Gesundheitspolitik

Kommentar: Mit spitzem Bleistift rechnen

Christine Ahlheim

Das E-Rezept rückt – zumindest langsam – näher und mit ihm die Angebote an Apotheken, sich auf einer Plattform eine digitale Präsenz zu sichern. Doch auch wenn teilweise mit günstigeren Einstiegspreisen zum schnellen Abschluss gedrängt wird, sollte man sich gut überlegen, wem man sich anschließen möchte.

Vor allem sollte man mit spitzem Bleistift rechnen, wie viel vom eigenen Verdienst am Ende bei der Plattform landet und ob man sich das leisten kann und will. So verlangt die neue Plattform gesund.de Transaktionsgebühren von 6 Prozent für jeden Non-Rx-Kauf über den Shop (s. S. 4). Angesichts der ohnehin unter dem Konkurrenzdruck der Versender stehenden OTC-Preise stellt sich die Frage, wie viel Mehrumsatz über die Plattform generiert werden muss, damit sich das rentiert. Aber auch bei Start- und Grundgebühren sollte man kritisch prüfen, was man für sein Geld bekommt und ob man das überhaupt braucht.

Zudem gilt es, genau hinzuschauen, mit wem man sich einlässt. Haben die Anbieter wirklich – neben ihren eigenen Inter­essen – auch das Wohl der Vor-Ort-Apotheken im Sinn? Oder besteht nicht die Gefahr, dass die teilnehmenden Apotheker nur zu nützlichen Idioten der Versender werden, wie es bei DocMorris der Fall sein dürfte?

Wer sich nicht sicher ist, ob er sich überhaupt an eine Plattform binden will, oder wenn ja, an welche, sollte daher lieber abwarten. Das E-Rezept kommt ohnehin langsamer, als das Bundesgesundheitsministerium und die gematik es gerne hätten. ­Sobald es an Fahrt aufnimmt, kann man sich ggf. immer noch entscheiden. Und wird auch dann noch bei jedem Anbieter sehr herzlich willkommen sein.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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