Wirtschaft

Mehr Mühen für die Zukunft der Apotheken

Generalversammlung der Noweda: Umsatzwachstum und Zukunftspakt

tmb | Bei der Generalversammlung der Noweda eG berichtete der Vorstandsvorsitzende Dr. Michael P. Kuck über ein deut­liches Umsatzwachstum des genossenschaftlichen Pharmagroßhändlers. Bestimmende Themen waren aber die Herausforderungen durch die Pandemie und den Arzneiversand. Dagegen setzt die Noweda vor allem auf den Zukunftspakt Apotheke.

Im Geschäftsjahr 2019/20 setzte die Noweda-Gruppe laut Geschäftsbericht 7,847 Milliarden Euro um. Das sind 500,7 Millionen Euro oder 6,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Von diesem Zuwachs entfielen 461,0 Millionen Euro auf Deutschland und 39,7 Millionen Euro auf die Betriebsstätten der Tochtergesellschaften in der Schweiz und in Luxemburg. Daraus erwirtschaftete der ge­nossenschaftliche Pharmagroßhändler ein Betriebsergebnis von 68,1 Millionen Euro oder 0,8 Prozent vom Umsatz (weitere Geschäftszahlen siehe Tabelle).

Tab.: Noweda in Zahlen
Geschäftsjahr 2019/20
Geschäftsjahr 2018/19
Anlagevermögen (in Mio. €)
215,6
214,0
Eigenkapital (in Mio. €)
485,0
464,8
Bilanzsumme (in Mio. €)
1.502,6
1.419,4
Umsatz (in Mio. €)
7.846,9
7.346,2
Rohertrag (in Mio. €)
381,9
357,9
Betriebsergebnis (in Mio. €)
68,1
65,2
Jahresüberschuss (in Mio. €)
37,9
36,2
Investitionen (in Mio. €)
18,7
17,3
Bruttodividende auf Grundanteile (in %)
8,5
11,0
Bruttodividende auf freiwillige Anteile (in %)
10,0
13,2
Mitglieder
9.327
9.302

Die Tabelle zeigt die wichtigsten Daten zur Geschäftsentwicklung der Noweda-Gruppe im Berichtsjahr 2019/20 im Vergleich zum Vorjahr.

Noweda „stark und solide“

Die Generalversammlung der Noweda eG fand am 25. November als Online-Veranstaltung mit Online-Abstimmungen statt. Doch auch in der veränderten Veranstaltungsform blieb als zentraler Gedanke der Generalversammlung die genossenschaftliche Idee des gemeinsamen Handelns. Besondere Aspekte waren die Belastungen durch die Pandemie und die Herausforderungen durch den Arzneimittelversand. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Michael P. Kuck dankte den Mitarbeitern des Unternehmens für den „großartigen Einsatz“ in der schwierigen Zeit der Pandemie. In dem anspruchsvollen Marktumfeld habe sich die Noweda erneut bewiesen. Sie sei „stark und solide“. Es sei der Anspruch der Noweda, der Premium-Partner unter den Großhandlungen zu sein. Auch beim Natur-, Umwelt- und Klimaschutz wolle die Noweda ganz vorn sein, ergänzte Kuck und verwies auf den Einsatz von Photovoltaikanlagen und weitere Umweltschutzmaßnahmen. Kuck berichtete über Investitionen von 18,7 Millionen Euro zur Erhaltung der Anlagen und zur Verbesserung der Abläufe. Die Eigenkapitalquote von 32,3 Prozent unterstreiche die solide Position der Noweda im Markt. Im Berichtsjahr kamen 311 neue Mitglieder zur Noweda, 286 schieden aus, am Stichtag waren es 9.327. Die Gesamtkosten seien unter­proportional zum Umsatz gestiegen. Weitere Einsparungen seien ohne Qualitätsverlust kaum mehr möglich. Der Jahresüberschuss stieg um 1,7 Millionen Euro auf 37,9 Millionen Euro. Zum neuen Geschäftsjahr, das seit dem 1. Juli 2020 läuft, erklärte Kuck, dies habe unter dem Einfluss der Pandemie „verhalten begonnen“, liege aber noch im Rahmen der Erwartungen. Es werde ein Ergebnis auf dem Niveau der letzten Jahre erwartet.

Foto: Noweda

Der Noweda-Vorstandsvorsitzende Dr. Michael P. Kuck rief bei der Online-Generalversammlung dazu auf, „den Apothekenmarkt gegen die Begehrlichkeiten und gegen die Gier der industriellen Versender zu verteidigen“.

Neue Dividendenstrategie

Das Ergebnis des Berichtsjahres lasse eine Dividendenzahlung in Höhe der Vorjahre zu, erklärte Kuck. Doch Aufsichtsrat und Vorstand seien der Auffassung, dass die Dividende in diesem und in den kommenden Jahren niedriger ausfallen sollte, um das Unternehmen im Interesse der Mitglieder weiter zu stärken. Nun werde nach einem guten Jahresergebnis, „also aus einer Position der Stärke heraus“, aufgrund von zwei Überlegungen eine niedrigere Dividende vorgeschlagen, erläuterte Kuck. Erstens sei die traditionell hohe Ausschüttungsquote der Noweda durch zusätzliche Geschäftsanteile weiter gestiegen. Mit zuletzt rund 72 Prozent sei die Ausschüttungsquote sehr viel höher als beim Durchschnitt der DAX-Unternehmen mit 41 Prozent. Doch eine zu hohe Ausschüttungsquote verhindere notwendige Investitionen und die Stärkung der Rücklagen. Zweitens sei der Risikorahmen zu beachten. Es sei unklar, ob Versender auch nach der Pandemie weiter profitieren und wie sich die AvP-Insolvenz auswirkt. Doch sei eine Quantifizierung möglicher Ausfälle weiterhin nicht möglich. Insgesamt gelte es, die Teilhabe der Mitglieder und die Stärkung der Noweda zu berücksichtigen und dafür eine neue Balance zu finden. Mit der vorgeschlagenen – und im weiteren Verlauf der Generalversammlung beschlossenen – Bruttodividende von 8,5 Prozent auf die Grundanteile und 10,0 Prozent auf die freiwilligen Anteile befinde sich die Noweda weiter auf einem sehr hohen Niveau.

Gemeinsam arbeiten im Zukunftspakt Apotheke

Angesichts der Herausforderungen durch den Versand ging Kuck ausführlich auf den Zukunftspakt Apotheke mit den Partnern Burda, Pharma Privat, Apostore und Netdoktor ein. Diese strategische Allianz solle den Apotheken ermöglichen, auf Augenhöhe mit großen industriellen Versendern zu agieren. Sie habe weitere große Fortschritte gemacht. Dies betreffe die bereits aktive Vorbestellplattform „IhreApotheken.de“, auch zu erreichen unter ia.de, und die Apothekenzeitschrift „My Life“ mit 2,35 Millionen Exemplaren. Sie werde in der Werbung mit „Netdoktor“ verknüpft, dem mit 20 Millionen Zugriffen pro Monat erfolgreichsten deutschsprachigen Gesundheitsportal. Neu sei die Zusammenarbeit mit der Firma Acardo, die digitale Coupon-Aktionen in Apotheken ermögliche. Als Meilenstein für den Zukunftspakt bezeichnete Kuck die Kooperation mit der Compugroup (CGM). Das E-Health-Unternehmen sei ein neuer starker Partner, der sich zu den Zielen des Zukunftspakts bekenne. Jüngster Partner sei das Apothekenrechenzentrum ARZ Haan.

Kuck forderte die Apotheker zum Mitmachen auf, denn der Zukunftspakt könne ohne die Apotheken nicht funktionieren. Die Apotheker müssten gemeinsam mit den Partnern Aufbauarbeit leisten. Alle säßen in einem Boot, „wenn es darum geht, den Apothekenmarkt gegen die Begehrlichkeiten und gegen die Gier der industriellen Versender zu ver­teidigen“. Zur jüngsten Gesetzgebung erklärte Kuck, die Bezeichnung als „Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz“ sei euphemistisch. „Größte Schwäche dieses Gesetzes ist, dass es auf ein Rx-Versandverbot verzichtet“, so Kuck. Stattdessen gelte es nur für 90 Prozent des Marktes und bedeute damit den Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin. Das sei „ein Fest für die Versender“, die alle Register ziehen würden, um den übrigen Patienten „wunder­bare Vorteile“ anzubieten. Zugleich sei dies eine Zumutung für alle gesetzlich Versicherten. Wie diese Teil-Gleichpreisigkeit politisch bestehen bleiben soll, bleibe das Geheimnis des Gesundheitsministers. Ein Lichtblick seien die Regelungen für Temperaturanforderungen beim Transport von Arzneimitteln. Allerdings bleibe fraglich, ob die Einhaltung an­gemessen kontrolliert werde, erklärte Kuck. Denn die ausländischen Versender würden praktisch im rechtsfreien Raum agieren.

Umwälzungen im Markt

Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Matthias Lempka erklärte, die anerkennenden Worte der Politik für die Apotheken in der Pandemie täten gut. Doch wenn es darum gehe, diesen Worten auch Taten folgen zu lassen, sehe es eher düster aus, ergänzte Lempka angesichts der Halbierung des Botendiensthonorars. Die Noweda habe sich wieder gut geschlagen, aber auch Lempka wies auf schwierige Rahmenbedingungen hin, ins­besondere das steigende Direkt­geschäft mit einem Marktanteil von 16,5 Prozent. Die Fusion von Gehe und Alliance sei eine „historische Umwälzung im Großhandelsmarkt“. Dagegen verwies Lempka auf die Noweda, bei der „nicht amerikanische Kettenbetreiber darüber entscheiden, wie morgen die Bezugsstruktur in Deutschland aussieht“. Außerdem betonte Lempka die große Herausforderung durch den Versand angesichts der Pandemie und des E-Rezeptes. Darum sei die digitale Sichtbarkeit der Apotheken wichtig. Daraufhin verwies auch Lempka auf die Bedeutung des Zukunftspakts Apotheke.

Dank an Finanzvorstand Wörtz

Nach 35 Jahren im Unternehmen und 17 Jahren im Vorstand scheidet Noweda-Finanzvorstand Joachim Wörtz zum Jahresende aus Altersgründen aus dem Amt. Seine Nachfolgerin wird Cornelia Rolf. Für das Personal wird künftig André Debald zuständig sein. Lempka würdigte den jahrelangen Einsatz von Wörtz für die Mitglieder und seine Loyalität zu den Apothekern. Er sei dem Leitspruch „mit vereinten Kräften“ in besonderer Weise gerecht geworden. Wörtz dankte den Mitgliedern und appellierte an sie, über das genossenschaftliche Prinzip zu sprechen.

Wiederwahl im Aufsichtsrat

Die Amtszeiten des Aufsichts­ratsvorsitzenden Dr. Matthias Lempka und des Aufsichtsratsmitglieds Bernd Roder endeten turnusgemäß mit der General­versammlung. Beide wurden erneut in den Aufsichtsrat gewählt. Gegenkandidaten gab es dabei nicht. In der anschließenden konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats wurde Lempka wieder zum Vorsitzenden gewählt. |

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