besuchen, in den Apotheken Selbsttests abholen, um ihren Nachwuchs zweimal die Woche auf das Coronavirus SARS-CoV-2 zu testen. Pro abgegebener 10er-Packung erhalten die Apo­theken seit 1. September 42 Euro, zuvor waren es 60 Euro.

Doch die Nachfrage nach den Schnelltests könnte bald deutlich weniger werden. Am vergangenen Dienstag kündigte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ an, dass Bayern zukünftig Lollitests mit PCR-Standard in Kitas einführen wird. „Wir wollen noch mehr Sicherheit in den Kitas“, betonte Söder, „wir werden daher auf Wunsch der Eltern die Lollitests ermöglichen.“ Die Kommunen sollen dabei laut Söder ein Wahlrecht haben, ob sie die Lollitests einführen oder die bisherigen Antigen-Schnelltests weiter anbieten wollen. In beiden Fällen wird der Freistaat dafür die Kosten übernehmen, erklärte Söder.

PCR-Pool-Tests sollen zukünftig verpflichtend an den bayerischen Grund- und Förderschulen durchgeführt werden. Dazu werden Speichelproben von mehreren Personen gemeinsam in einer Gesamtprobe (dem „Pool“) untersucht, erklärt das bayerische Kultusministerium auf seiner Website. Die Proben­entnahme geschieht durch einen „Lollitest“, bei dem die Schüler für 30 Sekunden an einem Abstrichtupfer lutschen. Alle Abstrichtupfer einer Klasse kommen gemeinsam in einen Behälter, die Auswertung erfolgt via PCR-Test. Dafür müssen die Speichelproben an der Schule abgeholt und in einem Labor ausgewertet werden. Wird ein Pool positiv auf eine Infektion mit COVID-19 getestet, erfolgt eine individuelle Nachtestung anhand von Rückstellproben.

Foto: Oksana Kuzmina/AdobeStock

Mit Lollitests soll nun auch in bayerischen Kitas auf Corona getestet werden. Doch inwieweit die Kommunen dabei mitmachen, muss sich noch zeigen.

Ministerrat entscheidet am 21. September

Den entsprechenden Beschluss zur Einführung der PCR-Pool-Tests an den Kitas fasste das bayerische Kabinett ebenfalls am vergangenen Dienstag. Danach können künftig die „Landkreise und kreisfreien Städte in Abstimmung mit den Trägern entscheiden, welches Testverfahren sie in den einzelnen Kitas (...) durchführen wollen“, heißt es im „Bericht aus der Kabinettssitzung“ vom 14. September. Wenn sich eine Kommune gemeinsam mit den Trägern für PCR-Pool-Tests entscheide, diese in eigener Verantwortung beschaffe, anbiete und durchführe, erstatte der Freistaat die entstehenden angemessenen Kosten über Kostenpauschalen. Gelten soll dies analog zum Bezug der Tests aus der Apotheke zunächst bis Jahresende. „Damit besteht ein echtes Wahlrecht: Selbsttests aus den Apotheken oder selbst beschaffte PCR-Pool-Tests“, heißt es weiter. Nun soll das Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales ein entsprechendes Förderprogramm erarbeiten und mit verschiedenen Ministerien sowie den maßgeblichen Verbänden, insbesondere den Kommunalen Spitzenverbänden, abstimmen. Dem Ministerrat soll dies dann am 21. September 2021 zur Entscheidung vorgelegt werden.

Im Klartext bedeutet das, dass sich die Kommunen selbst um die Logistik kümmern müssen. Eine zentrale Steuerung wie bei den Grund- und Förderschulen sei „aus logistischen Gründen nicht umsetzbar“, sagte Familienministerin Carolina Trautner laut einem Bericht von BR24 dazu. Der Bayerische Städtetag sieht hier große Probleme auf die Kommunen zukommen. „Leider weckt die Staatsregierung – wie schon so oft in den letzten Wochen und Monaten – mit voreiligen Versprechungen Erwartungen bei Eltern, Kindern und Erzieherinnen und Erziehern, die dann die Kommunen erfüllen müssen, aber so schnell kaum erfüllen können“, sagte Geschäftsführer Bernd Buckenhofer dem Bayerischen Rundfunk. Es wäre sinnvoll, die Tests nach dem Vorbild der Grundschulen mit einer übergeordneten Logistik auf Landesebene zu organisieren. „Der Freistaat selbst will diese Aufgabe für die Kitas nicht übernehmen und schiebt die Umsetzung nun an die Kommunen weiter“, kritisierte er und warnte: „In der Praxis werden sich wegen der kleinräumigen Struktur der Kitas eine Fülle an Problemen aufwerfen.“ Denn anders als bei den Schnelltests brauche es hier eine „überörtliche Logistik für den zeitnahen Transport der Poolteststreifen in die zu beauftragenden Labore, die entsprechende Test-Kapazitäten vorhalten müssen – soweit sie nicht bereits durch die hohe Zahl an Grundschultests gebunden sind“. Dies sei durch die Träger und die Gemeinden ohne planerische staatliche Unterstützung nicht flächendeckend zu schaffen. Der Städtetag geht daher davon aus, dass die PCR-Pool-Tests in vielen Kitas so schnell nicht kommen werden: „Insofern werden kurzfristig die Antigen-Schnelltests in den Kitas weiter über­wiegend Anwendung finden.“

Derzeit bleiben also etliche Fragen offen. Müssen die Kommunen tatsächlich die PCR-Tests selbst organisieren oder entscheidet sich der Freistaat doch noch dazu, logistische Unterstützung zu leisten? Und wie viele Kommunen werden bei mangelnder Unterstützung lieber bei dem Angebot von Schnelltests aus der Apotheke bleiben? Näheres dazu wird sich wohl erst im Laufe dieser Woche ergeben. |

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